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Vermeer van Delft, Jan; Goldscheider, Ludwig [Hrsg.]
Johannes Vermeer: Gemälde; Gesamtausgabe mit Einleitung, Katalog, Signaturen-Tafel, 83 einfarbigen und 34 farbigen Wiedergaben — Köln, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.51036#0135
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DAS WERK VERMEERS

I 2

Tafel 1-4
CHRISTUS BEI MARIA UND MARTHA.
Um 1654. Edinburgh, National Gallery of Scotland.
Signiert auf dem Schemel links unten. 160X 142 cm.
Von einem Möbelhandler um ^8 von einer Familie in
Bristol erworben. - Sammlung Arthur Leslie, London. -
1901 in der Londoner Kunsthandlung Forbes & Paterson,
wo die Signatur abgedeckt wurde. - Angekauft von W. A.
Coats, Skelmorlie Castle, Schottland. - Im Jahre 1927 von
seinen Söhnen der schottischen Nationalgalerie geschenkt,
zum Andenken an ihren Vater.
Von Borenius und anderen ist darauf hingewiesen
worden, daß die Figur Christi in diesem Gemälde eine
gewisse Verwandtschaft mit dem Christus in einem
Gemälde von Andrea Vaccaro habe (Neapel, Pina-
coteca Reggia di Capodimonte), oder auch mit dem
Christus in einem Gemälde von Alessandro Allori
(Wien, Kunsthistorisches Museum) und dann auch
wieder mit dem Christus in einem Gemälde von
Erasmus Quellinus (Valenciennes, Museum). In Wirk-
lichkeit gehört dieser Christus, seinem Typus und
seiner Pose nach, zum Repertoire aller Werkstätten
des 17. Jahrhunderts. Als Abbildung 16 ist in diesem
Buch ein Ausschnitt aus einem Gemälde von Giovanni
Biliverti wiedergegeben (einem Niederländer, der in
Florenz lebte). Diese Abbildung zeigt die gleiche Figur
in der gleichen Haltung wie Abb. 17; sie selbst hat ein
älteres Vorbild in einer Zeichnung von Fra Bartolomeo
(abgebildet bei Münz, Retnbrandt’s Etchings, London
1952, Band II, p. 109). Wenn es sich um solche
Repertoirefiguren handelt, ist es ebenso leicht wie
sinnlos, „Prototypen“ zu finden.
Die Behandlung der Draperie erinnert an Jacob van
Loo (Abb. 1), der auch sonst im Frühwerk Vermeers
eine Rolle zu spielen scheint.
Die rechte Hand Christi war zuerst in einer etwas
anderen Stellung gemalt und wurde dann von Ver-
meer verändert, ebenso der Zeigefinger der linken
Hand. Linker Arm und Imke Hand der Maria, ein Teil
ihres Rockes und beide Füße sind allem Anschein nach
von einem Restaurator nicht sehr geschickt bearbeitet
worden.
Swillens ist der einzige unter allen Kritikern, der das
Bild nicht als ein Werk Vermeers gelten lassen will,
doch sind die Gründe, die er für diese Abschreibung
vorbringt, haltlos.

Tafel 5-7
DIANA MIT IHREN GEFÄHRTINNEN. Um
1655. Haag, Mauritshuis. Signiert auf dem Felsen
links unten. Die Signatur, welche jetzt verschwunden
ist (jedoch im Jahre 1895 noch zu sehen war und
damals im Museumskatalog reproduziert wurde),
lautete wahrscheinlich: Jfoannes] Rjeyniersz.] V[er]
Meer. 98.5X 105 cm.
Kunsthandlung Dirksen, Haag (175 Gulden). - Auktion
Neville D. Goldsmid, Paris, 4. Mai 1876 (10.000 Francs).
Vom Mauritshuis erworben.
Im Haager Museumskatalog von 1895 war das Bild
noch Jan van der Meer von Utrecht zugeschrieben;
seit aber im Jahre 1907 Wilhelm Bode es als Vermeer
bestimmte und Hofstede de Groot die Bestimmung
mit einigem Vorbehalt annahm, wird das Bild als ein
Früh werk Vermeers allgemein anerkannt; nur Haie
(1937) und Swillens (1950) sind anderer Meinung: Haie
glaubt, Anthonie Palamedes könnte es gemalt haben,
während Swillens vermutet, es könnte von Vermeers
Vater sein! (Palamedes hat ganz anders gemalt und
Vermeers Vater gar nicht.)
Das Bild hat durch wiederholte Reinigung und
Restaurierung gelitten. Ein Einfluß von Jacob van Loo
auf diese Komposition wird allgemein zugegeben (vgl.
Gowing, p. 96). Bode hat als Vermeers Vorbild „Diana
und ihre Nymphen“ von Van Loo genannt (datiert
1648; früher im Berliner Museum, 1945 verbrannt;
signierte Wiederholung im Braunschweiger Museum).
3
Tafel 8~io
SCHLAFENDES MÄDCHEN. Um 1656. New
York, Metropolitan Museum. Signiert links, über dem
Kopf. 86.5X76.5 cm.
Amsterdamer Auktion 1696, No. 8 (beschrieben als
„Betrunkenes schlafendes Mädchen an einem Tisch“; 62
Gulden). - Auktion John W. Wilson, Paris 1881. -
Kunsthandlung Charles Sedelmeyer, Paris 1898. - Samm-
lung Rodolphe Kann, Paris. - Angekauft von Duveen
Brothers, London 1907. - Sammlung Benjamin Altman,
New York 1908; von ihm dem Metropolitan Museum
testamentarisch hinterlassen.

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