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Glaser, Curt; Graphisches Kabinett J. B. Neumann (Berlin) [Mitarb.]; Galerie Ernst Arnold [Mitarb.]; Munch, Edvard [Ill.]
Edvard Munch, sein graphisches Werk: als Eröffnungsausstellung der neuen Räume Berlin, Kurfürstendamm 232 (im Vorderhause der Berliner-Secession) : November 1915 — Berlin: Graphisches Kabinett J.B. Neumann, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.62212#0005
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No. 79
Edvard Munck als Grapkiker
von
Curt Glaser

Die Möglichkeit des ästhetischen Urteils bleiht die
Grundfrage jeder kritischen Kunstbetrachtung, und
die Frage ist so wenig allgemein geklärt, daß jeder
besondere Fall zu erneutem Zurückgehen auf dieses
Fundament einer ästhetischen ÄVertsetzung nötigt. Geht
man die kunsthistorische Literatur daraufhin durch, was sie
zum Ruhme gefeierter Werke beizubringen hat, so stößt
man auf eine erschreckende Armut. Es wird analysiert,
und liest man die Analysen, ohne die positive oder negative
Färbung zu beachten, die ihr Autor ihnen gegeben hat, so
findet man selten ein Wort, das einer Wertsetzung gleich-
kommt. Was das eine Mal gut ist, kann das andere Mal
schlecht sein. Wer sich den greifbaren Regeln anzuver-
trauen sucht, -die gewissenhafte Ästhetiker aus einer Reihe
von Kunstwerken abstrahierten, wird hilflos bleiben, sobald
er an em Kunstwerk gerät, das aus einer anderen Klasse
stammt. Verlangen die einen, daß ein Ding richtig gegeben sei.
seinem Naturvorbilde entsprechend, so wollen die anderen,
daß es zu allererst gefühlt sei, sie geben zu, daß ein Glied
falsch gezeichnet sein dürfe, wenn es nur recht empfunden sei.

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