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Malerei der Gotik. Frankreich.

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Die Miniaturmalerei. Hohe Blüte derselben in Frankreich
in der gotischen Epoche. Förderung durch den Hof. Eine
Wandlung im Stil gleichzeitig mit den anderen Künsten beginnt
Alitte des XIII. Jahrh. Hauptsitz: Paris.
a) Ältere Richtung von ca. 1250 bis ca. 1350. Technik:
Federzeichnungen, scharf und sicher, mit Deckfarben ausgemalt,
ohne Modellierung und Schattierung; Figuren schlank, weich,
leicht geschwungen; Farben: Rot, Gold, Blau. Psalter des
heiligen Ludwig in Paris, Bibi. nat. (78 Bilder auf Goldgrund,
biblische Geschichten zwischen 1253 und 1270 entstanden). —
Breviarium Parisiense von Meister Honore (1296) in Paris, Bibi,
nat. — Das Schatzbuch von Origny, aus dem Anfang des
XIV. Jahrh., Kupferstichkabinett, Berlin. — Außer den Andachts-
büchern auch Chroniken, Romane und Gedichte. Häufig ein welt-
licher Randschmuck, sog. Droleries, Genre- und Tierfabelszenen.
b) Jüngere Richtung, seit Mitte des XIV. Jahrh. Veränderter
Stil: malerische Behandlung, mit Modellierung und Schattierung;
sehr feine Technik; Streben nach Naturbeobachtung. Flandrische
und brabantische Maler in Paris tätig. Hauptförderer der
Miniaturmalerei: König Karl V. (1364—80) und seine Brüder:
Philipp von Burgund, Louis von Anjou und Herzog Jean de Berry,
der bedeutendste Mäzen seiner Zeit.
Eine Reihe von Prachtcodices, z. B.: „La eite de Dien“
des hl. Augustinus in der Nationalbibliothek zu Paris. — Jan van
Brügge malt 1371 eine französische Bibel, jetzt im Museum
Meermanno-Westreenianum im Haag. —Von dem Bildhauer Andre
Beauneveu die ersten 24 Blätter in einem Psalter des Herzogs
von Berry, Paris, Nationalbibliothek. — Die Miniaturen des 1409
vollendeten Gebetbuches „Grandes heures du Duc de Berry“,
Paris, Nationalbibliothek malte Jacquemart de Hesdin.
Von der Tafelmalerei der gotischen Epoche in Frankreich wenig
erhalten: Bildnis Johann des Guten in der Nationalbibliothek
Paris. Krönung Mariä, Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum.
Wandmalerei tritt zurück. Wandflächen fehlen im gotischen
Stile. Wenig Reste, beinahe nur ornamentaler Art und einige
profane Darstellungen (Ritterromane) erhalten.
Glasmalerei.
a) XIII. Jahrh. Die alte Anordnung bleibt: kleine figürliche
Medaillons auf ornamentiertem Teppichgrund. Chartres der
Hauptsitz der Glasmalerei. Hervorragendstes Denkmal: 146 Fenster
der Kathedrale von Chartres, biblische und legendarische
Darstellungen. Andere in den Kathedralen von Pelms, Sens,
Bourges, Tours, Le Mans und Laon. Bedeutende Werkstatt in
Lyon. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in Paris: 15 große
Schmid-Burgk (Goeler), Grundriß der Kunstgeschichte. 4. Aufl. 20
 
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