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bringt sie den antiken Bildwerken nahe. Und doch ahmt
Hildebrand die Antike nicht nach, sondern geht, dem An-
scheine nach, geradeswegs auf die wahrhaftige Natur zurück.
Aber auch der belgische Meister thut das, seiner Mei-
nung nach, doch wohl. Beide Bildhauer verdanken meinem
Gefühle nach einen Theil ihrer Formgebung einst empfangener
akademischer Schulung. Hildebrand das Meiste freilich den
Italienern desjenigen Jahrhunderts, das dem Raphael's
vorausging und in dem Overbeck einst die ,Natur' erblickt
hatte. Hildebrand aber faßt jedoch das Quattrocento anders
auf als dieser. Er erinnert in seiner Meißelführung nicht
an Donatello, als habe er diesem etwas abgesehen, aber
Donatello erinnert an ihn. Intensive Verwandtschaft em-
pfinden wir. Donatello's Porträtköpfe umfängt dieselbe
unbewegt hinbrütende Atmosphäre. Es scheint, was wir
bei ihm sehen, die ,reine Form der Natur' zu sein.
Auch Hildebrand meinte doch wohl, daß die Secession
dem Publicum die tiefere Auffassung seines Talentes besser
ermögliche. In das Gedränge der Großen Ausstellung ge-
hören diese Werke nicht. Sie sind vollendet in ihrer Durch-
führung. Ein beginnender Bildhauer, dessen Naturell etwa
in gleicher Richtung läge, könnte in dieses Meisters Atelier-
unendliche Förderung erfahren.
Zu erwarten wäre nun an dieser Stelle eine größere
Anzahl Landschaften gewesen. Nach Landschaften besteht
heute Nachfrage. Das Publicum weiß sie zu würdigen.
Für den Landschafter im neuesten Sinne ist auf den
Akademien wenig zu lernen. Ein Künstler, der die Natur
darstellt wie er allein sie sieht, müßte fast wie ein Ein-
bringt sie den antiken Bildwerken nahe. Und doch ahmt
Hildebrand die Antike nicht nach, sondern geht, dem An-
scheine nach, geradeswegs auf die wahrhaftige Natur zurück.
Aber auch der belgische Meister thut das, seiner Mei-
nung nach, doch wohl. Beide Bildhauer verdanken meinem
Gefühle nach einen Theil ihrer Formgebung einst empfangener
akademischer Schulung. Hildebrand das Meiste freilich den
Italienern desjenigen Jahrhunderts, das dem Raphael's
vorausging und in dem Overbeck einst die ,Natur' erblickt
hatte. Hildebrand aber faßt jedoch das Quattrocento anders
auf als dieser. Er erinnert in seiner Meißelführung nicht
an Donatello, als habe er diesem etwas abgesehen, aber
Donatello erinnert an ihn. Intensive Verwandtschaft em-
pfinden wir. Donatello's Porträtköpfe umfängt dieselbe
unbewegt hinbrütende Atmosphäre. Es scheint, was wir
bei ihm sehen, die ,reine Form der Natur' zu sein.
Auch Hildebrand meinte doch wohl, daß die Secession
dem Publicum die tiefere Auffassung seines Talentes besser
ermögliche. In das Gedränge der Großen Ausstellung ge-
hören diese Werke nicht. Sie sind vollendet in ihrer Durch-
führung. Ein beginnender Bildhauer, dessen Naturell etwa
in gleicher Richtung läge, könnte in dieses Meisters Atelier-
unendliche Förderung erfahren.
Zu erwarten wäre nun an dieser Stelle eine größere
Anzahl Landschaften gewesen. Nach Landschaften besteht
heute Nachfrage. Das Publicum weiß sie zu würdigen.
Für den Landschafter im neuesten Sinne ist auf den
Akademien wenig zu lernen. Ein Künstler, der die Natur
darstellt wie er allein sie sieht, müßte fast wie ein Ein-