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Gottesleben, Tilmann; Schomann, Rainer; Widmer, Petra; Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]
Historische Alleen zwischen Ems und Elbe — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.60256#0015
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abseits der Gebäudemittelachse liegende Zu-
fahrten erreicht und nicht mehr wie im Barock
üblich über eine geradlinige Schneise. Offen-
sichtlich war aber die den Landesherren verherr-
lichende Gartenkunst der vergangenen Zeit zu
raffiniert, als daß sich spätere Generationen
nicht deren Stilmittel bedienten. Die zweireihige
Springer Allee folgt dieser barocken Tradition
herrschaftlicher Zufahrten. Unübersehbar prägt
ihre mächtige Erscheinung heute die Ebene zwi-
schen Kleinem und Großem Deister.

Wie im Leben, so im Tod
Alleen auf Friedhöfen und an Kirchwegen
Erst seit dem 18. Jahrhundert gewinnen Allee-
pflanzungen auf Friedhöfen an Bedeutung. Zu-
vor hatten Begräbnisse in der Regel direkt an
der Kirche stattgefunden. Hier war schon auf-
grund der beengten Platzverhältnisse selten Ge-
legenheit, große Gehölze wachsen zu lassen. So
bestand der Kirchhof meist aus einfacher gras-
bewachsener Fläche mit Bäumen oder Sträu-

chern und wies außer einem Prozessionsweg
um die Kirche häufig keine weiteren Wege auf.
Der Protestantismus trug sicher dazu bei,
daß es zu einer räumlichen Trennung von Be-
gräbnisstätte und Kirche kam, denn im Gegen-
satz zum Katholizismus sieht er keinen Einfluß
der Lebenden auf das Wohl der Toten durch
Messen und Fürbitten. Somit verloren der Kult-
raum Kirche und der Wunsch, so nah wie mög-
lich an Altar und Reliquien begraben zu wer-
den, an Bedeutung. Vor allem machte aufkläre-
rische Medizin gesundheitliche Gründe für die
Anlage von Friedhöfen außerhalb der Stadt gel-
tend. Ab dem 18. Jahrhundert verstärkte dann
das stetige Bevölkerungswachstum der Städte
die Platznot. So begann man, Friedhöfe vor den
Toren der Stadt anzulegen. Meist wurde für
diese Begräbnisplätze ein rechteckiger Grundriß
gewählt, um eine rationelle Aufteilung der Grä-
berfelder zu ermöglichen. Sie wurden häufig
durch ein rasterförmiges Wegenetz erschlossen
und auch als Alleen gestaltet, um den Ort der
letzten Ruhe auszuzeichnen. Ein Beispiel für
diese Form der Gliederung ist der 1873 ange-


12 Neuer Friedhof in Oldenburg, 1995, Alleen zur Gliederung der Fläche und Gestaltung des Raumes.

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