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Verlag Fritz Gurlitt (Berlin) [Mitarb.]
Almanach auf das Jahr ... — 1920

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DREI BRIEFE VON STAUFFER-BERN

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einem das Opus bereitet hat. Diese Thaetigkeit ist eine Erholung
und hat nichts gemein mit der jahrelangen Sclavenarbeit des Kupfer-
stechers, der jeder Selbstaendigkeit bar stumpfsinnig auf seiner
Platte herumsticht bis ihn schließlich der Teufel holt (wenn er
ihn mag!?)
Schließlich ist das Handwerk mit dem Stichel entschieden
keine Hexerei (auch das mit Nadel und Aetzung). Maßgebend für
das Resultat ist nur die Qualitaet des Künstlers resp. ob er was
gelernt hat oder nicht. Wer nicht zeichnen kann, wird es von
selbst lassen, wer aber die noethige Formkenntniß besitzt dürfte
in dieser Beschaeftigung nach einiger Uebung eine Quelle des
Vergnügens finden und seine Bemühungen reichlich gelohnt sehen,
denn radirt oder sticht er seine eigenen Werke so wird er kaum
mehr als das Doppelte von Zeit dafür aufwenden, als wenn er sie
mit der Feder gezeichnet haette, und außerdem den Vortheil haben,
eine unbeschraenkte Anzahl gleichwerthiger Vervielfaeltigungen
davon anfertigen lassen zu koennen.
Das ist etwa was ich zu sagen habe, benutzen Sie davon was
Ihnen beliebt und moderiren Sie nach Gutdünken.
Besten Gruß Ihr Stauffer-Bern.
Lieber Gurlitt. Bern. 9. Aug. 86.
Besten Dank für Ihren Brief. Mir geht es nicht gerade schlecht,
ich habe ein Damenportrait gemalt, welches mir nicht übel ge-
lungen scheint und sich hier vielen Beifalls erfreut, eine weiße
Dame, viel schlechter als ein's der beiden berühmten ist es jeden-
falls nicht (ich bin wenigstens so unbescheiden dies zu finden).
Es ist völlig plein air und hat mir ein par Mal einen gehörigen
Kater gemacht. Nächste Woche male ich den Gottfried Keller,
er will mir sitzen. Er wird dann auch radirt im Herbst für den
Weihnachtsmarkt,
 
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