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Liebermann, Max; Galerie M. Goldschmidt & Co. (Frankfurt am Main; Berlin)
Max Liebermann: Werke aus Frankfurter Privatbesitz : Sonderausstellung, Dezember 1927 — Frankfurt a.M.: Galerie M. Goldschmidt & Co., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.70683#0007
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M ax Liebermanns Name, hineingezogen in den wechsel-
reichen Kampf verschiedener Richtungen und Lager der
Kunstpolitik der letzten 60 Jahre, hat sehr verschiedenen
Klang gehabt. Einstmals zu Beginn seiner Laufbahn, als
der Maler des Hässlichen verschrieen, bekämpft als un deutscher
Französling, wurde der Meister später gefeiert als der grosse
deutsche Impressionist, erhoben in den Rang der Klassiker
und mit Recht als derjenige bezeichnet, der die deutsche
Malerei vom Ende des XIX. Jahrhunderts zu europäischer
Geltung geführt hat. Liebermanns Kunst war einflussreich
und wird es bleiben, immer lebendig und anregend, weil sie
wahrhaft und innerhalb ihrer Grenzen gross ist durch ihr
Mass von Lebensverantwortung.
Es ist für einen Künstler nicht leicht, 80 Jahre alt zu
werden, ohne stecken zu bleiben. Liebermann hat vermocht,
immer jung zu bleiben, immer etwas Neues zu sagen,
nie fertig zu sein, und sich bis in sein hohes Alter
fortwährend zu steigern. Ein Kopf, der weiss, wo hinaus
er will, und ein ganzer Kerl, der, ohne sich von rechts
oder links, von Schmähung und Ruhm beirren zu lassen
nicht locker lässt vom einmal gesteckten Ziel. Erstaunlich,
mit welch instinktsicherer Kritik er sich zu der ihm not-
wendigen Bahn und Richtung sogleich und bedingungslos
entscheidet. Gewiss hätte er auch anders gekonnt und
schnelleren Erfolg errungen; denn Liebermanns Talent wirkt
nichtelementarisch. Viele andere Künstler müssen handeln
wie sie es tun, ihre Entwicklung vollzieht sich im Banne einer
 
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