Frühgermanische Kunst.
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die sich von hier aus bis nach Deutschland verbreiten (Burg in
Meran).
Das Wertvollste ist der tempietto langobardo zu Cividale,
um 750 angeblich von der Herzogin Peltrudis erbaut, rechteckig, einst
flachgedeckt; mit drei niedrigeren Altargewölben auf Säulen, Marmor-
schranke davor, und prachtvoller an der Eingangseite erhaltener
Stuckdekoration: durchbrochene Umrahmung der Türen- und
Fensterbögen auf Säulen, ein Fries von Jungfrauen mit Kränzen
und Kronen überlebensgroß, Vorläufer späterer Stuckausstattung
kleinerer Kirchen in der Schweiz, Frankreich und Deutschland
(Disentis, Germigny-des-Pres, Quedlinburg).
Von dekorativen Werken überall die Altarciborien, Schranken,
Brunnenmündungen, von Rom bis Dalmatien, mit Flechtwerk und
Flachornament geschmückt. Cividale: Altar des Ratchis in
S. Pietro, Tauftempel im Dom, Altarüberbau des Pres-
byters Eleucadio im nördl. Seitenschiff von S. Apollinare in
Classe-Ravenna, um 810.
Am besten erhalten die Bauwerke der Westgoten in
Spanien, bis zum Araber-Einbruch (711) und noch kurz nachher
(Asturien) entstanden. Reste zweier westgotischer Kirchen in der
Moschee in Cordoba, Säulen, Kapitelle, Weihwasserbecken,
Hufeisen-Bogenwerk; Mittelteil von Cristo de la Luz in Toledo,
gewölbt auf 4 Marmorsäulen; die Krypta des Doms zu Palencia,
ganz eng, mit Hufeisenbögen und Plattendeckung dazwischen,
östlich dreibogiger Abschluß auf 2 Marmorsäulen; Kirche zu
Banos, 661 von König Recceswinth errichtet, mit drei-
schiffigem viersäuligem Basilikaschiff und (einst) drei recht-
eckigen Apsiden, durch Zwischenräume getrennt, die mittlere
mit Hufeisen-Tonne, alle Bögen und Fenster hufeisenförmig;
Vorhalle mit Hufeisenbogen. Ornamentik in Kerbschnitt, Kapitelle
nach dem Vorbild korinthischer in den Holzstil übersetzt;
Kirchlein zu Comba de Bande, kreuzförmig mit kuppelartigem
Turm auf der Vierung, Bögen und Gewölbe in Hufeisen (um 700).
Ähnlich Sta. Maria in Melque b. Toledo, mit Mittelkuppel.
Hauptwerk S. Pedro de Nave (Zamora) kreuzförmig mit Mittel-
kuppel und Seitenschiffen; Eingangs-Vorhallen in der Mitte jeder
Seite; rechteckige Apsis, einst ganz mit Hufeisentonnen überdeckt;
teilweise (westlich) eingestürzt. Schmuck: Vorgesetzte Marmor-
säulen mit trapezförmigem, reichem Kapitell und Fuß. Eigenartig,
daß die östlichen Seitenschiffräume abgetrennt durch Tür und
Bogenstellung sich nach dem Mittelschiff öffnen. Großsteiniger
Quaderbau aus Granit. Schmuckfriese in Kerbschnitt, Stuck-
umrahmung der Chorfenster.
Das Wichtigste ist die einstige Königshalle zu Naranco
(Asturien), langgestrecktes siebenteiliges Tonnengewölbe mit offenen
Schmid-Burgk (Goeler), Grundriß der Kunstgeschichte. 4. Aufl. 14
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die sich von hier aus bis nach Deutschland verbreiten (Burg in
Meran).
Das Wertvollste ist der tempietto langobardo zu Cividale,
um 750 angeblich von der Herzogin Peltrudis erbaut, rechteckig, einst
flachgedeckt; mit drei niedrigeren Altargewölben auf Säulen, Marmor-
schranke davor, und prachtvoller an der Eingangseite erhaltener
Stuckdekoration: durchbrochene Umrahmung der Türen- und
Fensterbögen auf Säulen, ein Fries von Jungfrauen mit Kränzen
und Kronen überlebensgroß, Vorläufer späterer Stuckausstattung
kleinerer Kirchen in der Schweiz, Frankreich und Deutschland
(Disentis, Germigny-des-Pres, Quedlinburg).
Von dekorativen Werken überall die Altarciborien, Schranken,
Brunnenmündungen, von Rom bis Dalmatien, mit Flechtwerk und
Flachornament geschmückt. Cividale: Altar des Ratchis in
S. Pietro, Tauftempel im Dom, Altarüberbau des Pres-
byters Eleucadio im nördl. Seitenschiff von S. Apollinare in
Classe-Ravenna, um 810.
Am besten erhalten die Bauwerke der Westgoten in
Spanien, bis zum Araber-Einbruch (711) und noch kurz nachher
(Asturien) entstanden. Reste zweier westgotischer Kirchen in der
Moschee in Cordoba, Säulen, Kapitelle, Weihwasserbecken,
Hufeisen-Bogenwerk; Mittelteil von Cristo de la Luz in Toledo,
gewölbt auf 4 Marmorsäulen; die Krypta des Doms zu Palencia,
ganz eng, mit Hufeisenbögen und Plattendeckung dazwischen,
östlich dreibogiger Abschluß auf 2 Marmorsäulen; Kirche zu
Banos, 661 von König Recceswinth errichtet, mit drei-
schiffigem viersäuligem Basilikaschiff und (einst) drei recht-
eckigen Apsiden, durch Zwischenräume getrennt, die mittlere
mit Hufeisen-Tonne, alle Bögen und Fenster hufeisenförmig;
Vorhalle mit Hufeisenbogen. Ornamentik in Kerbschnitt, Kapitelle
nach dem Vorbild korinthischer in den Holzstil übersetzt;
Kirchlein zu Comba de Bande, kreuzförmig mit kuppelartigem
Turm auf der Vierung, Bögen und Gewölbe in Hufeisen (um 700).
Ähnlich Sta. Maria in Melque b. Toledo, mit Mittelkuppel.
Hauptwerk S. Pedro de Nave (Zamora) kreuzförmig mit Mittel-
kuppel und Seitenschiffen; Eingangs-Vorhallen in der Mitte jeder
Seite; rechteckige Apsis, einst ganz mit Hufeisentonnen überdeckt;
teilweise (westlich) eingestürzt. Schmuck: Vorgesetzte Marmor-
säulen mit trapezförmigem, reichem Kapitell und Fuß. Eigenartig,
daß die östlichen Seitenschiffräume abgetrennt durch Tür und
Bogenstellung sich nach dem Mittelschiff öffnen. Großsteiniger
Quaderbau aus Granit. Schmuckfriese in Kerbschnitt, Stuck-
umrahmung der Chorfenster.
Das Wichtigste ist die einstige Königshalle zu Naranco
(Asturien), langgestrecktes siebenteiliges Tonnengewölbe mit offenen
Schmid-Burgk (Goeler), Grundriß der Kunstgeschichte. 4. Aufl. 14