La Faille, Jacob-Baart de; Pottner, Emil [Ill.]: Emil Pottners Radierungen (Berlin: Graphisches Kabinett J.B. Neumann, [1913])

Vögel müssen den Grund dazu legen, der geboren ist aus liebevoller Betrachtung
der Tiere, wie sie frei in ihrem Element leben, und Hand in Hand geht mit einem
scharfen Beobachtungsvermögen. Wie ganz anders muss der Künstler hierbei zu
Werke gehen als der Stillebenmaler, oder derjenige, der em Modell vor sich hat,
das ruhig posiert und so lange dieselbe Stellung hält, wie der Maler es will. Pottners
Modelle halten nicht still, er zeichnet nicht die Bewegungslosigkeit m der Natur;
das Leben, das er will ist Bewegung und dieselbe ist die einzige Handlung seinerWerke.


Diese Handlung — ein Hahnenkampf, das erschrockeneWegstieben eines Wasser-
hühnchens, oder der schnelle Flug einer Schar Wildenten hat ihn überrascht und
nur diese Überraschung will er hinschreiben. Was ihn nicht traf fällt fort, das
Konventionelle ist vergessen, durch Weglassen vonNebensächlichem wird viel mehr
Intimität und feingefühlter Reiz erreicht. Um das zu können, muss man, wie ich
bereits sagte neben Vielem ein gründlicher Beobachter sein, man muss nicht nur
die Bewegung zerlegen, sondern sie muss noch im Geiste als vollkommene Einheit
nachklingen. Nur durch grösste Einfachheit ist das zu erreichen. Einfacherscheinen
die Mittel, aber ist es nicht unendlich viel schwieriger, mit ein paar knappen Strichen
das tiefste Wesen einer Sache zu kennzeichnen, als durch eine umständliche Be-
schreibung? Dazu gehört Geist und solche Arbeit beweist überlegene Persönlichkeit.