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Vorrede.
a nmit der Geneigte Leſer bald von Anfang ſehen moͤge / daß er aus gegenwaͤrtigem
Wercke nicht eine Wiederhohlung ſchon bekannter Dinge aus andern Baumei-
“ AA fern/viel weniger eine aus Neugierigkeit beaangene Verſchlimmerung der bißher
obeeruͤhmten Deſſeine, auch nicht ein bloſſes Saͤulen⸗Buch zu erwarten habe / ſondern
etwas ſonderbahres und nutzliches; habe ich vor dienlich erachtet / gegenwaͤrtige
Vorrede zu machen. Ich will in derſelben ohne alle Oratoriſche Schmincke ein-
; faͤltig / vorſtellen / worinnen Goldmann weiter gegangen / als andere Baumeiſter /
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A worinnen er deren Deſſeine ſo wohl der Schoͤnheit als Leichtigkeit nach verbeſſert /
und wann er zuweilen mit gutem Grund etwas Neues auffgebracht hat. Ich verſichere / daß der Ge-
ehrte Leſer hieraus gantz etwas ungemeines an unſern Goldmann erkennen werde; bey dieſer Gelegenheit
werde auch zeigen koͤnnen / was ich meinem wenigen Vermoͤgen nach bey dieſer Edition gethan / und da-
durch verhoffentlich / vielen unnuͤtzen Einwuͤrffen begegnen die die Unerfahrenſten zu machen am wenig-
ſten ermangen werden. Dann von gruͤndlich gelehrten Baumeiſtern hat ſich dieſes Werck am wenig-
ſten zu befürchten. Erſtlich koͤnnen wir insgemein ruͤhmen / daß unſer Goldmann in ſeiner gantzen Ar-
chitecrur einen accuraten Mathematicum, und einen judicieuſen Eclecticum, aber doch auch zugleich ei-
nen ſichern Practicum vorſtellet; jenes / wenn er alle ſeine Reguln ordentlich / eine aus der andern / und
endlich die erſten aus ungezweiffelten und maͤnnlich bekannten Wahrheiten herleitet / und ſich dabey der
denen Geometris ſonſt gewoͤhnlichen Methode ſehr wohl bedienet; das Zweyte / indem er die Antiquität
ſamt dem Vitruvio, dann auch die Erfindungen der heutigen Baumeiſter ohne alle Partheylichkeit / nach
edermann zugelaſſener Gruͤnde erweget / gegen einander haͤlt /
und aus einem jeden das Beſte erkieſend / zuletzt ein neues Werck in viel groͤſſerer Vollkommenheit
daraus zuſammen bringet. Aſſo befleißiget er ſich die Leichtigket des Vignola, das Anſehen des Pal-
Wiſſenſchafft gelegen iſt / wird aus dieſem einigen genugſam die Vortrefflichkeit unſers Auctoris erken-
nen. Doch giebet er auch in dem dritten Stücke uns ein voͤlliges Vergnuͤgen / indeme man befinden
Es hat Goldmann gewieſen / was eines der Hauptſächlichſten iſt / und doch meines Behaͤlts von
keinem vor ihme beſchehen / was nemlich das hauptſaͤchliche Abſehen der Ordnungen ſey / und warum alle
Baumeiſter zu deren guten Ausarbeitung ihren moͤglichſten Fleiß angewendet haben. Dann ſie ſollen
nicht allein dazu dienen / daß man wiſſe die Gebaͤude mit Saulen und ihren Gebaͤlcken auszuzieren. Viel
Daß nun der angehende Baumeiſter auch in ſolchen Faͤllen / ſich wohl zu verhalten wiſſe / ſo giebet er ihm
mit nachdruͤcklicher Auffrichtigkeit dieſen Vortheil an die Hand: Er ſoll doch alle dergleichen Gebaͤude /
nach einer gewiſſen Ordnung richten / und deßwegen die Ordnungen conſidexiren / als ſo viel Repofitoria
oder Cabinet, darinnen alle Bau⸗Zierathen ordentlich eingetheilet ſind / ſie moͤgen gleich vorkommen wie /
Capitalen / Sparren⸗Koͤpffen / und denen Gelaͤnder⸗Saͤuligen ꝛc. machen lernet/ wenn ich weiß was vor
Glieder ſich zusammen ſchicken / welche dienen ein Werck ſchlecht und lolide⸗ und wiederum zart und de-
licat zu machen / welches alles aus denen Ordnungen erlernet wird / und noch viel ein mehrers / ſo wird
Goldmann in dem höchfien Grad ihrer Schoͤnheit / doch a von der Doriſchen Ordnung a
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Vorrede.
a nmit der Geneigte Leſer bald von Anfang ſehen moͤge / daß er aus gegenwaͤrtigem
Wercke nicht eine Wiederhohlung ſchon bekannter Dinge aus andern Baumei-
“ AA fern/viel weniger eine aus Neugierigkeit beaangene Verſchlimmerung der bißher
obeeruͤhmten Deſſeine, auch nicht ein bloſſes Saͤulen⸗Buch zu erwarten habe / ſondern
etwas ſonderbahres und nutzliches; habe ich vor dienlich erachtet / gegenwaͤrtige
Vorrede zu machen. Ich will in derſelben ohne alle Oratoriſche Schmincke ein-
; faͤltig / vorſtellen / worinnen Goldmann weiter gegangen / als andere Baumeiſter /
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A worinnen er deren Deſſeine ſo wohl der Schoͤnheit als Leichtigkeit nach verbeſſert /
und wann er zuweilen mit gutem Grund etwas Neues auffgebracht hat. Ich verſichere / daß der Ge-
ehrte Leſer hieraus gantz etwas ungemeines an unſern Goldmann erkennen werde; bey dieſer Gelegenheit
werde auch zeigen koͤnnen / was ich meinem wenigen Vermoͤgen nach bey dieſer Edition gethan / und da-
durch verhoffentlich / vielen unnuͤtzen Einwuͤrffen begegnen die die Unerfahrenſten zu machen am wenig-
ſten ermangen werden. Dann von gruͤndlich gelehrten Baumeiſtern hat ſich dieſes Werck am wenig-
ſten zu befürchten. Erſtlich koͤnnen wir insgemein ruͤhmen / daß unſer Goldmann in ſeiner gantzen Ar-
chitecrur einen accuraten Mathematicum, und einen judicieuſen Eclecticum, aber doch auch zugleich ei-
nen ſichern Practicum vorſtellet; jenes / wenn er alle ſeine Reguln ordentlich / eine aus der andern / und
endlich die erſten aus ungezweiffelten und maͤnnlich bekannten Wahrheiten herleitet / und ſich dabey der
denen Geometris ſonſt gewoͤhnlichen Methode ſehr wohl bedienet; das Zweyte / indem er die Antiquität
ſamt dem Vitruvio, dann auch die Erfindungen der heutigen Baumeiſter ohne alle Partheylichkeit / nach
edermann zugelaſſener Gruͤnde erweget / gegen einander haͤlt /
und aus einem jeden das Beſte erkieſend / zuletzt ein neues Werck in viel groͤſſerer Vollkommenheit
daraus zuſammen bringet. Aſſo befleißiget er ſich die Leichtigket des Vignola, das Anſehen des Pal-
Wiſſenſchafft gelegen iſt / wird aus dieſem einigen genugſam die Vortrefflichkeit unſers Auctoris erken-
nen. Doch giebet er auch in dem dritten Stücke uns ein voͤlliges Vergnuͤgen / indeme man befinden
Es hat Goldmann gewieſen / was eines der Hauptſächlichſten iſt / und doch meines Behaͤlts von
keinem vor ihme beſchehen / was nemlich das hauptſaͤchliche Abſehen der Ordnungen ſey / und warum alle
Baumeiſter zu deren guten Ausarbeitung ihren moͤglichſten Fleiß angewendet haben. Dann ſie ſollen
nicht allein dazu dienen / daß man wiſſe die Gebaͤude mit Saulen und ihren Gebaͤlcken auszuzieren. Viel
Daß nun der angehende Baumeiſter auch in ſolchen Faͤllen / ſich wohl zu verhalten wiſſe / ſo giebet er ihm
mit nachdruͤcklicher Auffrichtigkeit dieſen Vortheil an die Hand: Er ſoll doch alle dergleichen Gebaͤude /
nach einer gewiſſen Ordnung richten / und deßwegen die Ordnungen conſidexiren / als ſo viel Repofitoria
oder Cabinet, darinnen alle Bau⸗Zierathen ordentlich eingetheilet ſind / ſie moͤgen gleich vorkommen wie /
Capitalen / Sparren⸗Koͤpffen / und denen Gelaͤnder⸗Saͤuligen ꝛc. machen lernet/ wenn ich weiß was vor
Glieder ſich zusammen ſchicken / welche dienen ein Werck ſchlecht und lolide⸗ und wiederum zart und de-
licat zu machen / welches alles aus denen Ordnungen erlernet wird / und noch viel ein mehrers / ſo wird
Goldmann in dem höchfien Grad ihrer Schoͤnheit / doch a von der Doriſchen Ordnung a
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