stig nicht ganz gesund, was sich namentlich darin äußert,
daß sie am Himmel Sternkonstellationen beschreibt, die
andere nicht sehen. Man sendet ihr einen Astronomen auf
das Schloß, der diesem seltsamen Vorgang auf den Grund
gehen soll. Er ist erst irritiert, zeichnet dann die Stern-
gesichter Makariens auf und errechnet daraus schließlich
die Bahn eines Planeten, den es am Himmel nicht gibt.
Schließlich hält er es nicht für unmöglich, daß Makarie,
wie diese selbst glaubt, nach ihrem Tode an das Firma-
ment versetzt wird, um in die Bahn dieses Planeten ein-
zutreten. Goethe hat zu verstehen gegeben, daß er sich
selbst in der Makarie sähe, dargestellt habe. Von dieser
Vorstellung aus, die zu Beckmann eher über östliche
Quellen gelangt sein mag, ist vielleicht eine Deutung der
zwei neuen, noch hell glühenden Himmelskörper, neben
denen der erkaltete Mond schwarz schwebt und der
dunkelviolette Körper der Sonne — man erinnert sich
der Bemerkung Beckmanns über die „dunkle Sonne“
bei der Lektüre von Humboldts „Kosmos“ — möglich.
Sollten die beiden Jünglinge, der Weisung des Alten
folgend, in einem anderen Leben als Himmelskörper um
die Sonne kreisen?
In der Odyssee erzählt Menelaos von dem Besuch der
heimkehrenden Griechen bei Proteus, dem „grauen
Wogenbeherrscher", der sich in Feuer und Wasser ver-
wandeln konnte, aus dem Meere aufstieg und ihnen
schließlich die Zukunft weissagte. Er wohnte auf einer
dem Ägyptos-Strome vorgelagerten Insel und heißt bei
Homer der „wahrhafte Gott aus Ägyptos“. Einige seiner
Züge mögen sich in Beckmanns Phantasie mit denen des
Meergreises auf der himmelwärts weisenden Leiter ver-
schmolzen haben. Wolfgang Frommei hat in seiner schon
früher erwähnten unveröffentlichten Deutung die Szene
eindeutig als die Erscheinung des Meergottes Glaukos
bestimmt, der Orpheus und Jason an der Mündung des
Rhyndakos ihr Schicksal verkündet. Ein antiker Maler
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daß sie am Himmel Sternkonstellationen beschreibt, die
andere nicht sehen. Man sendet ihr einen Astronomen auf
das Schloß, der diesem seltsamen Vorgang auf den Grund
gehen soll. Er ist erst irritiert, zeichnet dann die Stern-
gesichter Makariens auf und errechnet daraus schließlich
die Bahn eines Planeten, den es am Himmel nicht gibt.
Schließlich hält er es nicht für unmöglich, daß Makarie,
wie diese selbst glaubt, nach ihrem Tode an das Firma-
ment versetzt wird, um in die Bahn dieses Planeten ein-
zutreten. Goethe hat zu verstehen gegeben, daß er sich
selbst in der Makarie sähe, dargestellt habe. Von dieser
Vorstellung aus, die zu Beckmann eher über östliche
Quellen gelangt sein mag, ist vielleicht eine Deutung der
zwei neuen, noch hell glühenden Himmelskörper, neben
denen der erkaltete Mond schwarz schwebt und der
dunkelviolette Körper der Sonne — man erinnert sich
der Bemerkung Beckmanns über die „dunkle Sonne“
bei der Lektüre von Humboldts „Kosmos“ — möglich.
Sollten die beiden Jünglinge, der Weisung des Alten
folgend, in einem anderen Leben als Himmelskörper um
die Sonne kreisen?
In der Odyssee erzählt Menelaos von dem Besuch der
heimkehrenden Griechen bei Proteus, dem „grauen
Wogenbeherrscher", der sich in Feuer und Wasser ver-
wandeln konnte, aus dem Meere aufstieg und ihnen
schließlich die Zukunft weissagte. Er wohnte auf einer
dem Ägyptos-Strome vorgelagerten Insel und heißt bei
Homer der „wahrhafte Gott aus Ägyptos“. Einige seiner
Züge mögen sich in Beckmanns Phantasie mit denen des
Meergreises auf der himmelwärts weisenden Leiter ver-
schmolzen haben. Wolfgang Frommei hat in seiner schon
früher erwähnten unveröffentlichten Deutung die Szene
eindeutig als die Erscheinung des Meergottes Glaukos
bestimmt, der Orpheus und Jason an der Mündung des
Rhyndakos ihr Schicksal verkündet. Ein antiker Maler
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