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Grimm, Herman
Leben Michelangelo's (Band 1): bis zum Tode Rafaels — Hannover, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.2892#0231
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Savonarola als Heiliger. 223

mehr gethan, als Savonarola's Donner, die beinahe spurlos
verhallten.

Kaum aber war Savonarola gestorben, so umgab ein
Heiligenschein seine Gestalt, der Jnhalt seiner letzten Tage
wnrde als das ruhmvolle Leiden eines Märtyrers von Mund
zu Mund getragen und mit Erzählungen von Wundern unter- -
mischt. Wie sein Herz nicht mitverbrannt, aus den Tiefen
des Arno wieder emporgewirbelt und von seinen Verehrern
unversehrt aufgefischt worden sei. Dem Unterliegen in den
Qualen der Tortur setzte man das Beispiel des Apostel
Petrus entgegen, der unter weniger dringenden Umständen
den Herrn verleugnet hätte. Dagegen der jämmerliche Tod
des Königs von Frankreich, der hingerafft wurde, nachdem
ihm sein Kind vorausgegangen war, erschien als die unmittel-
bare Strafe des Himmels, die Savonarola vorausverkündete.
Sein Bild mit einer Strahlenkrone um's Haupt wurde in
Rom selber auf den Straßen feilgeboten.

Es ist unmöglich, den Gedanken abzuwehven, daß sein
Leiden und sein Tod auf den schaffenden Künstlergeist ohne
Einwirkung geblieben sei.

Michelangelo beendete die Pietä. im Jahre 1499 oder im
folgenden und kehrte nach Florenz zurück.
 
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