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sten Gabe vom Schicksal beschenkt, sein geistiges Leben in
Worte zu fassen, war er zugleich mit so starker Gleichgiltig-
keit gegen das Urtheil seiner Zeitgenossen begabt, daß wir
bei Betrachtung seines Lebens von dieser Seite ihn meist
als in Einsamkeit versunken vor uns sehen. Dies wieder
ist der Grund, warum die Erforschung seines Lebens als
eines unergründlichen Problems so großen Reiz auf uns
ausübt und jeder von seiner Hand geschriebene Vers als
ein inhaltreiches Monument gleichsam für die großen und
kleinen Epochen seines fortschreitenden Daseins gilt; auch
der Grund, weshalb die Biographien Goethe's so verschieden
gestaltete Darstellungen seiner Entwicklung bringen. Denn
jeder, der sich mit Goethe beschäftigt, wird seine eigene indi-
viduelle Stellung zu ihm einnehmen und diese als die
richtige, maßgebende ansehen. —
Goethe's Werke theilen sich wie die aller großen Künstler
in solche, welche des Dichters Geist am vollsten zu entfalten
scheinen, und in die übrigen, die in geringerem Maße Zeug-
niß dafür ablegen, daß sie von ihm herstammen. Um Goethe's
Hauptwerke wird es sich für die handeln, welche nicht alles
von ihm lesen können. Gedruckt sind bereits über 6000
Briefe Goethe's und von seinen gesammten Werken in der
Weimarer Ausgabe 81 Bände. Im Ganzen werden deren
etwa 150 erscheinen. Unmöglich diesen ungeheuren Vorrath
in sich aufzunehmen.
Goethe's erstes Werk, das ihm Rang und Namen gab,
ist Götz, oder, wie er zuerst schrieb, Gottfried von Ber-
lichingen. In den früheren Dichtungen und Schriften jeder
Art, welche dieser, wie Goethe sie nennt, dramatisirten Ge-
sten Gabe vom Schicksal beschenkt, sein geistiges Leben in
Worte zu fassen, war er zugleich mit so starker Gleichgiltig-
keit gegen das Urtheil seiner Zeitgenossen begabt, daß wir
bei Betrachtung seines Lebens von dieser Seite ihn meist
als in Einsamkeit versunken vor uns sehen. Dies wieder
ist der Grund, warum die Erforschung seines Lebens als
eines unergründlichen Problems so großen Reiz auf uns
ausübt und jeder von seiner Hand geschriebene Vers als
ein inhaltreiches Monument gleichsam für die großen und
kleinen Epochen seines fortschreitenden Daseins gilt; auch
der Grund, weshalb die Biographien Goethe's so verschieden
gestaltete Darstellungen seiner Entwicklung bringen. Denn
jeder, der sich mit Goethe beschäftigt, wird seine eigene indi-
viduelle Stellung zu ihm einnehmen und diese als die
richtige, maßgebende ansehen. —
Goethe's Werke theilen sich wie die aller großen Künstler
in solche, welche des Dichters Geist am vollsten zu entfalten
scheinen, und in die übrigen, die in geringerem Maße Zeug-
niß dafür ablegen, daß sie von ihm herstammen. Um Goethe's
Hauptwerke wird es sich für die handeln, welche nicht alles
von ihm lesen können. Gedruckt sind bereits über 6000
Briefe Goethe's und von seinen gesammten Werken in der
Weimarer Ausgabe 81 Bände. Im Ganzen werden deren
etwa 150 erscheinen. Unmöglich diesen ungeheuren Vorrath
in sich aufzunehmen.
Goethe's erstes Werk, das ihm Rang und Namen gab,
ist Götz, oder, wie er zuerst schrieb, Gottfried von Ber-
lichingen. In den früheren Dichtungen und Schriften jeder
Art, welche dieser, wie Goethe sie nennt, dramatisirten Ge-