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Grohmann, Johann Gottfried
Überreste der Aegyptischen Baukunst — Leipzig, [1799] [VD18 10296522]

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https://doi.org/10.11588/diglit.21942#0007
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Vorbericlit.

D er Plan zur Herausgabe gegenwärtiger Blätter war, wie man aus eini-
gen dieserhalb an das architektonische Publikum ergangenen Ankündigun-
gen ersehen wird, schon entworfen, ehe noch durch die Unternehmung
der Direktoren der Französischen Republik die allgemeine Aufmerksam-
keit auf Aegypten gerichtet wurde, auf ein Land, dessen bis jetzt nur von
Geographen, einigen Alterthumsforschern und Lesern unserer heiligen
Bücher des alten Bundes gedacht, und aufser diesen wegen der gänzlichen
Entfernung, in welcher wir mit ihm in jeder Piücksicht leben, einer nä-
hern Erinnerung vielleicht nur von wenigen würdig geachtet wurde.

Buonaparte's Zug nach Aegypten änderte die Gestalt der Sachen,
und brachte dieses fast vergessene Land auf einmahl wieder so sehr in
das Gedächtnifs, dafs nach Nelsons Siege bei Abukir Englische Da-
men sogar auf einige Zeit Aegyptische Pvoben trugen.

Das unerwartete Interesse, welches Aegypten dadurch erlangte,
kann vielleicht zu gröfserer Theilnahme für diese Blätter beitragen, und
meine Absicht, Kenntnifs des Aegyptischen Geschmacks in der Baukunst
zu verbreiten, befördern helfen. Nicht als ob ich selbst et wann glaubte,
unserer Architektur dadurch nur den mindesten Vortheil zu verschaffen,
und unsern Architekten ein Werk in die Hände zu geben, durch dessen
Studium sie in den Stand gesetzet würden, unsere Baukunst in irgend ei-
ner Rücksicht zu bereichern, zu verschönern und zu veredeln. Ich bin
vielmehr im Gegentheil überzeugt, dafs es uns, wie Wissenschaften und
Künste jetzt beschallen sind, unmöglich ist, wieder so weit rückwärts zu
gehen, und so tief in Rohheit zu versinken, dafs wir also von der ganzen
Aegyptischen Baukunst, so weit wir sie kennen, nichts brauchen können,1
als Obelisken und Pyramiden zur Verschönerung öffentlicher Plätze
und grofser Gärten. Aufserdem kann der Theatermahl er, um durch Feh-
, 1er gegen das Kostüm in unterrichteten Zuschauern die Wirkung des Stücks
nicht zu Stohren, bisweilen Gebrauch von ihr machen.

Wenn ich die Worte: „Dem Studjum der Baukünstler gewidmet,"
auf den Titel setzen liefs, so geschah es also nur darum, sie aufmerksam
zu machen, wie grofs die Stufenleiter war, welche der menschliche Geist
ersteigen mufste, eh' er in der Baukunst Leichtigkeit, Gefälligkeit
und Schönheit mit Bequemlichkeit und Festigkeit vereinigen
lernte. Undwerweifs, wie lange sich die Aegyptier schon gequälet hat-
ten, ehe sie Werke hervor zu bringen vermochten, wie sie auf diesen

Aegyptische Bank. I. l
 
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