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Vermeer van Delft, Jan; Goldscheider, Ludwig [Editor]
Johannes Vermeer: Gemälde; Gesamtausgabe mit Einleitung, Katalog, Signaturen-Tafel, 83 einfarbigen und 34 farbigen Wiedergaben — Köln, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.51036#0136
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KATALOG: Tafeln 13-20

Daß dieses Gemälde den Einfluß von Nicolaes Maes
verrät, wird allgemein zugegeben. (Hans Schneider
hat festgestellt, daß Maes im Jahre 1653 in Delft weilte,
zur Zeit, als er Rembrandts Werkstatt endgültig ver-
lassen hatte und auf der Rückreise nach seinem
heimathchen Dordrecht war.)
Für die Figur mit aufgestütztem Arm vergleiche man
Tafeln 4 und 42, und auch die Abbildungen 11 und
12; für weitere Verwendungen des Bildes im Hinter-
grund (meist Cesar van Everdingen, manchmal auch
Jan van Bronckhorst zugeschrieben) siehe Tafeln 34
und 78; derselbe Perserteppich auch in Tafel 4.
Nach Haie (p. 112-113) hat das Gemälde durch scharfes
Reinigen gelitten. Er behauptet außerdem: „Einige
Maler, die das Gemälde genau studiert haben, zweifeln
daran, daß es von Vermeer sei.“ Diese Zweifel sind
kaum zu verstehen.
4
Tafel 13; 11, 12
BEI DER KUPPLERIN. Rechts unten signiert und
1656 datiert. 143X130 cm. Dresden, Gemäldegalerie.
Eines von den 268 Bildern, die die Dresdner Galerie im
Jahre 1741, auf Anraten Carl Heinrich von Heineckens,
des Verfassers von „Kunst und Kunstsachen“, von der
Sammlung Graf Wallenstein zu Dux ankaufte.
Bis 1862 Jan Vermeer von Utrecht zugeschrieben; von
Swillens (1950, p. 155) als „zweifelhafte Zuschreibung“
katalogisiert. Renoir hat das Bild bewundert.
Die dunklen Farbpartien zeigen eine starke Sprung-
bildung. Die rechte Hand des Kavaliers in Rot war
zuerst größer und wurde dann von Vermeer selbst
geändert; die alte Form schaut bei schräger Beleuch-
tung durch die Übermalung durch.
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Tafel 14-15
DER SOLDAT UND DAS LACHENDE
MÄDCHEN. Um 1657. New York, Sammlung
Frick. 49.2X44.4 cm.
Amsterdamer Auktion 1696, No. 11 (44.10 Gulden). -
Von Bürger-Thore 1866 erwähnt; damals in der Sammlung
Leopold Double, Paris, der es in London um .£246-15-0
als ein Werk des Pieter van Hooch erworben hatte. -
Auktion Leopold Double, Paris, 30. Mai 1881. - Sammlung
Prince Demidoff, San Donato, Florenz. - Sammlung Mrs.
Samuel S. Joseph, London. - 1911 von Henry Clay Frick
angekauft.
Der Soldat in rotem Rock mit schwarzer Feldbinde;
das Mädchen in Gelb und Schwarz mit blauem Schoß;

das Tischtuch grünlich, die Landkarte braun und blau
auf weißer Wand, der Fensterrahmen grau.
Die Landkarte, Holland und Friesland darstellend,
trägt folgende Inschrift: novaet accvrata totivs
HOLLANDS WESTFRISI7E Q. TOPOGRAPHIA. Der
Rest unlesbar. Swillens versucht zu lesen: per
nicolavm piscatorem und schreibt die Landkarte
Nicolaes Visscher (um 1618-1679) aus Amsterdam zu.
Louis A. Holman (zitiert bei Haie, Seite 123 und Tafel
17) dagegen vermutet als den Urheber der Landkarte
Willem Janszoon Blaeu (1571-1638) aus Amsterdam.
Das Bild scheint in demselben Zimmer gemalt zu sein
wie das nächste, Tafel 16; jedenfalls sind Fenster und
Sessel die gleichen.
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Tafel 16-17
BRIEFLESERIN AM OFFENEN FENSTER.
Um 1658. Dresden, Gemäldegalerie. Signiert rechts
im Hintergrund hinter dem Mädchen. (Von der
Signatur sind nur schwache Spuren erhalten.) 83 X
64.5 cm.
1742 vom sächsichen Legationssekretär in Paris, De Brais,
für die Dresdner Galerie erworben. (De Brais starb im
selben Jahr.) Seit 1862 als Vermeer katalogisiert. (1783 war
das Bild unter dem Namen Govert Flinck in Kupfer
gestochen worden.)
Das Bild macht einen für Vermeer ungewöhnlich
dunklen Eindruck: das Blau ist durchgewachsen.
Pointille, ein kennzeichnender Zug in Vermeers
Maltechnik, erscheint hier zum ersten Mal: Teppich
und Obst sind mit Farbpunkten besät. Die Perspektive
in diesem Gemälde verrät, daß Vermeer es stehend
gemalt hat, während er sonst, allem Anschein nach,
beim Malen immer gesessen ist.
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Tafel 18-20
EINE STRASSE IN DELFT. Um 1659- Amster-
dam, Rijksmuseum. Signiert links unter dem Fenster.
54.3 x44 cm.
Amsterdamer Auktion 1696, No. 32 („Blick auf ein Haus
in Delft“, 72.10 Gulden). - Auktion G. W. Oosten de
Bruyn, Amsterdam, 8. April 1800. - Sammlung Van
Winter, Amsterdam. - Sammlung Six, Amsterdam, bis
1921. - Von Sir Henry Deterding 1921 um 680.000
Gulden erworben und dem Rijksmuseum geschenkt.
Das Bild ist fast durchwegs mit kurzen, eckigen
Pinselstrichen gemalt; die dunklen Fenster braun über
 
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