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Gurlitt, Cornelius
Die Pflege der kirchlichen Kunstdenkmäler: ein Handbuch für Geistliche, Gemeinden und Kunstfreunde — Leipzig [u.a.], 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.28840#0026
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16

Die Aufgaben der kirchlichen Denkmalpflege.

lieh wenig1 Dome sind einheitlich im Stil. Ihr Bau dauerte
oft Jahrhunderte, und nie hat der spätere Meister versucht,
im Stil des älteren zu arbeiten. Neue Gedanken, neue Werk-
formen, neue Arten des künstlerischen Ausdrucks traten auf,
und jeder Meister folgte den Eingebungen seiner Zeit, fügte
sein Werk dem Alten an in der Erkenntnis, es werde mit
diesem zusammenpassen, wenn es aus gleichem Geist hervor-
ging. Und wir sehen, daß diese Erkenntnis nicht trügt, so-
bald wir die Dinge nicht mit vorgefaßten Stilbegriffen
vermengen. Sie schafft den Eindruck des Altehrwürdigen,
denn an dem Wechsel ihrer Formen erkennen wir die Jahr-
hunderte, die am gemeinsamen Werk schufen.

lillIIIIIIIIIIIIII!llllIIIIIIIIIIIIlll!ll!IIIl!ll!IIIIIIIIllllll(Illlll!!llllIIIIIII!l!lll(lllll!lll!IIirilIIIIfllllIilllli!Ill(lllII!lll!lllI!!ilil!IIIIHII!IllllilllI!I!l!IJl

| Tom guten Geschmack.

fflllllII!!!IllllIIIII|IIII!llllilllIII!lli!lllltlIIIIIl!!lllllllilllIIIIIIIIII!IIIIIIIIIli}llllll!l!IIIH!IIIIIIIIIIII!lll!!Uil!llIlllllÖnilllllllllllllilllI(IIIIII!l!lllTT

Viel Unheil wurde dadurch angerichtet, daß Kirchen-
verwaltungen sich auf den „guten Geschmack“ der bei ihnen
leitenden Persönlichkeit verließen. Oft sah ja der verant-
wortliche Geistliche in seinem Geschmacksurteil, seiner An-
sicht über häßlich und schön einen Prüfstein hinsichtlich seiner
seelsorgerliclien Pflichten der Gemeinde gegenüber: um dieser
Pflichten willen wollte er das von ihm als häßlich Empfundene
vom Gotteshaus fernhalten, in der ehrlichen Meinung, schön
sei, was ihm gefalle und häßlich, was ihn abstoße. Er warf
etwa seinen Vorgängern im Amte vor, sie hätten das Häß-
liche geduldet. Er machte ihnen daraus einen Vorwurf oder
entschuldigte sie nur mit geistiger Schwäche, die eben in einem
schlechten Geschmack bestanden habe. Er konnte sich nicht
vorstellen, daß das Getadelte einem früheren Geschlecht gefiel
und daß das uns Gefallende dem nächsten Geschleckte als
unschön erscheinen wird. Denn es besteht naturgemäß, wie
gegen das aufkommende Neue, unserem Gewohnheitsgeschmacke
Widersprechende, so auch gegen das überwundene Alte, von den
neuen Gewohnheiten Abgelehnte ein starker Widerwille. Der
einzige Weg, der uns vor Fehlgriffen behüten kann, ist: Bewahrt
das Alte, ob es Euch nun gefällt oder nicht. Und gestaltet das
Neue nach dem Stande der zeitgenössischen Kunst in dem Be-
wußtsein, daß es an einen Ort kommt, der es bewahren wird
und an dem kommende Geschlechter unser Schaffen beurteilen
 
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