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Mammen, Jeanne; Galerie Fritz Gurlitt (Berlin) [Contr.]
Jeanne Mammen: Galerie Gurlitt, Oktober-November MCMXXX — [Berlin]: Galerie Gurlitt, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.62159#0005
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JEANNE MAMMEN

Die Mammen ist eine betont männliche Erscheinung unter
den Zeichnerinnen und - unter den Zeichnern. Sie geht
ihre Objekte hart an und reißt sie in ihren sparsamen,
eindeutig umgrenzenden Strich hinein. Diese, ihre männ-
liche Handschrift, ein überzeugendes Schwarz-auf-Weiß,
löst sich durch die aquarellierten Farben in einer nun
freilich echt weiblichen Buntheit und Nuancenfreudigkeit.
Das Malerische wird zur Poesie ihrer Blätter, wohingegen,
wenn sie malt, die Oberhand des Zeichnerischen auffällt.
Sie zeichnet und malt auf der Grenze der beiden Kunst-
übungen.
Immer aber stellt sie den „Charakter" des lebenden oder
toten Inventars, dessen sich ihre Kunst bemächtigt, in den
Vordergrund. Aus dem haarscharfCharakteristischen ihrer
Porträtierkunst ergibt sich, wie von selbst, das Karikatu-
ristische. Ob sie porträtiert oder karikiert, es fließt aus der
gleichen Intuition und Absicht des Erkennens und Durch-
schauens. Die Objektivität gegenüber dem Vorwurf wird
nie verlassen, der harte, scharfe Umriß der Profile ergibt
alles Hintergründige der Erscheinungen ohne schnörkel-
haft kommentierendeZutat,ohne Programm und gewollten
Tiefsinn.
 
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