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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0060
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26 Deutſchlands Kunſtſchätze.

— dem Meiſter Rubens den Hof zu machen, oder gar, wie die meiſten ſeiner großen Schüler, unter
ſeiner Leitung, nach ſeinen Entwürfen und für ſeine Rechnung zu arbeiten. Dafür wurde er von
ſeinem bereits auf der Höhe des Ruhmes ſtehenden Kunſtgenoſſen längere Zeit hartnäckig ignorirt.

Ein Zufall führte Rembrandt, welcher die feinen Geſellſchaften, wo er ſeinen Kunſtgenoſſen
hätte begegnen können, vermied und dafür die Tabernen, die Winkelſchänken, die Bettler- und Zi-
geunerherbergen und die Paradieſe der Landsknechte beſuchte, den brabanter Malern näher.

Es war draußen in einer der Vorſtädte, wo ſich ein altes, halb zerfallenes, langes Gebäude
befand. Dies war eine Schmiede. Rembrandt hatte dies maleriſche Gebäude mit ſeinem noch viel
maleriſcheren Treiben im Innern auf ſeinen Abendwanderungen längſt herausgefunden. So oft er
aber auch ſchon hinauspilgerte, um die Schmiede mit ihren Cyklopen zu zeichnen, ſo wenig waren
die äußeren Umſtaͤnde günſtig geweſen, um das Lebensbild in all den ſchlagenden Effecten zu zeigen,
deſſen daſſelbe fähig war. An einem Frühlingsabende hatte Meiſter Rembrandt Pinſel und Palette
von ſich geworfen, ſeine getreue Pelzmütze abgelegt und ſich, in ſeinen Marderpelz gehüllt, in einen
Lehnſtuhl ans Kamin geſetzt. Er erwartete ſeine junge ſchöne Frau, welche in die Stadt gegangen war.

Als ſie endlich erſchien, beklagte ſie ſich über das Wetter, welches ſie länger als gewöhnlich
zurückgehalten habe.

„Regnet es etwa?“ fragte Rembrandt.

„Es fällt ein dichter, feiner Staubregen!“ erwiederte die Frau. „Ich freue mich, daß Du nicht
fortgehſt, ſondern den Abend bei mir verbringen willſt.“

„O, o, ſchöne Frau“, ſagte Mynheer Rembrandt. „Nicht ſo voreilig. Laß hören: es iſt etwa
* draußen?“

„Sehr finſter.“

„Du haſt nicht bemerkt, wie das Licht in den großen Laternen auf den Straßen ausſieht?“

„Doch, es brennt ſehr trübe und ſieht roth aus!“

„Sehr gut, Frau! Und es iſt noch nicht neun Uhr! Dann werden ſie alſo noch arbeiten, und
ich muß eilen, damit ich wenigſtens heute Abend die Gelegenheit nicht verfehle.“

„Wohin gedenkſt Du, Mynheer?“ fragte die ſchöne Jantje ängſtlich.

„Gieb mir meine Mütze und meine Mappe. Ich muß nach der Schmiede in der Vorſtadt.
Dann ſinds noch zwei Tage, mein Bild iſt fertig und Jantje wird einige hundert Gulden mehr im
Sekel haben.“

Rembrandt hatte ſich nicht getäuſcht. Als er vor die Schmiede kam, ſtieß er einen Ausruf
freudiger Ueberraſchung aus. Die Dunkelheit draußen, die ſeltſam beleuchteten, arbeitenden Knappen
am Ambos und vor der roth ſtrahlenden Efje... Der Maler legte ſich über die niedrige Unterthür
und fing mit blitzenden Augen zu zeichnen an. Er warf einige Geldſtücke in die Schmiede und ver-
anlaßte die kräftigen, rüſtigen Geſellen zu mehreren Stellungen, wie er ſie gebrauchte. Dann ſchlug
er ſeine Mappe zu und bliey mit Kennerauge Studien machend, ſchweigend und aufmerkſam in der
Thür lehnen.

eynheer! wollt Ihr uns einen Augenblick Euren Platz abtreten?“ ſagte ihm Jemand, indeß
Rembrandt einen leichten Schlag auf ſeiner Schulter fühlte.

Zwei junge bärtige Männer ſtanden hinter ihm. Rembrandt erkannte das edle Antlitz Van

Dycks und die entſchiedenen Züge Van Schuts. Er trat lächelnd zurück.
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