Deutfchlands Knnſtſchätze. 27
„Das willſt Du malen?“ murmelte er für ſich. „Es iſt Schade, daß Paul Rembrandt dies
Bild ebenfalls geſehen hat.“
Van Dyck fing ſammt Schut zu ſkizirren an. Rembrandt blieb ruhig zur Seite ſtehen und
ſah der Arbeit zu. Er murrte unzufrieden.
„Mynheer, mein Bild gefällt Euch nicht!“ ſagte Van Dyck zur Seite blickend.
„Das iſt kein Wunder! Malt das fertig, Meiſter, und es wird Euch ſelbſt eben ſo wenig
gefallen.“
Damit ging Rembrandt fort.
„Kennſt Du den Mann?“ fragte Schut den Freund.
„Ich kenne ihn nicht! Aber dieſes breite Geſicht muß etwas von der Sache verſtehen; denn ich
ſehe mich genöthigt, eine andere Skizze zu entwerfen, will * die Beleuchtung ſo ſcharf faſſen, wie
ich es beabſichtigte.“
Drei Tage ſpäter ſtanden Van Dyck und Schut vor Rembrandt's Wohnung. Seine „Schmiede“
war ausgehängt.
„Was ſagſt Du dazu, Freund?“ fragte Van Dyck. „Dieſer Mann malt ein Helldunkel, wie
es Rubens und Correggio verſtehen, aber er übertrifft ſie weit an Keckheit und Kühnheit der Lichter.
Dies düſtere Bild iſt ein Meiſterſtück ohne Gleichen. Komm, Schut, wir werden den Künſtler
ſehen. Iſt der Einſame zu ſtolz, um uns aufzuſuchen, ſo ſoll er gewahr werden, daß Van Dyck
wenigſtens Künſtler genug iſt, um vor ſeinem Genie den Hut zu lüften. Dies Bild und meine
„Schmiede“! Ich werde dies Bild beſitzen und ſollte ich daſſelbe für mein beſtes Stück eintauſchen
müſſen!“
Schut aber ging eigenſinnig fort. Van Dyck trat bei Rembrandt ein.
„Ich bin Van Dyck, Meiſter!“ ſagte der ſchöne Maler, dem kleinen fetten Rembrandt die
Hand entgegenſtreckend. „Ich will Euch begrüßen, um Etwas von Euch zu lernen. Wißt Ihr, meine
Schmiede taugt wirklich nichts, deshalb komme ich, um mir die Eurige zu holen. Ich biete Euch
eines von meinen Gemälden dafür an; * dürft zu mir kommen und Euch ausſuchen, welches
Ihr wollt.“
Rembrandt, ſo gefaßt, widerſtrebte nicht länger. Er zeigte ſeine Bilder, vertheidigte ſeine
Manier, dem Anſtreben von Großem, Ungewöhnlichem gegenüber, und nahm endlich Van Dyck's Arm
und ging mit ihm in deſſen Atelier.
Rembrandt beachtete die Bilder, in welchen etwas von der Grazie, von der himmliſchen An-
muth Raphael's ſich zeigte, nicht; er ging kalt vor den reichen, ideellen Compoſitionen ſeines Kunſt-
genoſſen vorüber und lobte nur hier und da die gelungene Technik; er bekümmerte ſich nicht um die
Stücke, in denen der junge Van Dyck die menſchliche Seele in den —— — Stimmungen
und Zuſtänden zu malen verſucht hatte.
„Gebt mir dies Bild für meine Schmiede und ich bin zufrieden!“ ſagte Rembrandt endlich,
auf die „Schnitter“ (¶Les moissonneurs dans les Flandres) zeigend, welches Bild ſich noch auf
der Staffelei befand. Die Schnitter waren ein Lebensbild, in welchem Rembrandt etwas ihm Ver-
wandtes auffand. Es war unvollendet
„Dies iſt die ſchlechteſte meiner Arbeiten!“ ſagte Van Dyck. „Sucht eine andere, Mynheer.“
„Die beſte, ſagt lieber; hier habt Ihr die Wirklichkeit nahezu getroffen.“
4*
„Das willſt Du malen?“ murmelte er für ſich. „Es iſt Schade, daß Paul Rembrandt dies
Bild ebenfalls geſehen hat.“
Van Dyck fing ſammt Schut zu ſkizirren an. Rembrandt blieb ruhig zur Seite ſtehen und
ſah der Arbeit zu. Er murrte unzufrieden.
„Mynheer, mein Bild gefällt Euch nicht!“ ſagte Van Dyck zur Seite blickend.
„Das iſt kein Wunder! Malt das fertig, Meiſter, und es wird Euch ſelbſt eben ſo wenig
gefallen.“
Damit ging Rembrandt fort.
„Kennſt Du den Mann?“ fragte Schut den Freund.
„Ich kenne ihn nicht! Aber dieſes breite Geſicht muß etwas von der Sache verſtehen; denn ich
ſehe mich genöthigt, eine andere Skizze zu entwerfen, will * die Beleuchtung ſo ſcharf faſſen, wie
ich es beabſichtigte.“
Drei Tage ſpäter ſtanden Van Dyck und Schut vor Rembrandt's Wohnung. Seine „Schmiede“
war ausgehängt.
„Was ſagſt Du dazu, Freund?“ fragte Van Dyck. „Dieſer Mann malt ein Helldunkel, wie
es Rubens und Correggio verſtehen, aber er übertrifft ſie weit an Keckheit und Kühnheit der Lichter.
Dies düſtere Bild iſt ein Meiſterſtück ohne Gleichen. Komm, Schut, wir werden den Künſtler
ſehen. Iſt der Einſame zu ſtolz, um uns aufzuſuchen, ſo ſoll er gewahr werden, daß Van Dyck
wenigſtens Künſtler genug iſt, um vor ſeinem Genie den Hut zu lüften. Dies Bild und meine
„Schmiede“! Ich werde dies Bild beſitzen und ſollte ich daſſelbe für mein beſtes Stück eintauſchen
müſſen!“
Schut aber ging eigenſinnig fort. Van Dyck trat bei Rembrandt ein.
„Ich bin Van Dyck, Meiſter!“ ſagte der ſchöne Maler, dem kleinen fetten Rembrandt die
Hand entgegenſtreckend. „Ich will Euch begrüßen, um Etwas von Euch zu lernen. Wißt Ihr, meine
Schmiede taugt wirklich nichts, deshalb komme ich, um mir die Eurige zu holen. Ich biete Euch
eines von meinen Gemälden dafür an; * dürft zu mir kommen und Euch ausſuchen, welches
Ihr wollt.“
Rembrandt, ſo gefaßt, widerſtrebte nicht länger. Er zeigte ſeine Bilder, vertheidigte ſeine
Manier, dem Anſtreben von Großem, Ungewöhnlichem gegenüber, und nahm endlich Van Dyck's Arm
und ging mit ihm in deſſen Atelier.
Rembrandt beachtete die Bilder, in welchen etwas von der Grazie, von der himmliſchen An-
muth Raphael's ſich zeigte, nicht; er ging kalt vor den reichen, ideellen Compoſitionen ſeines Kunſt-
genoſſen vorüber und lobte nur hier und da die gelungene Technik; er bekümmerte ſich nicht um die
Stücke, in denen der junge Van Dyck die menſchliche Seele in den —— — Stimmungen
und Zuſtänden zu malen verſucht hatte.
„Gebt mir dies Bild für meine Schmiede und ich bin zufrieden!“ ſagte Rembrandt endlich,
auf die „Schnitter“ (¶Les moissonneurs dans les Flandres) zeigend, welches Bild ſich noch auf
der Staffelei befand. Die Schnitter waren ein Lebensbild, in welchem Rembrandt etwas ihm Ver-
wandtes auffand. Es war unvollendet
„Dies iſt die ſchlechteſte meiner Arbeiten!“ ſagte Van Dyck. „Sucht eine andere, Mynheer.“
„Die beſte, ſagt lieber; hier habt Ihr die Wirklichkeit nahezu getroffen.“
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