13 Kirchweg von Listringen nach Heinde im
Hildesheimer Land, 1995, Bäume leiten durch
die Feldflur.
legte Neue Friedhof in Oldenburg. Hier wurden
die Hauptwege als Lindenalleen angelegt, so
daß ein bis heute erhaltenes Alleenraster ent-
stand. Nach dem gleichen Prinzip wurde zum
Beispiel auch der Neue Friedhof in Norden,
Ldkr. Aurich, oder jener in Aurich gestaltet.
Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden
große repräsentative Friedhöfe, die aufgrund
der erneuten Wertschätzung geometrischer For-
men sich deutlich an dem axialen Gestaltungs-
prinzip barocker Gartenanlagen orientierten.
Beispielhaft ist der Seelhorster Friedhof in Han-
nover, der wegen seines längsrechteckigen
Grundrisses, des halbkreisförmigen Abschlusses
und seiner rasterförmigen Wegeführung stark
an den Großen Garten in Herrenhausen erin-
nert. Eine breite vierreihige Lindenalle führt vom
Haupteingang auf das zentral gelegene An-
dachts- und Krematoriumsgebäude zu. Sie do-
miniert die streng symmetrische Friedhofsan-
lage. Viele Nebenwege sind ebenfalls als Alleen
ausgebildet. Sie werden heute von Roßkasta-
nien und Eichen geprägt. Besonders gestaltet
sind die Lindenreihen auf der rückwärtigen
Seite des Krematoriums, die kastenförmig ge-
schnitten werden und so eine stark architekto-
nische Wirkung haben. Derart formierte Alleen
gab es ursprünglich auch auf dem Ehrenfried-
hof der Marine in Wilhelmshaven, der während
des Ersten Weltkrieges angelegt wurde. Hier ist
der strenge Schnitt leider vor einigen Jahrzehn-
ten aufgegeben worden.
Auch außerhalb von Friedhöfen finden sich
Alleen, die religiös geprägt sind. Als Beispiel sei
der Prozessionsweg bei Schellerten-Ottbergen,
Ldkr. Hildesheim, angeführt. Hier soll unweit
des Dorfes 1670 einem Hirten das Kreuz er-
schienen sein. Als kurze Zeit später die Gegend
von der Pest heimgesucht wurde, fanden Bitt-
prozesse zu dem mittlerweile „Kreuzberg" ge-
nannten Ort statt. Auf der Anhöhe wurde eine
Kapelle errichtet, und der Weg dorthin mit höl-
zernen, später gußeisernen und endlich aus
Stein gefertigten Bildstöcken versehen, die an
den Leidensweg Christi erinnern. Wann eine er-
ste Alleepflanzung erfolgte, ist ungewiß, doch
verweisen zwei mächtige Linden an den ersten
beiden Stationen auf ein Alter von guten 150
Jahren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts kamen dann Zitterpappeln hinzu, von
denen noch einige erhalten sind. Geprägt wird
die Allee heute von ca. 100jährigen Linden, die
im oberen Teil von mehreren Reihen Kiefern be-
gleitet werden.
Auch die Kirchwege, die von Dörfern ohne
eigenes Gotteshaus zum Nachbarort führten,
waren gelegentlich wohl aus der Gewohnheit,
Landstraßen mit Bäumen zu bepflanzen, als
Allee gestaltet. Sehr markant ist der ebenfalls
im Hildesheimer Land liegende Kirchweg von
Listringen nach Heinde. Die über einen Kilome-
ter lange, nur durch eine Biegung gebrochene
Lindenallee beeindruckt durch den mit drei Me-
tern sehr engen Stand der Bäume. Malerisch
wurde sie an der Kante des Innerstetales ange-
legt, wo sie weithin sichtbar in die Bördeland-
schaft wirkt. Mit ähnlich reizvollem Bild zeigt
sich der Kirchweg zwischen Banteln und Gro-
nau, Ldkr. Hildesheim. Hier lag im Mittelalter
das Dorf Feldberg, von dem nur der heute als
Friedhofskapelle genutzte Rest einer Kirche er-
halten ist. Von Gronau führt eine mit Eschen
und Eichen durchsetzte Lindenallee zu diesem
Gotteshaus. Sie verläuft streckenweise direkt
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