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Bücherstube Hans Götz <Hamburg> [Hrsg.]
Die Bibliothek der Grafen von Blome-Heiligenstedten: Versteigerung (Band 1): Geschichte (darunter viele deutsche Chroniken u. eine Napoleon-Sammlung), Kulturgeschichte, Literatur, Geographie, Reisen, Archäologie einschließlich bedeutender Kupferstichwerke des 17. und 18. Jahrhunderts: Versteigerung am 25. und 26. Februar 1927 (Katalog Nr. 25) — Hamburg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.16176#0009
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EINLEITUNG.

Eine Schloßbibliothek, die sieh in ihrer Abgeschiedenheit vom
großen Verkehr entwickelt und erhalten hat, kennen zu lernen,
muß für jeden Bücherfreund einen eigenen Reiz haben. Allerlei
Vermutungen über Anzahl, Schönheit und Geistesrichtung der
Schabe werden wach. Und welcher neue Reiz, wenn die Erwar-
tungen nicht nur erfüllt, sondern noch übertroffen werden! Das
will etwas besagen angesichts der Tatsache, daß die Bücher-
freunde durch die zahlreichen aufgelösten reichhaltigen Bibliotheken
in den lekien Jahren wirklich etwas verwöhnt wurden.

Der Eindruck, den die hier in erster Abteilung zur Versteige-
rung gelangende Schloßbibliothek Blome-Heiligen-
Stedten auf den Beschauer macht, läßt sich nicht auf eine ein-
heitliche Formel bringen. Gewissermaßen auseinanderstrebende
Interessen scheinen an ihrem Zusammenschluß beteiligt zu sein.
Möglich, daß einige verbindende Elemente bereits einer unglück-
lichen Zeit zum Opfer fielen. Die Bibliothek umspannt vier Jahr-
hunderte und nimmt besonderes Interesse an dem geschichtlichen
und politischen Leben Frankreichs, was die in seltener Fülle in ihr
enthaltene Memoiren-Literatur, in der kaum ein berühmter Name
fehlt, und die etwa 80 Repräsentanten der Literatur um Napoleon I
erweisen. Schon jekt sei erwähnt, daß der Sammler hier mit einer
wirklichen Kultur des Buches zusammentrifft. Betrachtet man
einmal die geschlossene Reihe der Napoleona nebeneinander, so
wird man überrascht sein von den unterschiedlichen leuch-
tenden Farben- die die fast unberührten schmucken Halbleder-
bände mit ihrer reichen Rückenvergoldung ausstrahlen! Jedermann
weiß, daß im 18. Jahrhundert der französische Geist einen be-
stimmenden Einfluß auf die deutsche Kultur hatte, und daß dieser
Geist bis in das 19. Jahrhundert hinein zu spüren war. Unsere
Bibliothek bestätigt diese Erfahrung in merkwürdiger Weise,
gehören doch wohl gut drei Viertel des Ganzen der französischen
Sphäre an, und so ist es kein Wunder, daß auch die Vertreter
der „schönen" Literatur Frankreichs sehr ergiebig in ihr enthalten
sind. Soll hier etwas herausgegriffen werden, so sei auf die
70-bändige, mit Baskerville-Typen gedruckte und in prachtvoller
Erhaltung vorliegende Voltaire-Ausgabe verwiesen. Die
Baskerville-Presse selbst ist mit vier herrlichen Quart-
bänden vertreten; außerdem entstammt dieser Presse die berühmte!
Ausgabe des A r i o s t in vier Bänden mit den herrlichen Kupfern
von Bartolozzi usw. Unser Ex. wurde von Derome in rotes Maroguin
gebunden und stellt somit eine besondere Kostbarkeit dar.

Aber es müßte keine schleswig-holsteinische Bi-
bliothek sein, wenn nicht noch andere Serien heimische Boden-

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