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Goeler von Ravensburg, Friedrich; Zeller, Adolf; Schmid-Burgk, Max [Editor]
Grundriss der Kunstgeschichte: Handbuch für Studierende (2. Band): Neuzeit — Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68156#0373
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Baukunst. XVIII. Jahrh. Deutschland.

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Vorwande eines kaiserlichen Absteigequartiers — und unter Mitberatung
von Lukas von Hildebrandt bis 1744 im Rohbau und bis in die Spätzeit
des XVIII. Jahrh. im Ausbau vollendet.
Die Würzburger Residenz ist das Ideal eines deutschen
Kaiserschlosses geworden, ihre Innendekoration feiert die Gunst-
bezeugungen Friedrich Barbarossas für das Fürstbistum Würzburg
in den von Tiepolo 1752 geschaffenen Fresken.
Der Bau besteht aus einer 167 m langen Gartenfront, deren
Querachse durch die Anlage einer Einfahrt nebst Sala terrena
dahinter im Erdgeschoß, weißen Saales und Kaisersaales darüber
und links seitlich an die Durchfahrt angeschlossenen Stiegen-.
hauses von 17 mal 28 m betont ist. In der Gartenseite liegen
nach der Sitte der Zeit die Vorzimmer, Audienzzimmer und Thron-
säle, sowie die intimeren Spiel- und Gesellschaftsräume. An diesen
Längsbau schließen sich nach der Stadtseite zwei Baublocks mit
je zwei Innenhöfen, die im nördlichen die Wohnung des Bischofs
von Hutten, Nachfolgers des ersten Bauherrn, und im südlichen
die Wohnräume des Vollenders Friedrich Karl, sowie in der
Ecke die Schloßkapelle enthielten. Eckpavillons betonen diese
Baukörper, an jeder Mitte der Schmalseiten ein im Grundriß
ovaler Ausbau. Später im Inneren vielfach in der Ausstattung
verändert, äußerer Aufbau gemäßigtes Barock, Erdgeschoß und
Hauptgeschoß je mit Mezzanin.
Neben diesem in der Geschichte deutscher Profanbaukunst
nicht wiederkehrenden Werke hat Neumann als oberster Leiter
des Bauwesens des Fürstbistums W. und als Bauberater der
Brüder seines Bauherrn eine außergewöhnlich große Beratungs-
und Entwurfstätigkeit ausgeübt. Als Werke sind zu nennen:
Schloß Werneck seit 1730, ein um einen Ehrenhof gruppierter
Bau mit vorderen seitlichen Höfen für Stall- und Ökonomiebauten
(verwandt mit Schloß Blenheim), ferner die Planungen für Stutt-
gart, ebenso für Karlsruhe; für Bruchsal ist er nach dem Tode
des ersten Neubearbeiters Welsch und dem Rücktritt des zweiten
Anselm Franz Frhr. Ritter zu Grünstein (1728), 1731 der Schöpfer
des genialen Treppenhauses, das er in einer anderen Fassung
1744 in Oberzell nochmals entwirft (hier voll, durch seinen Sohn
Ignaz).
Hervorragende und besonders eigenartige Werke hat Balthasar
Neumann in der Kirchenbaukunst geschaffen. Hier kam
ihm der günstige Umstand der fast überall gleichzeitigen inneren
Neugestaltung der zahlreichen meist romanischen Benediktiner-
kirchen zu statten. So die Ausführung der Schönbornschen
Gruftkapelle (1721 —1736 nach Welsch’s Plänen), sowie der Um-
bau der Domkrypta (1749), die Erweiterung der von Dientzen-
hofer angefangenen Klostergebäude in Schönthal, Banz und Ebrach;
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