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Die senk- und wagrechten Gliederungen sind in der mittelalterlichen Baukunst nicht so strenge
unterschieden, wie in der griechischen; denn die Brechung der Glieder durch den Bogen, als
Uebergang von der vertikalen Linie in die horizontale, musste nothwendig eine grössere Gleichheit
der Linienwerke herbeiführen.

In der Anordnung zusammengesetzter Gesimse findet indessen doch einiger Unterschied statt,
namentlich sind im Gegensatze zur griechischen Kunst die wagrechten Linien viel schwächer und
untergeordneter angegeben, als die senkrechten. Die ältesten Gesimse christlicher Zeit, sind ent-
weder geradlinige rechteckige Vorsprünge, in gleichen Entfernungen von einander, oder der ganze zu
profilirende Raum bildet eine schiefe Fläche. Bald wurde auch auf diesem schiefen Vorsprunge ein-
Rundstab angeordnet und daneben eine Hohlkehle, aber fast immer haben die einzelnen Streifen
gleiche Breite unter sich. Doch sind diese ältesten Gebilde von Wichtigkeit., sie tragen den Keim
der spätem Formen in sich, wesshalb einige dieser Simswerke erklärt werden müssen.

T A-F-E E IE.
Aeltere Simswerke.

Die Figuren \ bis 5 kommen an Gebäuden der longobardischen Periode als Traufgesimse vor.
Sämmtlichc sind auf gleiche Weise entworfen, indem die mehr oder minder abgeschrägte Fläche in
gleiche Theile getheilt wird. Um einige Abwechslung zwischen den Theilcn zu bewirken, sehen
wir Blättchen durchgezogen, welche bald die Hälfte, bald ein Drittel der Breite eines Theilcs halten.
Die Figur 6, welche ziemlich der attischen Base gleicht, und von dieser auch sich ableiten mag,
wurde schon sehr frühe (unter den Karolingern) als Kranz- wie als Fussgesimsc eingeführt. Um
diese Zeit findet man auch noch den Kranz von Tragsteinen unterstützt, wie an den Kirchen: S.
Maria im Kapitol zu Köln, oder an der Schottcnkirche zu Regensburg.

Die aus der attischen Base entsprungene Gliederung liegt eigentlich der ganzen Profilirung zu
Grunde, daher sich die Gesimse nicht so sehr nach ihrer Entstehungszeit unterscheiden, wie die
Verzierungen. Im allgemeinen lassen sich jedoch folgende Unterscheidungszeichen zwischen den
frühem (byzantinischen) und spätem Profilen aufstellen: die Gliederwerke der altern Periode tragen
durchgehends einen schweren Charakter, haben starke Wulste und wenig vertiefte Hohlkehlen,
jedoch sind die Kehlen immer mit den Rundstäbcn aus gleichem Radius gezogen, auch haben die
Rundstäbe unter sich immer gleiche Dicke. Um das dreizehnte Jahrhundert gab man den Rund-
stäben verschiedene Durchmesser und erweiterte die Hohlkehle, wodurch jedes GPsmis eme
Hauptschattenparthie erhielt. Der einzelnen Abweichungen und Abwechselungen,s welche der Will-
ktihr eines jeden Künstlers überlassen bleiben, kann hier nicht gedacht werden.

Das Gesims Figur'6, a. scheint die älteste Form, welche der attischen Base nachgebildet wurde.
Die Construktion erklärt sich durch das regelmässige Viereck, dessen Diagonale die zu profilirende
Fläche bildet. Diese erste und einfachste Bildung zeigte sich dadurch sehr mangelhaft, dass zwei
Blättchen für den Aufriss verloren gehen, und der obere Wulst durch seine Schwere herabzustürzen
droht. Diesen Uebelständen abzuhelfen, suchte man denselben Riss auf eine steilere Linie zu
umschreiben, welche wir in Fig. b. profilirt, und Pig; c. im Aufrisse erblicken. In Fig. d. sehen
wir dasselbe Motiv, jedoch noch leichter gehalten, indem auf die erklärte Weise die Hohlkehle
vergrössert und den Rundstäben noch mehr von ihrer Stärke entzogen wird.

Die Fussgesimsc Fig. 7 bis \ 2 zeichnen sich nach den eben erwähnten Regeln und sind durch
die eingeschriebenen gleichen Theile hinlänglich erklärt. An den Figuren \Q, \\ und <|2 zeigt sich

wieder die attische Basis.

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