LOVIS CORINTH
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Meisterschaft im Technischen verraten, wäre der Blick in die letzten
Winkel dieser Künstlerseele doch verschlossen. Darum vor allem sind
gerade sie uns teuer — ungeachtet ihres reichen künstlerischen Gehaltes,
weil sie einmal die Grundlagen für die Wertung des Menschen sind,
der restlos auch den Künstler offenbart, daneben aber im Sinne der
allgemeinen Kunstentwicklung zu Momenten historischer Betrachtung
hinüberleiten, die ihrerseits wiederum Corinths Stellung im Rahmen
der gesamten Kunstgeschichte deutlich und vielsagend unterstreichen.
Corinth, das ist der Künstler und sein Werk. Das ist Ein-
fühlung in das zeitlich unbegrenzte Kapitel des rein Menschlichen.
Gewiß ist der Meister ein Kind unserer Zeit. Tiefe Religiosität, ein
Erbteil seiner urgermanischen Rasse, durchweht, erhöht hier und
dort sogar mit den Strahlen Grünewaldscher Imagination sein Werk,
aber zeitlich ist er doch nur ganz bedingt zu verstehen. Wenn nach
hundert Jahren sich gegenüber der gegenwärtigen Kunst der große
Prozeß der Umwertung vollzogen haben wird, wenn das Zufällig-
Menschliche versunken ist und nur die künstlerische Leistung als solche
noch zurückbleibt, dann erst wird man erkennen, wie dieser
Künstler als ein Riese in seiner Zeit stand, stark, knorrig, oftmals
herb, aber immer unbeirrt im Drange seines reinen Künstlertums und
wie die deutsche Kunst der letzten fünfzig Jahre nie einen Größeren
besessen hat als Lovis Corinth.
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Meisterschaft im Technischen verraten, wäre der Blick in die letzten
Winkel dieser Künstlerseele doch verschlossen. Darum vor allem sind
gerade sie uns teuer — ungeachtet ihres reichen künstlerischen Gehaltes,
weil sie einmal die Grundlagen für die Wertung des Menschen sind,
der restlos auch den Künstler offenbart, daneben aber im Sinne der
allgemeinen Kunstentwicklung zu Momenten historischer Betrachtung
hinüberleiten, die ihrerseits wiederum Corinths Stellung im Rahmen
der gesamten Kunstgeschichte deutlich und vielsagend unterstreichen.
Corinth, das ist der Künstler und sein Werk. Das ist Ein-
fühlung in das zeitlich unbegrenzte Kapitel des rein Menschlichen.
Gewiß ist der Meister ein Kind unserer Zeit. Tiefe Religiosität, ein
Erbteil seiner urgermanischen Rasse, durchweht, erhöht hier und
dort sogar mit den Strahlen Grünewaldscher Imagination sein Werk,
aber zeitlich ist er doch nur ganz bedingt zu verstehen. Wenn nach
hundert Jahren sich gegenüber der gegenwärtigen Kunst der große
Prozeß der Umwertung vollzogen haben wird, wenn das Zufällig-
Menschliche versunken ist und nur die künstlerische Leistung als solche
noch zurückbleibt, dann erst wird man erkennen, wie dieser
Künstler als ein Riese in seiner Zeit stand, stark, knorrig, oftmals
herb, aber immer unbeirrt im Drange seines reinen Künstlertums und
wie die deutsche Kunst der letzten fünfzig Jahre nie einen Größeren
besessen hat als Lovis Corinth.