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Gogolʹ, Nikolaj Vasilʹevič; Becker, Walter [Editor]
Der Unhold — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.41522#0007
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obald morgens die gellende Glocke am Tore des Brüderklosters in Kiew
erschallte, strömten die Scholaren und Seminaristen von allen Enden in
Haufen herbei. Die Grammatiker, die Rhetoriker, die Philosophen und die
Theologen zogen, ihre Hefte unter dem Arm, in ihre Schulklassen. Die
Grammatiker waren meist noch sehr kleine Burschen; unterwegs pufften sie
sich und slchimpften mit ihren kleinen Diskantstimmchen; abgerissen und
schmierig, hatten sie ihre Taschen stets mit allerlei Kinkerlitzchen voll-
gestopft, Knöcheln zum Knöchelspiel, Federkielen zu Pfeifen, angebissenen Kuchen und bisweilen einem neu-
geborenen Spatz, der in der tiefen Stille, die in der Klasse herrschte, mitunter wohl störte durch Zwitschern.
Dafür gab’s dann Schläge auf beide Hände, zuweilen auch Streiche mit Kirschholz. Die Rhetoriker waren
gesetzter: ihre Kleider waren meist ganz, dafür hatten aber ihre Gesichter fast immer irgendeine Verzierung;



entweder war das eine Auge fast ganz verschwollen; oder sie hatten, wo die Lippen sitzen, eine große Blase;
sie sprachen und schworen im Tenor. Die Philosophen sprachen eine Oktave tiefer; Tabak hatten sie in ihren


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