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herausgab. Wille bekam für eine Platte nicht mehr
als sechs Franken. — Bald aber verbreitete sich
der Ruf seiner Geschicklichkeit so, dass die berühm-
testen Maler in Paris ihn auszeichneten und er ihre
Bilder in Kupfer stach. Besonders hatte H. Ri-
gaud das Verdienst, diesen Künstler aus der Dun-
kelheit hervorzuziehn. Eben so wohlwollend und
fördernd erwies sich nun Wille gegen andere Künst-
ler, und die Mehrzahl der grössten Kupferstecher
des 18. und 19. Jahrhunderts sind seine Schüler,
unter welchen Joh. Gotth. Müller, Berwick und
Schmutzer besonders angeführt zu werden ver-
dienen („von Quandt, Entwurf z. e. Geschichte der
Kupferstecherkunst"). Die französische Schule von
Wille, die, ihrer Hauptrichtung nach, eine Vorliebe
für breite und glänzende Technik bezeichnet, hat in
ihrer Fortwirkung sich über ganz Europa verbrei-
tet und Friedr. Müller, Longhi, Toschi u. A.
sind zu seinen Enkelschülern zu zählen. —
Bartsch sagt über ihn in seiner Anleitung
zur Kupferstichkunde: „In der Kunst, den
Grabstichel mit Beinigkeit zu führen, und damit alle
Stoffe auf das Täuschendste auszudrücken, hat es
vor ihm kein Künstler so weit gebracht, als er.
Man bewundert den Glanz seiner Metall- u. Glas-
gefässe, seine Pelzwerke, Teppiche und vorzüglich
seine Atlaskleider u. s w.“
Wille hatte das Unglück, alle die Gräuel der
Revolution zu erleben und den grössten Theil sei-
nes Vermögens zu verlieren. Er starb als ein von
Jahren und Leiden gebeugter Greis im April 1808.
Wir werden hier seine sämmtlichen historischen
und s. g. Genre-Blätter, von seinen Portraits jedoch
nur, wie bei Anderen, die vorzüglichsten und sel-
tensten anführen, und bemerken noch, dass von der
Mehrzahl der Wille'schen Blätter Probedrücke
vor der Schrift abgezogen worden sind, die je-
doch, besonders die von den bedeutenderen, zu den
grossen Seltenheiten gehören, und, wo sie vorkom-
men, sehr theuer bezahlt werden.
1. Instruction paternelle; nach Terburg. (Ber-
lin. Mus.) Gr. fol. 1758.
(Die Behandlung der Stoffe u. die malerische Haltung, welche
der Stecher hervorbrachte, sind erstaunlich. Um den gros-
sen Werth dieser Arbeit ganz zu würdigen, muss man dip-
i
herausgab. Wille bekam für eine Platte nicht mehr
als sechs Franken. — Bald aber verbreitete sich
der Ruf seiner Geschicklichkeit so, dass die berühm-
testen Maler in Paris ihn auszeichneten und er ihre
Bilder in Kupfer stach. Besonders hatte H. Ri-
gaud das Verdienst, diesen Künstler aus der Dun-
kelheit hervorzuziehn. Eben so wohlwollend und
fördernd erwies sich nun Wille gegen andere Künst-
ler, und die Mehrzahl der grössten Kupferstecher
des 18. und 19. Jahrhunderts sind seine Schüler,
unter welchen Joh. Gotth. Müller, Berwick und
Schmutzer besonders angeführt zu werden ver-
dienen („von Quandt, Entwurf z. e. Geschichte der
Kupferstecherkunst"). Die französische Schule von
Wille, die, ihrer Hauptrichtung nach, eine Vorliebe
für breite und glänzende Technik bezeichnet, hat in
ihrer Fortwirkung sich über ganz Europa verbrei-
tet und Friedr. Müller, Longhi, Toschi u. A.
sind zu seinen Enkelschülern zu zählen. —
Bartsch sagt über ihn in seiner Anleitung
zur Kupferstichkunde: „In der Kunst, den
Grabstichel mit Beinigkeit zu führen, und damit alle
Stoffe auf das Täuschendste auszudrücken, hat es
vor ihm kein Künstler so weit gebracht, als er.
Man bewundert den Glanz seiner Metall- u. Glas-
gefässe, seine Pelzwerke, Teppiche und vorzüglich
seine Atlaskleider u. s w.“
Wille hatte das Unglück, alle die Gräuel der
Revolution zu erleben und den grössten Theil sei-
nes Vermögens zu verlieren. Er starb als ein von
Jahren und Leiden gebeugter Greis im April 1808.
Wir werden hier seine sämmtlichen historischen
und s. g. Genre-Blätter, von seinen Portraits jedoch
nur, wie bei Anderen, die vorzüglichsten und sel-
tensten anführen, und bemerken noch, dass von der
Mehrzahl der Wille'schen Blätter Probedrücke
vor der Schrift abgezogen worden sind, die je-
doch, besonders die von den bedeutenderen, zu den
grossen Seltenheiten gehören, und, wo sie vorkom-
men, sehr theuer bezahlt werden.
1. Instruction paternelle; nach Terburg. (Ber-
lin. Mus.) Gr. fol. 1758.
(Die Behandlung der Stoffe u. die malerische Haltung, welche
der Stecher hervorbrachte, sind erstaunlich. Um den gros-
sen Werth dieser Arbeit ganz zu würdigen, muss man dip-
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