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dieses auf der Oberhoheit der Römer beruhenden Bewußt-
seins erlebt. Seneca, Plinius und Marc Aurel begnügen
sich in dem Gedanken, die absteigende geistige Bewegung
werde sich aushalten lassen.
Unter Tiberius aber, mit dessen Herrschaft Tacitus beginnt,
hatte Christus gelebt! Die Lehren Christi standen zu den
Ideen des sich damals nach außen hin immer noch ver-
größernden römischen Kaiserreiches nicht in Widerspruch.
Christus hatte gesagt: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers
ist, und Gott, was Gottes ist, und Pilatus hatte keine
Schuld an ihm gefunden. Auch die Entwicklung der römi-
schen Monarchie zur Weltherrschaft mit der Tendenz, alle von
dessen Grenzen umfaßten Unterthanen mit dem römischen
Bürgerrechte allmählich auszustatten, entsprach den Wünschen
der Christen. Paulus legte hohen Werth darauf, römischer Bür-
ger zu sein. Der Gegensatz zwischen den Bürgern des römischen
Reiches und den Anhängern Christi lag darin, daß diese
Freudigkeit, welche dem Menschen an sich inne wohnt, denen
in zunehmendem Maße zumeist gefehlt zu haben scheint,
welche die althergebrachten officiellen Götterverehruugen fort-
setzten, sowie den übrigen Bewohnern des Weltreiches die
sonnenlose Macht ihrer beliebigen Götter zuletzt so uner-
träglich wurde, daß Uebertritte zum Christenthum in größeren
Massen stattfanden. In der Stille nun nahm diese Ent-
wicklung den Weg, das gefammte römische Weltreich der
sich immer fester organisirenden christlichen Priesterschaft zu
unterwerfen, bis endlich den Päpsten als deren Häuptern
auch die politische Alleinherrschaft zufiel. Die Geschichte
dieses verborgenen Wachsthums ist die wichtigste Thatsache
dieses auf der Oberhoheit der Römer beruhenden Bewußt-
seins erlebt. Seneca, Plinius und Marc Aurel begnügen
sich in dem Gedanken, die absteigende geistige Bewegung
werde sich aushalten lassen.
Unter Tiberius aber, mit dessen Herrschaft Tacitus beginnt,
hatte Christus gelebt! Die Lehren Christi standen zu den
Ideen des sich damals nach außen hin immer noch ver-
größernden römischen Kaiserreiches nicht in Widerspruch.
Christus hatte gesagt: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers
ist, und Gott, was Gottes ist, und Pilatus hatte keine
Schuld an ihm gefunden. Auch die Entwicklung der römi-
schen Monarchie zur Weltherrschaft mit der Tendenz, alle von
dessen Grenzen umfaßten Unterthanen mit dem römischen
Bürgerrechte allmählich auszustatten, entsprach den Wünschen
der Christen. Paulus legte hohen Werth darauf, römischer Bür-
ger zu sein. Der Gegensatz zwischen den Bürgern des römischen
Reiches und den Anhängern Christi lag darin, daß diese
Freudigkeit, welche dem Menschen an sich inne wohnt, denen
in zunehmendem Maße zumeist gefehlt zu haben scheint,
welche die althergebrachten officiellen Götterverehruugen fort-
setzten, sowie den übrigen Bewohnern des Weltreiches die
sonnenlose Macht ihrer beliebigen Götter zuletzt so uner-
träglich wurde, daß Uebertritte zum Christenthum in größeren
Massen stattfanden. In der Stille nun nahm diese Ent-
wicklung den Weg, das gefammte römische Weltreich der
sich immer fester organisirenden christlichen Priesterschaft zu
unterwerfen, bis endlich den Päpsten als deren Häuptern
auch die politische Alleinherrschaft zufiel. Die Geschichte
dieses verborgenen Wachsthums ist die wichtigste Thatsache