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Verlag Fritz Gurlitt (Berlin) [Contr.]
Almanach auf das Jahr ... — 1920

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60 DREI BRIEFE VON STAUFFER-BERN

Ich habe im Sinn um den Michael-Beer'schen Preis für
Kupferstecher zu concurriren, es sind 2500 Mark nach Italien für
ein Jahr, und es scheint mir daß die Sache zu wagen waere. Muße
habe ich bis dato noch nicht viel gehabt, aber ich hoffe daß ich
doch noch (in bescheidenster Weise zwar) eine Reise zu Fuß durch
die Schweiz und nach den oberitalienischen Seeen machen kann.
Ich lechze ordentlich danach, Natur zu sehen und den naechsten
Sommer vom April bis Herbst wird nichts gethan als im Grünen
gemalt: Landschaft -es ist doch die Hauptsache.
Mein Freund in Zürich dessen Gattin ich gemalt, hat mir
in generoesester Weise Gastfreundschaft angeboten, so daß ich mir
eine solche Extravaganz leisten kann. Habe ich einmal die Land-
schaft ebenso begriffen wie die Figur so hoffe ich doch dies oder
das schoene Bild zu malen. Wir werden ja sehen. Für Ihre frdl.
Bemühungen danke ich Ihnen recht sehr, aber Verlaß auf die
verdammten Schriftsteller ist nicht. Wie hat mir L. versprochen
zu schreiben über meine Sachen und Tepper und alle moegl. Leute,
und wie ist es gekommen.
L. das Schwein, hat mich nicht einmal erwaehnt und P. hat
mir den Tort angethan mich mit den miserabelsten Schmierern wie
Zickendraht, Brack und aehnlichen erfreulichen Erscheinungen
zusammen zu bringen. Das ist das Gemeinste, was mir bis dato
passirt ist, er kann schimpfen oder schweigen, aber zum Cretin
braucht er mich nicht zu machen, Hund, verfluchter. Uebrigens
ist meine Wuth vorbei und eines schoenen Tages wird er ja hoffent-
lich verrecken. Hier in der Schweiz ist es so schoen, daß ich am
liebsten gar nicht mehr in das langweilige Berlin kaeme aber es
wird doch sein müssen. —
Sie fragen nach Boecklin, er geht diese Woche nach Berlin,
oder ist schon verreist, hat wieder mit seiner Flugmaschine zu
thun, in seinem Atelier war ich nicht, habe ihn nur ab und zu
 
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