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Gurlitt, Wilhelm
Das Alter der Bildwerke und die Bauzeit des sogenannten Theseion in Athen — Wien, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.850#0061
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58

da ich mich jetzt auf ein Gebiet begehe, dessen man-
nigfache Täuschungen mir nicht unbekannt sind, und
auf dem ich mich als Nicht-Architekt nur unsicher
bewege.

Und gleich auf der Schwelle treffen wir auf einen
Streitpunct. Ist der vabg iv Ttaqaaräai das Ursprüng-
liche *) ? oder haben wir die erste Form hellenischer
Tempel im vabg iisqinxeqoc, zu erkennen2)? Sind py-
knostyle Proportionen die anfänglichen3) ? oder ist das
liegende (auch aufrechte) Parallelogramm die älteste
Norm der Tempel1)? Doch können wir diese Gegen-
sätze hier bei Seite lassen, da wir es nicht mit den Incu-
nabeln der Kunst zu thun haben, sondern mit Werken
einer Zeit, in denen bei voller Beherrschung aller
Mittel diese früheren Zustände keine Wirkung mehr
übten. Es kann sich dabei immer nur um die Frage
handeln, oh eine bestimmte Anordnung des Tempel-
hauses alterthümlicher ist, womit natürlich nicht be-
wiesen wäre, dass sie an dem bestimmten Gebäude
auch älter sein müsste. Dazu betont Bötticher wieder-
holt, dass die Proportionen schwanken5) undSemper6)
will seine Anordnung der Tempelschemata nicht als
eine Angabe ihres relativen Alters aufgefasst wissen.
Ich weiss ferner, wie sehr man sich hüten muss, an

*) Bötticher I, S. 176, 273. Dann wäre das „Theseion" als
templum in antis vom Peripteron umschlossen, älter, als der „be-
deutend jüngere" Parthenon.

2) Semper, Stil II, S. 409. Dann wäre umgekehrt der Par-
thenon ursprünglicher, an dem Semper in der Trennung von Cella
und Epistyl „einen kleinen Fehler" entdeckt.

*) Bött. I, S. 23.

J) Semper H, S. 412.

') Tekton. S. 27, 28 und sonst.

«) II, S. 454.
 
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