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Habich, Georg
Die Medaillen der italienischen Renaissance — Stuttgart, Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.68789#0066
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Vor anderen ferraresischen Meistern, deren Name uns indes unbekannt bleibt, verdient
der Schöpfer der Medaille des Rinaldo d’Este (XX i), eines der vielen Bastarde Niccolos,
Beachtung. Sein Stil nähert sich den drei ganz flach gehaltenen Stücken, die Ercole und seine
Gemahlin, die mutige und tatkräftige Lianora von Aragon, samt ihrem kleinen Sohn Alfonso
(XX 2 u. 3), dem späteren grossen Krieger und Gemahl der Lukrezia Borgia, darstellen.
Die Rückseite, die das fürstliche Kind als Knaben Herkules verherrlicht, ist für den zeich-
nerischen, wiederum auf einen Maler — etwa von der Art des Cossa — deutenden Stil be-
sonders bezeichnend.
Niccolo Leider nur dem Namen nach bekannt ist uns ein deutscher Maler, Niccolo d’Allemagna
d Allemagna genannt, der in den fünfziger Jahren in Ferrara Porträts malte und offenbar unter dem Ein-
druck der blühenden Medaillenkunst daselbst auch Schaumünzen verfertigte. Er ging dann
nach Mailand, und ein Brief des mailändischen Gesandten empfiehlt ihn Lodovico Sforza
besonders als Medailleur.*1

Trotz ihres bescheidenen Durchmessers tragen zwei wie Gegenstücke gearbeitete Me-
daillenbildnisse Alfonsos von Aragon (Abb. 22) und Federigos von Montefeltre (XXI 1),
Paolo da die ein sonst unbekannter Meister Paolo da Ragusa signiert hat, etwas von der einfachen
Ragusa Art pjsanos> sie sjnj gegen 1450 entstanden. Das gute Profil des etwa 30jährigen Federigo ist
noch nicht entstellt durch den Hieb, der ihm 1450 im Turnier das Nasenbein zerschmetterte.
Im Norden Italiens, in Mantua, wo wenig später der mantegneske Stil auch in der Medaille
Pietro da wirksam wurde, war in den fünfziger Jahren Pietro da Fano — »Petrus domo Fani« nennt
l'an0 er sich auf einer ebenso sachlichen wie hausbackenen Medaille des Markgrafen Lodovico

Gonzaga (XXI2): Rückseite ein Igel als Versinnbildlichung der kriegerischen Devise »noli me

tangere« — der Träger von Pi-
sanos Stil oder wenigstens seiner
Technik, die er freilich etwas
trocken handhabt.*2 Um so mehr
überraschen seine späteren Me-
daillen auf den Dogen Pasquale
Malipieri (f 1462) und die greise
Dogaressa Giovanna Dandolo

Abb. 22


(XXI3) durch ihre gross ange-
legte Form. Die beiden effekt-
vollausladenden Draperiefiguren
mit wallender Banderole auf der
Rückseite weisen über Pisano
hinaus auf eine weitere Ent-
wicklung, die der Künstler wohl
in Venedig erfuhr.

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