daß nur der zur Wirkung gelangt, der sich entschließt, in die Reihen der
Kämpfer einzutreten, die mit angespanntem Willen sich auch äußerlich einen
sichtbaren Platz erzwingen. War es für ihn zu spät, selbst wenn seine Natur
diese Forderung zu erfüllen fähig gewesen wäre, so hätten in diesen Jahren
seine Dresdener Kollegen sich für ihn einsetzen können. Einige von ihnen,
wie Siegwald Dahl, Ludwig Friedrich, L. von Hartitzsch, Heinrich Hofmann,
Ludwig Kießling und andere, die, als Rayskis Ruhm von Berlin aus durch ganz
Deutschland ging, beteuerten, sie hätten den Künstler stets hoch geschätzt,
haben, solange er lebte, nichts für Rayski getan, zu Lebzeiten sich nicht
dafür eingesetzt, daß er an die Akademie berufen wurde, nach seinem Tode
durch keinen Nachruf, durch keine Gedächtnisausstellung ihren Kollegen
geehrt. Hier liegt eine Schuld, die es gilt vor der Geschichte festzustellen.
Ist es ein Wunder, daß der Mangel an Anerkennung von seifen der befreun-
deten Familien, Stumpfheit und Egoismus von seifen der bildenden Künstler,
ihn beständig unzufriedener mit sich selbst machte? Seine schlichte und
weltunerfahrene Natur suchte den Grund des Übels in sich selbst. Er ver-
doppelte die Anstrengung, um sich künstlerisch zu vervollkommnen. Er
wurde nicht müde, hundertmal von vorne anzufangen und seine Bilder
zwanzigmal zu übermalen. Da aber seine Natur das Vollkommenste, das
Endgültigste gegeben hatte, was sie zu verschenken vermochte, so ver-
besserte er seine Bilder nicht durch vielfältiges Überarbeiten, sondern zer-
störte sie, nahm den Werken Frische und Ursprünglichkeit — und schließ-
lich warf er den Pinsel mißmutig hin, seufzte und vergrub sich in die Bitternis
des Alters. Immer einsamer wurde es um ihn. 1859 starb seine Mutter im
hohen Alter von 83 Jahren, 1868 erlag Graf Haubold von Einsiedel nach
langen Leidensjahren der zehrenden Krankheit. 1873 bezog Rayski eine be-
scheidene Wohnung in einem Eckhaus an der Bürgerwiese, vier Treppen
hoch. Das Fenster seiner Wohnung nach dem Treppenhaus zu verdeckte
er mit einer scheußlichen Karikatur, um sich vor Besuchern zu schützen.
Nur seine beiden Schwestern durften zu ihm kommen und sein Bruder Leo,
der 1875 nach Dresden zog. In diesem Jahr sandte er noch einmal ein
Hasenbild auf die akademische Kunstausstellung, ein letzter, müder Versuch,
die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen. 1878 starb der Major, wenige Monate
später Minna Pompilia. Am 26. Januar 1882 seine älteste Schwester Beate
Toinon, die Witwe des Herrn Eduard von Jena auf Döbberitz (f 1847).
Am 2. September 1887 verunglückte Graf Einsiedel, ein Jahr später starb die
Schwester Marie Alison. Als eine seiner alten Verwandten am 23. Oktober 1890
Rayski besuchen wollte, um ihm zu seinem vierundachtzigsten Geburtstag
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Kämpfer einzutreten, die mit angespanntem Willen sich auch äußerlich einen
sichtbaren Platz erzwingen. War es für ihn zu spät, selbst wenn seine Natur
diese Forderung zu erfüllen fähig gewesen wäre, so hätten in diesen Jahren
seine Dresdener Kollegen sich für ihn einsetzen können. Einige von ihnen,
wie Siegwald Dahl, Ludwig Friedrich, L. von Hartitzsch, Heinrich Hofmann,
Ludwig Kießling und andere, die, als Rayskis Ruhm von Berlin aus durch ganz
Deutschland ging, beteuerten, sie hätten den Künstler stets hoch geschätzt,
haben, solange er lebte, nichts für Rayski getan, zu Lebzeiten sich nicht
dafür eingesetzt, daß er an die Akademie berufen wurde, nach seinem Tode
durch keinen Nachruf, durch keine Gedächtnisausstellung ihren Kollegen
geehrt. Hier liegt eine Schuld, die es gilt vor der Geschichte festzustellen.
Ist es ein Wunder, daß der Mangel an Anerkennung von seifen der befreun-
deten Familien, Stumpfheit und Egoismus von seifen der bildenden Künstler,
ihn beständig unzufriedener mit sich selbst machte? Seine schlichte und
weltunerfahrene Natur suchte den Grund des Übels in sich selbst. Er ver-
doppelte die Anstrengung, um sich künstlerisch zu vervollkommnen. Er
wurde nicht müde, hundertmal von vorne anzufangen und seine Bilder
zwanzigmal zu übermalen. Da aber seine Natur das Vollkommenste, das
Endgültigste gegeben hatte, was sie zu verschenken vermochte, so ver-
besserte er seine Bilder nicht durch vielfältiges Überarbeiten, sondern zer-
störte sie, nahm den Werken Frische und Ursprünglichkeit — und schließ-
lich warf er den Pinsel mißmutig hin, seufzte und vergrub sich in die Bitternis
des Alters. Immer einsamer wurde es um ihn. 1859 starb seine Mutter im
hohen Alter von 83 Jahren, 1868 erlag Graf Haubold von Einsiedel nach
langen Leidensjahren der zehrenden Krankheit. 1873 bezog Rayski eine be-
scheidene Wohnung in einem Eckhaus an der Bürgerwiese, vier Treppen
hoch. Das Fenster seiner Wohnung nach dem Treppenhaus zu verdeckte
er mit einer scheußlichen Karikatur, um sich vor Besuchern zu schützen.
Nur seine beiden Schwestern durften zu ihm kommen und sein Bruder Leo,
der 1875 nach Dresden zog. In diesem Jahr sandte er noch einmal ein
Hasenbild auf die akademische Kunstausstellung, ein letzter, müder Versuch,
die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen. 1878 starb der Major, wenige Monate
später Minna Pompilia. Am 26. Januar 1882 seine älteste Schwester Beate
Toinon, die Witwe des Herrn Eduard von Jena auf Döbberitz (f 1847).
Am 2. September 1887 verunglückte Graf Einsiedel, ein Jahr später starb die
Schwester Marie Alison. Als eine seiner alten Verwandten am 23. Oktober 1890
Rayski besuchen wollte, um ihm zu seinem vierundachtzigsten Geburtstag
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