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wie er ihn von Wolgemut und Schongauer übernommen, freilich
aus seine Weise und aus seinem feurigen Geiste heraus neu ge-
gesormt und weiter gebildet hatte. Kus der anderen Seite ist er
aber auch als Renaissance-Künstler auszufassen, vielleicht als der
erste deutsche Renaissance-Künstler. Für alle Gedanken und Probleme,
die seine ties aufgewühlte Zeit beschäftigten, war er, wenn irgend
Liner, empfänglich und begeistert. Ls war fürwahr eine große
Zeit! — Weittragende Entdeckungen und Erfindungen waren ge-
macht worden, für den Künstler besonders wichtig die Erfindung
der Buchdruckerkunst, des Holzschnittes und des Kupferstiches, vor
allem aber war gleichsam die Natur selber entdeckt. Die Natur,
die dem Mittelalter als Sünde und böser Geist erschienen war,
suchte man jetzt wissenschaftlich zu begreifen und künstlerisch zu
gestalten. Bis ins 15. Jahrhundert herein war die Natur, waren
Berge und Wälder, Tiere und Menschen nur symbolhaft dargestellt
worden. Seit Masaccio in Italien und den Brüdern van Eyck im
Norden wurde die Natur bis in alle Einzelheiten gründlichst studiert.
Ruf den Schultern der van Eycks ruhte die gesamte Kunst Deutsch-
lands im 15. Jahrhundert. Daran knüpfte auch Dürer an, darauf
baute auch Dürer weiter, aber mit seinem Auftreten erhielt das
Naturstudium und die Naturdarstellung einen anderen neuen Sinn.
Gleichsam mit einem Ruck wird jetzt die Entwicklung gefördert.
Was er uns an pflanzenstudien — das Veilchen, die Rkeleie, das große
Rasenstück —, an Baumstudien, an Tierstudien — Hirschkäfer, Reb-
huhn, Hase, Hund und Pferd —, was er uns an Rktstudien nach
dem männlichen und weiblichen Körper hinterlassen hat, übertrifft
bei weitem alles, was vordem in ganz Deutschland einschließlich
der Niederlande da gewesen ist. Und wenn flottere und kühnere
Naturstudien auch in hülle und Fülle in späteren Jahrhunderten
geschaffen sein sollten, gründlicher und gewissenhafter, liebevoller
und kraftvoller hat niemand jemals die Natur studiert als Rlbrecht
Dürer.
Liner besonderen Seite seines künstlerischen Schaffens muß hier
noch eigens gedacht werden, ich meine die Landschaftsmalerei. Die
Landschaft liebevoll gleichsam wie einen gewirkten Teppich im
Hintergrund biblischer Historienbilder oder Porträts anzubringen,
war damals allgemein üblich. Rber Dürer hat zuerst den künst-
lerischen Drang in sich gefühlt — und er offenbart sich auch gerade
wie er ihn von Wolgemut und Schongauer übernommen, freilich
aus seine Weise und aus seinem feurigen Geiste heraus neu ge-
gesormt und weiter gebildet hatte. Kus der anderen Seite ist er
aber auch als Renaissance-Künstler auszufassen, vielleicht als der
erste deutsche Renaissance-Künstler. Für alle Gedanken und Probleme,
die seine ties aufgewühlte Zeit beschäftigten, war er, wenn irgend
Liner, empfänglich und begeistert. Ls war fürwahr eine große
Zeit! — Weittragende Entdeckungen und Erfindungen waren ge-
macht worden, für den Künstler besonders wichtig die Erfindung
der Buchdruckerkunst, des Holzschnittes und des Kupferstiches, vor
allem aber war gleichsam die Natur selber entdeckt. Die Natur,
die dem Mittelalter als Sünde und böser Geist erschienen war,
suchte man jetzt wissenschaftlich zu begreifen und künstlerisch zu
gestalten. Bis ins 15. Jahrhundert herein war die Natur, waren
Berge und Wälder, Tiere und Menschen nur symbolhaft dargestellt
worden. Seit Masaccio in Italien und den Brüdern van Eyck im
Norden wurde die Natur bis in alle Einzelheiten gründlichst studiert.
Ruf den Schultern der van Eycks ruhte die gesamte Kunst Deutsch-
lands im 15. Jahrhundert. Daran knüpfte auch Dürer an, darauf
baute auch Dürer weiter, aber mit seinem Auftreten erhielt das
Naturstudium und die Naturdarstellung einen anderen neuen Sinn.
Gleichsam mit einem Ruck wird jetzt die Entwicklung gefördert.
Was er uns an pflanzenstudien — das Veilchen, die Rkeleie, das große
Rasenstück —, an Baumstudien, an Tierstudien — Hirschkäfer, Reb-
huhn, Hase, Hund und Pferd —, was er uns an Rktstudien nach
dem männlichen und weiblichen Körper hinterlassen hat, übertrifft
bei weitem alles, was vordem in ganz Deutschland einschließlich
der Niederlande da gewesen ist. Und wenn flottere und kühnere
Naturstudien auch in hülle und Fülle in späteren Jahrhunderten
geschaffen sein sollten, gründlicher und gewissenhafter, liebevoller
und kraftvoller hat niemand jemals die Natur studiert als Rlbrecht
Dürer.
Liner besonderen Seite seines künstlerischen Schaffens muß hier
noch eigens gedacht werden, ich meine die Landschaftsmalerei. Die
Landschaft liebevoll gleichsam wie einen gewirkten Teppich im
Hintergrund biblischer Historienbilder oder Porträts anzubringen,
war damals allgemein üblich. Rber Dürer hat zuerst den künst-
lerischen Drang in sich gefühlt — und er offenbart sich auch gerade