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Ueber die Psalterillustration des Mittelalters.
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meisten Psalmen aus wenigen Figuren zusammengesetzt sind.
Zuweilen scheinen sie rein decorativer Natur zu sein, meist
aber sind irgendwelche Beziehungen zu den Textworten aus-
findig zu machen.
Boulogne, Stadtbibliothek Cod. 20, circa A°. 1000, geschrieben
im Kloster St. Bertin. Bis Psalm 26 finden sich am Bande
der Handschrift kleine Federzeichnungen, welche einzelne
Textworte illustrieren z. B. Psalm 3 v. 6: „ego dormivi et
soporatus sum, et exsurrexi quia Dominus suscepit me“. Die
Zeichnung bringt einen Mann halbaufgeriehtet im Bett, dem
sich die Hand Gottes entgegenstreckt. Von Psalm 26 an hören
die Randzeichnungen auf, und statt dessen sind verschiedene
Initialen mit biblischen Scenen angefüllt, deren Beziehung
zum Text aber nicht immer greifbar ist. Vielmehr tritt eine
chronologische Reihenfolge der Scenen aus dem Leben Christi
in den Vordergrund, die sich auf die wichtigsten Initialen
vertheilen, nämlich auf die der Dreitheilung, der liturgischen
Achttheilung und der hebräischen Fünftheilung. Die Hand-
schrift bildet also einen Mischcodex, der seine Elemente ver-
schiedenen Vorbildern entlehnt hat, von denen nur das erste
für die Psalmen bis 26 vollständig zu unserer Gruppe gehört.
Rom. Vatican. Bibi. Cod. bibl. reg. 12. lat. Saec. XI. Aus dem
Kloster Bury St. Edmund in Suffolk in England, für welches
das Psalterium auch geschrieben ist. Betont ist die Drei-
theilung, daneben aber schon Psalm 109 durch goldene An-
fangsbuchstaben ausgezeichnet und auch der Anfang der
hebräischen Bücher durch Beischrift angedeutet. Ferner ist
Psalm 78 durch eine ornamentale Umrahmung des ganzen
Blattes hervorgehoben, und man könnte fast annehmen, dass
dieser Schmuck eigentlich dem Psalm 77 in Anlehnung an
byzantinische Psalterien gelten sollte und nur durch ein Ver-
sehen um einen Psalm verschoben ist. Am Rande der meisten
Psalmen sind wiederum kleine Federzeichnungen, oft in meh-
reren Farben, angebracht, welche die Worte einzelner Verse
in Bilder übertragen.
Paris. Bibi. Nat. Lat. 8824. Psalter des Herzogs von Berri.
Saec. XI, von einem Angelsachsen Vulfvinus geschrieben. Nur
die ersten 7 Psalmen sind mit Randzeichnungen wie die
vorigen versehen.
gung der Handschriften seine Notizen darüber zur Verfügung; meine Kenntniss
der vaticanischen Handschrift aus Bury St. Edmund beruht allein auf den An-
aben Clemens, deren Benutzung' er mir ebenfalls auf die freundlichste Weise
estattete.
Goldscbmidt, Albanipsalter.
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Ueber die Psalterillustration des Mittelalters.
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meisten Psalmen aus wenigen Figuren zusammengesetzt sind.
Zuweilen scheinen sie rein decorativer Natur zu sein, meist
aber sind irgendwelche Beziehungen zu den Textworten aus-
findig zu machen.
Boulogne, Stadtbibliothek Cod. 20, circa A°. 1000, geschrieben
im Kloster St. Bertin. Bis Psalm 26 finden sich am Bande
der Handschrift kleine Federzeichnungen, welche einzelne
Textworte illustrieren z. B. Psalm 3 v. 6: „ego dormivi et
soporatus sum, et exsurrexi quia Dominus suscepit me“. Die
Zeichnung bringt einen Mann halbaufgeriehtet im Bett, dem
sich die Hand Gottes entgegenstreckt. Von Psalm 26 an hören
die Randzeichnungen auf, und statt dessen sind verschiedene
Initialen mit biblischen Scenen angefüllt, deren Beziehung
zum Text aber nicht immer greifbar ist. Vielmehr tritt eine
chronologische Reihenfolge der Scenen aus dem Leben Christi
in den Vordergrund, die sich auf die wichtigsten Initialen
vertheilen, nämlich auf die der Dreitheilung, der liturgischen
Achttheilung und der hebräischen Fünftheilung. Die Hand-
schrift bildet also einen Mischcodex, der seine Elemente ver-
schiedenen Vorbildern entlehnt hat, von denen nur das erste
für die Psalmen bis 26 vollständig zu unserer Gruppe gehört.
Rom. Vatican. Bibi. Cod. bibl. reg. 12. lat. Saec. XI. Aus dem
Kloster Bury St. Edmund in Suffolk in England, für welches
das Psalterium auch geschrieben ist. Betont ist die Drei-
theilung, daneben aber schon Psalm 109 durch goldene An-
fangsbuchstaben ausgezeichnet und auch der Anfang der
hebräischen Bücher durch Beischrift angedeutet. Ferner ist
Psalm 78 durch eine ornamentale Umrahmung des ganzen
Blattes hervorgehoben, und man könnte fast annehmen, dass
dieser Schmuck eigentlich dem Psalm 77 in Anlehnung an
byzantinische Psalterien gelten sollte und nur durch ein Ver-
sehen um einen Psalm verschoben ist. Am Rande der meisten
Psalmen sind wiederum kleine Federzeichnungen, oft in meh-
reren Farben, angebracht, welche die Worte einzelner Verse
in Bilder übertragen.
Paris. Bibi. Nat. Lat. 8824. Psalter des Herzogs von Berri.
Saec. XI, von einem Angelsachsen Vulfvinus geschrieben. Nur
die ersten 7 Psalmen sind mit Randzeichnungen wie die
vorigen versehen.
gung der Handschriften seine Notizen darüber zur Verfügung; meine Kenntniss
der vaticanischen Handschrift aus Bury St. Edmund beruht allein auf den An-
aben Clemens, deren Benutzung' er mir ebenfalls auf die freundlichste Weise
estattete.
Goldscbmidt, Albanipsalter.
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