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Baukunst des mittleren und neuen Reiches.

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Schiffe geteilt. 3. Das eigentliche Heiligtum besteht aus einer
Anzahl zu Kultuszwecken bestimmter Säle und Kammern, die sich
um das Allerheiligste (Sanctuarium) gruppieren, einen recht-
eckigen, niederen, dunkeln Raum, worin Prozessionsgeräte und
ein das Götterbild umschließendes Tabernakel bewahrt werden.
Zum Hauptportal des Tempels führt meist eine Allee von
Sphinxen, an den Kultstätten des Amon (bes. Theben) von Widdern.
Der Bestimmung nach 2 Arten von Tempeln: die 1. eigent-
lichen, dem Götterkult geweihten und 2. die Grab- oder Me-
morialtempel, die vom Grabe getrennten und monumental
ausgebildeten Grabkapellen, dem Königs-Totenkult geweiht, den
ersteren wesentlich gleich. Außerdem 3. kleine Tempel,
Kapellen für Lokalkulte. Neben den Freibauten Felsen oder
Grottentempel, den ersteren ähnlich, aber ganz oder halb im
Felsen ausgehauen.
Die Normalanlage erfährt bei den einzelnen Denkmälern
manche Abänderung, durch Hinzufügen von Höfen, Sälen usw.
oder Weglassen eines Teiles. Unorganisches Prinzip der Raum-
folge: beliebige Vermehrung der Teile. Notwendig sind: das
Allerheiligste und die es umgebenden Kammern; architektonisch
am wichtigsten: Säulensaal und Säulenhof.
b) Einzelformen des Aufbaues, im Neuen Reich vollendet
ausgebildet.
Säulen'). Für Größenverhältnisse, Anordnung und Einzel-
bildung keine feste Regel. Vier Grundformen:
1. Polygonale Säule; im Neuen Reich selten mehr an-
gewandt.
2. Papyrussäule mit Knospen-Kapitell, entweder der
von Beni-Hassan ähnlich: Schaft aus Stengeln gebildet mit ent-
sprechend gegliedertem Kapitell, Fußende eingeschnürt; oder
vereinfachte Form: Schaft ein glatter, oben mit Band umwundener,
unten eingeschnürter Zylinder, Kapitell entsprechend glatt, ab-
gestumpfte Knospe; kräftige quadratische Deckplatte.
3. Papyrussäule mit glockenförmigem Kapitell (offenem
Kelch), tritt erst im Neuen Reich auf: Schaft glatter verjüngter
Zylinder, unten eingezogen, oben von Bändern umgeben; Kapitell
unten mit Blätterkranz; würfelförmiger Deckstein, kleiner als der
obere Umfang der Glocke.
Varianten: Kapitell als hängende Glocke (Halle Thutmosis HI.
in A/zr/zßÄ), oder aufrecht, aber aus Palmenwedeln gebildet u. a.
4. Hathormaskenkapitell, hauptsächlich in der Spätzeit
angewandt, schon aus dem M. R. bekannt; das obere Ende des

') Borchardt, Die ägyptische Pflanzensäule. Berlin 1897.
 
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