Deutschlands Kunstschätze. 58
erinnern, daß es Prinz Ruprecht von der Pfalz war, welcher die Schwarzkunstmanier erfunden
hat... ."
„O, das Ding ist noch nicht fertig! Aber gewiß, ich habe treffliche Fortschritte gemacht, seit ich
Eure wuuderbaren Nachtstücke copire."
Joyce hielt den Finger empor und setzte das gefüllte Weinglas ab.
„Ich glaube, der Tumult in der Stadt ist noch immer nicht zu Ende", sagte er. „Es werden,
wenn ich nicht irre, die Sturmglocken geläutet. Am Ende wird die Geschichte ernsthafter, als man
anfänglich zu ahnen vermochte!"
Honthorst stand auf und lauschte.
„Es ist gekommen wie ich's vorher gesagt habe", sagte der Maler leise. „Diese regierende
Vormundschaft, welche ohne Bedenken um die Zukunft des jungen Prinzen Wilhelm spielt, hat ihren
Entschluß gefaßt, um die Männer der Volkspartei, welcher die Oranier am Ende Alles verdanken,
mit Gewalt zu Boden zu schlagen. In Antwerpen hat man die Republikaner durch Ketten und
Kerker geschreckt, bevor sie noch fest loszuschlagen wußten; jetzt ist die Reihe an Utrecht und Leyden
gekommen, wo sich allerdings Hauptbrüteplätze des Republikanismus finden ... Man hat die
Studenten listig von den Gilden zu trennen gewußt, in der Ueberzeugung, daß die erste bedeutsame
Differenz Mittel an die Hand geben müsse, um einen blutigen Conslict herbeizuführen ... Wir
Haben das Unheil hier vor Augen! Gott wolle den guten, ehrlichen Doctor Boddema schützen ...
Wenn ihn die von fanatischem Eifer und schwerem Bier berauschten Studenten, oder die im Hinter-
gründe lauernden oranisch-aristokratischen Staatsmänner fassen, so ist er verloren .. ."
„Ihr seid also Demokrat, Sir?" fragte Joyce sehr lebhaft.
„Ich bin sehr neutral in dem Streite, Mynheer! Wie sollte ich auch anders? Ich habe Freunde
aus beiden Seiten — hier ist Prinz Ruprecht, welcher gewiß den Oraniern und der Stuarts, sammt
den Franzosen im innersten Herzen Glück wünscht... ."
„Das thue ich allerdings, Meister Gerard!"
„Und da drüben ist Rector Boddema, welcher nicht die Ideen der Pharaonen, sondern diejenigen
eines Moses und Ahron vertritt! Boddema ist mein älterer Freund; aber ich glaube nicht, daß ich
im Stande wäre, ihn dem Prinzen hier vorzuziehen!"
„Oh, es giebt noch einen andern Standpunkt, um öffentliche Angelegenheiten zu beurtheilen,
als die Hinweisung auf private Verhältnisse", sagte Oberst Joyce sehr feurig. „Ihr seid, Herr
Maler, vor allen Dingen eip Holländer und da wäre ich neugierig, von welcher Partei ihr auf dem
kürzesten und sichersten Wege die Wohlfahrt Eures Vaterlandes erwartet ?"
Honthorst schob seine Mütze hin und her und sah den Prinzen Ruprecht achselzuckend an.
„O, Mynheer, nehmt auf mich keine Rücksicht! Ich habe gelernt-, daß keine Partei, wohl aber
die Völker einig sind!"
„Das ist ein echt englisches Wort, Sir!" rief Joyce, die Hand des Prinzen ergreifend und
sMttelnd.
„Ich muß gestehen", sagte Honthorst, „daß mich meine Empfindung zu den Fürsten hinzieht,
denn meine Kunst hat von republikanischem Gemeinwesen seit Jahrhunderten wenig Förderung
erfahren."
„O, wir Haben Venedig !" sagte Ruprecht.
erinnern, daß es Prinz Ruprecht von der Pfalz war, welcher die Schwarzkunstmanier erfunden
hat... ."
„O, das Ding ist noch nicht fertig! Aber gewiß, ich habe treffliche Fortschritte gemacht, seit ich
Eure wuuderbaren Nachtstücke copire."
Joyce hielt den Finger empor und setzte das gefüllte Weinglas ab.
„Ich glaube, der Tumult in der Stadt ist noch immer nicht zu Ende", sagte er. „Es werden,
wenn ich nicht irre, die Sturmglocken geläutet. Am Ende wird die Geschichte ernsthafter, als man
anfänglich zu ahnen vermochte!"
Honthorst stand auf und lauschte.
„Es ist gekommen wie ich's vorher gesagt habe", sagte der Maler leise. „Diese regierende
Vormundschaft, welche ohne Bedenken um die Zukunft des jungen Prinzen Wilhelm spielt, hat ihren
Entschluß gefaßt, um die Männer der Volkspartei, welcher die Oranier am Ende Alles verdanken,
mit Gewalt zu Boden zu schlagen. In Antwerpen hat man die Republikaner durch Ketten und
Kerker geschreckt, bevor sie noch fest loszuschlagen wußten; jetzt ist die Reihe an Utrecht und Leyden
gekommen, wo sich allerdings Hauptbrüteplätze des Republikanismus finden ... Man hat die
Studenten listig von den Gilden zu trennen gewußt, in der Ueberzeugung, daß die erste bedeutsame
Differenz Mittel an die Hand geben müsse, um einen blutigen Conslict herbeizuführen ... Wir
Haben das Unheil hier vor Augen! Gott wolle den guten, ehrlichen Doctor Boddema schützen ...
Wenn ihn die von fanatischem Eifer und schwerem Bier berauschten Studenten, oder die im Hinter-
gründe lauernden oranisch-aristokratischen Staatsmänner fassen, so ist er verloren .. ."
„Ihr seid also Demokrat, Sir?" fragte Joyce sehr lebhaft.
„Ich bin sehr neutral in dem Streite, Mynheer! Wie sollte ich auch anders? Ich habe Freunde
aus beiden Seiten — hier ist Prinz Ruprecht, welcher gewiß den Oraniern und der Stuarts, sammt
den Franzosen im innersten Herzen Glück wünscht... ."
„Das thue ich allerdings, Meister Gerard!"
„Und da drüben ist Rector Boddema, welcher nicht die Ideen der Pharaonen, sondern diejenigen
eines Moses und Ahron vertritt! Boddema ist mein älterer Freund; aber ich glaube nicht, daß ich
im Stande wäre, ihn dem Prinzen hier vorzuziehen!"
„Oh, es giebt noch einen andern Standpunkt, um öffentliche Angelegenheiten zu beurtheilen,
als die Hinweisung auf private Verhältnisse", sagte Oberst Joyce sehr feurig. „Ihr seid, Herr
Maler, vor allen Dingen eip Holländer und da wäre ich neugierig, von welcher Partei ihr auf dem
kürzesten und sichersten Wege die Wohlfahrt Eures Vaterlandes erwartet ?"
Honthorst schob seine Mütze hin und her und sah den Prinzen Ruprecht achselzuckend an.
„O, Mynheer, nehmt auf mich keine Rücksicht! Ich habe gelernt-, daß keine Partei, wohl aber
die Völker einig sind!"
„Das ist ein echt englisches Wort, Sir!" rief Joyce, die Hand des Prinzen ergreifend und
sMttelnd.
„Ich muß gestehen", sagte Honthorst, „daß mich meine Empfindung zu den Fürsten hinzieht,
denn meine Kunst hat von republikanischem Gemeinwesen seit Jahrhunderten wenig Förderung
erfahren."
„O, wir Haben Venedig !" sagte Ruprecht.