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Habermas, Jürgen
Das Absolute und die Geschichte: von der Zwiespältigkeit in Schellings Denken — Bonn, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.41402#0195
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II. Statik der absoluten Identität,
Die Identitätsphilosophie, so wie sie in den
Fragmenten: Darstellung meines Systems (1801),
im Bruno (1802) , den. Fermeren Darstellungen ( 1802),
der Philosophie der Kunst (1802) und den Vorlesun-
gen über die Methode des akademischen Studiums
(1803) vorliegt, ist als Schellings eigentliche
Leistung in die Geschichte der Philosophie einge-
gangen, nicht ganz zu unrecht, denn trotz der frag-
mentarischen Form bleibt sie der geschlossenste
Wurf, der Schelling je geglückt ist. Diese Philo-
sophie ist das einzige System, das den Namen des
Systems verdient.
Bisher ist Schelling der Durchdringung des
Unendlichen und Endlichen, der Produktivität und
der Produkte, des Ewigen und Zeitlichen, des Ei-
nen und Vielen,des Möglichen und Wirklichen an
den Phänomenen der Natur, der Geschichte und der
Kunst nachgegangen. Damit hielt sich die Unter-
suchung im Felde des konkreten Seienden und zu-
gleich blieb eine Trennung zweier Seinsbereiche
verschiedener Dignität außerhalb der Diskussion,
wenn man von den Ansätzen im Tr. einmal absehen
will. Die Potenz war der Ort der ontologischen
Untersuchung. Nun stieß aber schon der Tr. in der
höchsten Potenz, der Kunst, auf eine unmittelbare
Manifestation des Unendlichen im Endlichen. Diese
Auszeichnung der Kunst als bevorzugtes Objekt der
Untersuchung verstärkt sich durch weitere Phäno-
mene, die auf diesem Feld auftauchen. Wir finden
die Phänomene, an denen sich Schelling in diesem
Zusammenhang orientiert, als Gegensatzpaare ange-
deutet, in den §§ 64 - 69 seiner Vorlesungen
über die Philosophie der Kunst zusammengedrängt.
Schelling greift in diesem Kapitel hauptsächlich
auf Kant, Schiller und A.ILSchlegel zurück. Sehr
wirksam sind vermutlich auch die Gespräche gewe-
sen, die zu dieser Zeit im Schlegelschen Kreis ge-
führt wurden, ganz abgesehen von der Mittlerschaft
 
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