Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Grautoff, Otto; Rodin, Auguste [Ill.]
Rodin — Künstler-Monographien, Band 93: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1911

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.55313#0037
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
HELLES



in dem er sich nicht sehr zart über die — „ein wenig bornierten" — Mitglieder
jener Ankaufskommission aussprach. Der König bat Nodin um die Rücksendung
der „Inneren Stimme", da er sie für seine Privatsammlung erwerben wollte.
Auch das Komitee der Pariser Societe des Gens de Lettres wurde bloß-
gestellt, aber in weit schlimmerer Weise; denn diese Bloßstellung vollzog sich vor
der breitesten Öffentlichkeit, den Augen ganz Europas. Die Societe des Gens de
Lettres hatte nicht mit dem geistigen Paris gerechnet, das sie zu vertreten sich
nicht rühmen durfte. Am Tage der Eröffnung des Salons, an dem in verschiedenen
Tageszeitungen höhnende und vernichtende Kritiken über die Balzac-Statue erschienen,
wurden die Freunde und Verehrer des Meisters zu seiner Verteidigung heraus-
gefordert. Feinde hatte Rodin seit seinem ersten Auftreten gehabt. Schon im
Jahre 1864 hatten Männer, die offizielle Stellungen bekleideten, ihren Mangel an
Kunstverständnis dadurch bewiesen, daß sie seinen Mann mit der zerbrochenen
Nase aus dem Salon hinauswiesen. Dreizehn Jahre später waren es wiederum
Männer in offiziellen Stellungen, Männer mit hohen Titeln und Orden, führende
Persönlichkeiten im Pariser Kunstleben, die den jungen Rodin mit unsauberen

Verdächtigungen bewarfen,
jüngerer Künstler um ihn,
die für ihn eintraten und,
wie schon erwähnt wurde,
auch seine Rehabilitation
erreichten. Die Gruppe, die
sich zu ihm gefunden hatte,
wuchs von Jahr zu Jahr.
Doch es dauerte noch lange,
ehe die Tagespresse und
die Fachzeitschriften auf den
wachsenden Meister auf-
merksam wurden. Octave
Mirbeau und Roger Marr
leisteten Rodin mutige und
leidenschaftliche Herolds-
dienste. Im Jahre 1888
brachte der Studio einige
Reproduktionen Rodinscher
Skulpturen, im folgenden
Jahre The Art Journal.
Der Amerikaner Brownel
schrieb für diese beiden
Zeitschriften einen von fei-
nem Verständnis und weit-
herzigem Wohlwollen ge-
tragenen Tert. Brownel
erkannte Rodins Genie und
hatte den Mut, seine Über-
zeugung breit und offen zu
bekennen und klug zu be-
gründen. Der Studio war
in den achtziger Jahren die
führende Kunstzeitschrift für
ganz Europa; es ist daher
verständlich, daß dieser Ar-
tikel auch in Paris Beach-
tung fand. Die Gruppe der

Aber schon damals sammelte sich eine Reihe erster


Abb. 29. Bildnis von Mr. Harriman. Bronze. (Zu Seite 69.)
 
Annotationen