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Verlag Fritz Gurlitt (Berlin) [Mitarb.]
Almanach auf das Jahr ... — 1919

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BERNHARD HÖTGER

BERNHARDHÖTGER
Zum plastischen Problem unsrer Zeit.
Von Kasimir Edschmid
Plastik: dies ist die seltenste Kunst. Die schwerste und irdischste
künstlerische Materie mit Geist und Rhythmus zu beflügeln — diesen
Funken hat die Natur sparsam versprüht. Lehmbruck, die steilste
Senkrechte der Sehnsucht. Scharff, das Ineinanderreihen der runden
Bögen bis zum Flug. Barlachs vom großen Mythos der schweren
und ringenden Erde niedergezogene Figur. Hötger, der große Radius
des breiten Werkes, der schon zur Architektur geht. Diese deutschen
Künstler liegen alle in einer tragischen Verdammung: daß uns Kultur
des Baues fehlt, Stil der Zeit nicht in Bauwerken aufschwebt, daß die
Fuge der Plastik in die Fuge des Architektonischen und der Land-
schaft nicht zu großem Tönen hineinschmilzt.
Dies ist keines mehr als Hötgers Tragik. Er, Wachs im Griff
der Zeit, allen Aufgaben, jeden Winden des Lebens zugetan mit
zentrifugalster Sehnsucht .... er, bestimmt, angerührt, fiebernd,
jedes Problem des Gestaltens bis in den Fluch der letzten Qual zu
überdenken, zu versuchen .... er, den die breite Fläche der
Wirkung lockt und sucht .... dieser Künstler hat keinen Stil der
Zeit in der Hand, in den hinein er wirken könnte. Wo die Dome,
die seine transzendente Phantasie mit unerhörten Andachten und
Gloriolen schmücken, wo die Parke, wo Götter seiner Zeit erblühen
sollen, wo die Halle, die um das Ausmaß seiner Figur herum wächst.
 
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