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Vorwort«

Die Grundregeln der mittelalterlichen, vorzugsweise aber der teutschen Baukunst, und die Ent-
wickelung ihrer Bildungsformen in einem systematisch geordneten, hündigen Lehrbuche wiederzu-
geben, war der Zweck dieses Unternehmens.

Dieses Streben erlaubte kein ausgebreitetes Eingehen auf einzelne Monumente, denn in dieser
Hinsiebt kann auf eine Masse verdienstvoller Sammlungen hingewiesen werden, welche fast alle
eine mehr oder minder antiquarische Richtung befolgen.

Einzelne Andeutungen des um teutsche Kunst so sehr verdienten C. L. Stieglitz, und die
(sehr unvollkommenen) Lehren, welche Walter Rivius in seinem verteutschten Vitruv mittheilt
ermunterten den Verfasser, die Gesetze der alten Baumeister und ihre Entwurfsweise durch,
Messungen und Vergleichungen sich anzueignen. Diese Forschungen, verbunden mit der
ausgedehntesten Benützung aller zu Gebote stehenden artistischen wie historischen Quellen
bewiesen die Richtigkeit der aufgefundenen Regeln, welche hiemit der Oeffentlichkeit übergeben
werden.

Fern davon, dem sich kaum entfaltenden Genius der Kunst einzwängende Forschriften auf-
zubürden , leiten diese Regeln auf den ewig reichen Weg der Natur und Geometrie, die richtigen
Anhaltspunkte der Kunst, durch welche jeder Künstler sich seine eigene Weise, jedes Volk
seinen Styl geschaffen hat.

Eine Abtheilung zwischen älterer (byzantinischer) und teutscher Bauart konnte in diesem
Theile nicht getroffen werden, da das Gesammtstreben der christlichen Baukunst von der Ent-
wikelung an bis in die Blüthezeit eine zu grosse Verwandtschaft zeigt, und die durch Zeiten
und Völker entspringenden Verschiedenheiten mehr der Aeuserlichkeit oder Verzierungsweise, als
dem Hauptplane angeboren; jedoch ergiebt sich dadurch, dass die einzelnen Theile je nach
ihrer coustruktiveu Entwicklung aufgeführt werdeil, fast von selbst eine Chronologe Reihenfolge.

Dass der Verfasser jene Formen des mittelalterlich-christlichen Baustyles, welche sich im
Laufe des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts in Teutschland vorzugsweise vollendet aus-
gesprochen haben, auch als die vollendetsten anerkenne, und in diesem Lehrbuche als Haupt-
aufgabe zu erläutern strebe, wurde bereits im ersten Theile dieses Werkes angedeutet, wie auch
die fernere Meinung, dass diese Formen einer noch höheren Ausbildung fähig seien.

Es ist einleuchtend, wie bei dem gegebenen beschränkten Räume das Werk nicht alle
Theile der zu besprechenden Bauart umfassen könne, daher wurde das unbedingt Notlüge in sol-
cher Art ausgewählt und aneinandergereiht, dass Fehlendes leichtlich in einzelnen Heften anzu-
hängen sei.
 
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