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Verlag Fritz Gurlitt (Berlin) [Mitarb.]
Almanach auf das Jahr ... — 1920

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26 JANTHURS GRAPHIK

vergleichbaren, die Sich-selber-Gesetz-Gebenden, die Sich-selber-
Schaffenden!"
Der Mensch als einzelner, im Verhältnis zum Mitmenschen,
zur „toten" und belebten Natur, vor allem zum Tier, ist der
großartige Gegenstand dieser Werke, die sich zu einer bildlichen
Naturbeschreibung des metaphysischen Menschen von selbst zu-
sammenfügen. So entstehen unter Abstreifung alles Artistisch-
Konventionellen als wichtigste Typen: der naive Mensch (Robinson),
der pathologische (Wozzek), der nervös-differenzierte (Schlemihl)
und der einfache in aller Unschuld und Erhabenheit (Gilgamesch).
Aber diese Gegenstände der Darstellung können nicht er-
schöpfend über die Absichten des Künstlers belehren; das wahr-
haft Wertvolle, das Entscheidende kann nur in der Gestaltung
gegeben und gefunden werden. Und hier gerade offenbart sich
ein Künstlergeist, auf den all die abgegriffenen Begriffe der heutigen
Nomenklatur in keiner Weise passen wollen; denn es ist ein Grad
von Vollkommenheit, von seelischer Erhobenheit erreicht, der mit
keinem Programm der heute registrierten „Kunstrichtungen" ver-
einbar ist. Die Darstellung ist nicht auf die Vereinzelung der
Erscheinungen, sondern auf deren metaphysische Verbindung ge-
richtet; es kann sich also nicht um ein Abschreiben von der Natur
oder sonstige Rebuskunststücke nach dem Rezept „wie ich es ge-
sehen habe" handeln: der formulierte Typ ist in jedem Falle zum
Verkünder kosmischen Geschehens gemacht, auf den Kosmos als
Ganzes bezogen. Diese Beziehung auf die Angelegenheiten einer
zufälligen isolierten Individualität zu beschränken, wird ersichtlich
vermieden; alle Empfindung wird ohne Abkühlung, Energieverlust
nicht objektiviert, sondern aus dem Individual-Zufälligen ins All-
gemeine erweitert und vertieft, aus dem menschlichen Kreise in
den kosmischen projiziert. So erscheint zum Beispiel das erotische
Moment nicht mehr wie seitTizian und Rubens als eine persönliche
 
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