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Vermeer van Delft, Jan; Goldscheider, Ludwig [Hrsg.]
Johannes Vermeer: Gemälde; Gesamtausgabe mit Einleitung, Katalog, Signaturen-Tafel, 83 einfarbigen und 34 farbigen Wiedergaben — Köln, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.51036#0018
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alle diese Werke „sind nicht nur keine bedeutenden italienischen Gemälde, sondern im
Gegenteil nichts, was gute Meisternamen verdient und keinesfalls von den großen
Meisternf denen sie zugeschrieben werden) und demnach wertlos,“18
Es scheint, daß Vermeer zu keiner Zeit seines Lebens in günstigen Verhält-
nissen gelebt hat, aber dank seiner Betätigung im Kunsthandel konnte er als
Maler ganz frei seinen Anschauungen folgen, ohne Kompromisse und ohne an
die Verkäuflichkeit seiner Werke denken zu müssen. Bei seinem Tode waren -
falls ich die Dokumente richtig verstehe - die meisten seiner Gemälde noch im
Besitze der Familie.19

IV: Leben und Werk
Nachdem wir so den Hintergrund von Vermeers Lebensbild angelegt
und einige Züge und Schattierungen eingetragen haben, kommen wir zur
Gestalt selbst; und damit beginnen unsere Schwierigkeiten: denn so leicht es
wäre, den Hintergrund weiter auszumalen, so undeutlich und unkennbar steht
die Gestalt da, und erst wenn wir uns von ihr ab wenden und auf die Werke
blicken, können wir etwas vom Wesen Vermeers wahrnehmen.
Die Dokumente, von denen sich eine große Anzahl erhalten hat, sagen
nichts wesentliches von ihm aus; sie berichten nur von seiner Taufe am 31.
Oktober 1632, von seiner Hochzeit am 5. April 1653, von seiner Aufnahme in
die Lukasgilde am 29. Dezember desselben Jahres, von seiner zweimaligen
Wahl in den Vorstand dieser Gilde (1662-1663 und 1669-70), von verschiedenen
kleinen Erbschaften und Geldgeschäften, von 1000 Gulden, die ihm seine
Schwiegermutter leihen mußte und die sie nicht zurückbekam, und schließlich
von seinem Tod am 15. Dezember 1675 im Alter von 43 Jahren. Auch erfahren
wir, daß er eine Witwe hinterließ mit acht unmündigen und drei erwach-

18 Die holländischen Kunsthändler des 17. Jahr-
hunderts zeichneten sich nicht durch Ehrlichkeit aus.
Sechzig Jahre nach Vermeers Tod wurden im „Hol-
landsche Spectator“ die Kunsthändler und ihre
Methoden mit Roßtäuschern und ihren Finten ver-
glichen; sie verkauften, hieß es, „wertlosen Schund
und liederliche Kopien“ als echte Gemälde und tauften
sie auf Dou, Brouwer und Teniers. Jan Pieterszoon
Zomer, ein bekannter Amsterdamer Bilderhändler im

späten 17. Jahrhundert, bekam denn auch den Spitz-
namen „Johannes der Täufer“.
19 Swillens, Dokument 8: zwei Gemälde; Doku-
ment 9: ein Gemälde (Das Maler-Atelier, Tafel 56);
Dokument 15: sechsundzwanzig Gemälde. Zusammen
neunundzwanzig Gemälde. - Die Dokumente 10 und
11 beziehen sich auf Gemälde ehemals im Besitz
Vermeers, aber nicht von seiner Hand.

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