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Grimm, Herman
Leben Michelangelo's (Band 1): bis zum Tode Rafaels — Hannover, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.2892#0188
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180 Leben Michelangelo's. Viertes Capitel.

4.

Der Cardinal di San Giorgio, von dem Michelangelo so
gut aufgenommen worden war, gab sich in der Folge trotz-
dem nicht als den Mann zu erkennen, von dem etwas zu er-
warten gewesen wäre. Er ließ zur Zeit seiner Ankunft in
Rom in der Mhe des Campo del Fiore einen ungeheuren
Palast bauen, an dem er ihn leicht hätte beschästigen können.
Es scheint das der „neue Bau" zu sein, von dem im Briefe
an Lorenzo dei Medici die Rede ist. Auch schien der Car-
dinal anfangs Michelangelo dabei benutzen zu wollen, wie
gleichfalls aus dem Briefe hervorgeht, gab ihm in der
Folge aber trotzdem keine Aufträge, und zog sich auch aus
der Affaire mit Messer Baldassare auf wenig fürstliche Weise
heraus. Er nöthigte den Kaufmann, das Geld wieder her-
auszngeben und die Statue zurückzunehmen. Michelangelo
hatte erwartet, der Cardinal würde den Baldassare zwingen,
ihm den unterschlagenen Rest zu zahlen. Nun war er viel-
leicht froh, seine dreißig Ducaten behalten zn dürfen.^ Auch
von der lebensgroßen Figur, zu der er gleich in den ersten
Tagen den Marmor kaufte und die offenbar vom Cardinal
bestellt worden war, wird nichts weiter gesagt. Es muß zwi-
schen ihnen beiden irgend etwas vorgesallen sein, was dem
Verhältniß einen Stoß gab. Denn Condivi, der nach Michel-
angelo's ekgenen Worten schrieb, spricht sich hart über das
Benehmen des Cardinals aus, ohne jedoch nähere Ängaben
zu machen.

Nur in sehr mittelbarer Weise machte sich Michelangelo
im Hause San Giorgio's geltend. Nasari erzählt, derselbe
 
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