ewigt werden, und so greift der Maler nicht nach dem gewohnten Malbrett, sondern zu dem
dauernden Erz. Die von der römischen Antike überlieferte Form des Münzporträts wird auf-
genommen, aber nur dem Gedanken nach. Die Gestalt, die dieser Gedanke erhält, ist neu und
eigen. Dass der Künstler einen ungleich grösseren Durchmesser wählte als den der römischen
Prägungen, liegt einmal in der Einstellung des Malerauges, dann aber in der von ihm be-
vorzugten künstlerisch freieren Technik der Gussmedaille. Auch das grosse doppelseitige
Siegel mag dabei von Einfluss gewesen sein, ebenso wie dies bei den flandrischen Kaiser-
medaillen der Fall war. Ob aber Pisano diese überhaupt gekannt hat, steht dahin.23
Erstaunlich bleibt, wie Pisano sogleich auf den ersten Griff seinen Stil findet und damit
die Entwicklung der Schaumünze auf Jahrzehnte bestimmt. Man halte die Medaille neben die
Zeichnung. Was flau und leer in dem Bildnis anmutet, ist auf Kosten des blutlosen Modells
zu setzen, was daran befremdlich wirkt, ist der orientalisierende Zug in Typus und Tracht.
Aber wie durch Betonung des überhohen Hutes — er beansprucht eine ganze Hälfte des
Feldes—, dann durch den hoch hinaufgeschobenen Rock und den tief zwischen den Schultern
sitzenden Kopf der Eindruck des Gedrückten hervorgerufen, wie auf diese Weise das Müde
und Matte der Erscheinung herausgestellt wird, das lässt sofort den geborenen Porträtisten
erkennen. Man ahnt das Scheitern der Mission des Kaisers, wenn man dieses sein Bildnis
betrachtet. Mit leiser Änderung ist die Profilzeichnung dem Rund der Medaille angepasst.
Diese strafft die Linie, betont kräftiger den Umriss, und sehr überlegt auf den Ausdruck
berechnet ist die Anordnung, die das Brustbild im Feld so weit herabschiebt, dass das Auge
unterhalb der Horizontalachse zu stehen kommt.2*
Nicht weniger sicher ist der Künstler in der Ausgestaltung der Rückseite. Sie zeigt den
Kaiser auf der Reise in landschaftlicher Umgebung. In schlichter Tracht, ohne ritterliche
Waffen, am Sattel nur Bogen und Pfeilköcher, reitet er auf lendenlahmem Klepper daher, er
selber ein müder Mann, der angesichts eines Feldkreuzes am Wege die Hände faltet und alles
Gott anheimstellt. Der kleine Knappe zu Pferd, der daneben von rückwärts erscheint, ist eines
von Pisanos Lieblingsmotiven, das in seiner gewollten Verkürzung von der Malerei vorgebildet
war, aber die noch vorhandenen Skizzen zu dem Reiterlein bezeugen das gewissenhafte Natur-
studium. Die ganze Anordnung ist sorgfältig erwogen. Sie setzt die Gestalt des Kaisers als
das Wesentliche auf neutralen Grund und türmt als Gegengewicht zu ihr und zu dem Kreuz-
stock das Gelände felsig auf.
Technisch betrachtet, zeigt sich Pisano bereits im Vollbesitz seiner Mittel. Auf beiden
Seiten bedient er sich der Vorteile des Tiefschnitts als etwas Selbstverständlichen. Die Kreis-
linie, die das Bild der Rückseite nach oben abschliesst, gibt nach dieser Richtung einen Finger-
zeig, ebenso die typische Art, wie die Signatur auf eingesenktem Grund steht. Stolz hat sich
der »Maler Pisano« gleich zweimal auf diesem seinem Erstlingswerk mit Namen genannt;
einmal in lateinischer, dann in griechischer Sprache.
dauernden Erz. Die von der römischen Antike überlieferte Form des Münzporträts wird auf-
genommen, aber nur dem Gedanken nach. Die Gestalt, die dieser Gedanke erhält, ist neu und
eigen. Dass der Künstler einen ungleich grösseren Durchmesser wählte als den der römischen
Prägungen, liegt einmal in der Einstellung des Malerauges, dann aber in der von ihm be-
vorzugten künstlerisch freieren Technik der Gussmedaille. Auch das grosse doppelseitige
Siegel mag dabei von Einfluss gewesen sein, ebenso wie dies bei den flandrischen Kaiser-
medaillen der Fall war. Ob aber Pisano diese überhaupt gekannt hat, steht dahin.23
Erstaunlich bleibt, wie Pisano sogleich auf den ersten Griff seinen Stil findet und damit
die Entwicklung der Schaumünze auf Jahrzehnte bestimmt. Man halte die Medaille neben die
Zeichnung. Was flau und leer in dem Bildnis anmutet, ist auf Kosten des blutlosen Modells
zu setzen, was daran befremdlich wirkt, ist der orientalisierende Zug in Typus und Tracht.
Aber wie durch Betonung des überhohen Hutes — er beansprucht eine ganze Hälfte des
Feldes—, dann durch den hoch hinaufgeschobenen Rock und den tief zwischen den Schultern
sitzenden Kopf der Eindruck des Gedrückten hervorgerufen, wie auf diese Weise das Müde
und Matte der Erscheinung herausgestellt wird, das lässt sofort den geborenen Porträtisten
erkennen. Man ahnt das Scheitern der Mission des Kaisers, wenn man dieses sein Bildnis
betrachtet. Mit leiser Änderung ist die Profilzeichnung dem Rund der Medaille angepasst.
Diese strafft die Linie, betont kräftiger den Umriss, und sehr überlegt auf den Ausdruck
berechnet ist die Anordnung, die das Brustbild im Feld so weit herabschiebt, dass das Auge
unterhalb der Horizontalachse zu stehen kommt.2*
Nicht weniger sicher ist der Künstler in der Ausgestaltung der Rückseite. Sie zeigt den
Kaiser auf der Reise in landschaftlicher Umgebung. In schlichter Tracht, ohne ritterliche
Waffen, am Sattel nur Bogen und Pfeilköcher, reitet er auf lendenlahmem Klepper daher, er
selber ein müder Mann, der angesichts eines Feldkreuzes am Wege die Hände faltet und alles
Gott anheimstellt. Der kleine Knappe zu Pferd, der daneben von rückwärts erscheint, ist eines
von Pisanos Lieblingsmotiven, das in seiner gewollten Verkürzung von der Malerei vorgebildet
war, aber die noch vorhandenen Skizzen zu dem Reiterlein bezeugen das gewissenhafte Natur-
studium. Die ganze Anordnung ist sorgfältig erwogen. Sie setzt die Gestalt des Kaisers als
das Wesentliche auf neutralen Grund und türmt als Gegengewicht zu ihr und zu dem Kreuz-
stock das Gelände felsig auf.
Technisch betrachtet, zeigt sich Pisano bereits im Vollbesitz seiner Mittel. Auf beiden
Seiten bedient er sich der Vorteile des Tiefschnitts als etwas Selbstverständlichen. Die Kreis-
linie, die das Bild der Rückseite nach oben abschliesst, gibt nach dieser Richtung einen Finger-
zeig, ebenso die typische Art, wie die Signatur auf eingesenktem Grund steht. Stolz hat sich
der »Maler Pisano« gleich zweimal auf diesem seinem Erstlingswerk mit Namen genannt;
einmal in lateinischer, dann in griechischer Sprache.