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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0115
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Dentſchlands guuſtſchůhe. 69

„Zwicker! Du? Du gedenkſt mir ſo früh ſchon Deine Pinchgeſchichten von den Pastime's,
den Schnurren des Königs Stephan, zu erzählen? Glück zu!“

„Nein, dasmal habe ich von Schnurren zu erzählen, mit welchen kein König der Welt, nament-
lich mein Vetter Heinrich, etwas zu thun haben darf. Du ſollſt Beſuch von Damen erhalten,
Gevatter Hans, welche um den Preis der Schönheit ringen — ſagen ſie, wahrſcheinlich aber nur
deswegen, um unter dieſem Vorwande ihre Bildniſſe im griechiſchen Koſtume von Dir zu erhalten.“

„Du träumſt, Pinch!“ ſagte Holbein.

„Ganz gewiß, da bei den Leuten meines Zeichens Alles beim unrechten Namen genannt wird.
Die ſchwarze Mailleron und die hellblonde Everley bitten Dich, Deine Siebenſachen in Bereitſchaft
zu ſetzen. Sie ſollen ſich ſo verſtohlen wie möglich hier bei Dir einfinden und ich würde Dir


Pinch ſchüttelte ſeinen dicken Kopf hin und her und ſah den Meiſter mit einem ſehr bedeutungs-
vollen Blicke ſeiner klugen Augen an.

„Ich verſtehe Dich. Die Clique der Königin hat einmal eine Beluſtigung à la frangaise im
Sinne und der König würde vor Dankbarkeit gegen mich nicht eben außer ſich gerathen, wenn er
erführe, daß ich zu jenem Amuſement die Hand geboten hätte. Aber Pinch, wenn es die Königin
will.

* ſie will es.“

„Nun, zum Kuckuck, dann bleibt nichts weiter übrig, als zu gehorchen, wenn ich mich *
nicht von Nadelſtichen todt peinigen laſſen will, gegen welche mich ſelbſt der König nicht ſchützen
kann. Haben die Weiber mich nicht durch ihre Chicanen faſt umgebracht, als ich es verweigerte,
die für die Dolchklinge des Lords Rocheford beſtimmte Venus mit dem Kopfe der Königin zu zeichnen,
eben weil ich fürchtete, der König könne daraus irgend eine eiferſüchtige Idee ziehen? Was war
am Ende ſeine Entſcheidung, als ich mich beklagte? Er ſagte: Du glanbſt nicht, daß der Kopf
meiner Königin Deiner Venus würdig ſei? — Laß die Damen immerhin zu mir kommenz; ich
werde für ſie heute Abend zu Hauſe ſein.“

Pinch hatte ſich kaum mit dieſer Nachricht entfernt, ſo erſchien ein langer Cavalier, im höch-
ſten Grade aufgeputzt, mit ſorgfältig geordnetem Barte und dergeſtalt parfümirt, daß der Maler
unwillkürlich ſein Taſchentuch vor die Naſe brachte. Der dürre Goliath zog mit einigem Wider-
ſtreben ſein Barett und zeigte auf dieſe Weiſe einen faſt gänzlich kahlen Vorderkopf, obwohl er
höchſtens fünf und dreißig Jahre alt ſein konnte.

Dies war Lord Llangadok, der erklärteſte Anbeter der Damen, ein Mann, welcher vor etwa
einem Dutzend Jahren bei mehreren der ſchönſten Damen des Hofes in beſonderer Gunſt geſtanden
haben ſollte, ein Umſtand, den er ſelbſt zu verſichern nicht müde wurde. Seit jener glorreichen
Zeit ſchien ihn indeß ſein Glück verlaſſen zu haben. Er hatte ſtets eine Auserwählte ſeines
Herzens, welcher er ſo auffallend wie möglich den Hof machte und dieſe Glückliche war ſtets die
reizendſte der Damen des Hoflagers geweſen. Man behauptete, daß einige dieſer Angebeteten die
Huldigungen des Rieſen ſcheinbar angenommen hatten, um deſto bequemer ihre wirklichen Liebes-
intriguen zu verbergen. Gegenwärtig hatte Lord Llangadok der Gräfin de Mailleron die Ehre
angethan, ſie zur Beherrſcherin ſeines Herzens zu erheben.

Sir“, ſagte dieſer intereſſante Don Juan, indeß er ſich breit niederließ und ſeine langen
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