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Maillol, Aristide; Hackelsberger, Berthold
La Méditerranée — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 56: Stuttgart: Reclam-Verl., 1960

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72982#0038
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den Museen und unter seinen Zeitgenossen die für seine
weitere künstlerische Entwicklung notwendigen Vor-
bilder in den Werken Raffaels, Renoirs, Courbets und
vor allem in den großen, dekorativen Bildern Puvis de
Chavannes'. Das entscheidende Erlebnis wurden dann
die Bilder Gauguins aus der Bretagne, auf die ihn der
mit ihm befreundete Maler Maurice Denis aus dem
Kreis der Nabis aufmerksam gemacht hatte. Das flächig
dekorative Moment Gauguinscher Malerei brachte Mail-
lol, der schon auf der Akademie ausgeprägten Sinn für
schönes Material und seine handwerklich, richtige Ver-
arbeitung gezeigt hatte, zur Teppichweberei. Die goti-
schen Wandteppiche im Musee Cluny hatten ihm diese
Kunst nahegebracht.
Er begann nun selbst, Teppichkartons zu entwerfen.
1893 kehrte er in seine Heimatstadt Banyuls zurück und
richtete dort eine kleine Teppichweberei ein, in der er
mit einigen Arbeiterinnen seine Entwürfe selbst aus-
führte. Sein handwerklicher Ehrgeiz ging so weit, daß
er Garne und deren Färbmittel selbst herstellte.
Der Erfolg blieb nicht aus. Schon 1894, als er seine
Werke auf der Ausstellung der „Societe des Vingt" in
Brüssel zeigte, schrieb Gauguin: „Maillol stellt einen
Wandteppich aus, der nicht genug gelobt werden kann."
Eine gefährliche Augenkrankheit setzte jedoch seiner
Tätigkeit am Webstuhl ein jähes Ende. 1888 war er nach
Paris zurückgekehrt und arbeitete in der Vorstadt Ville-
neuve-St.-Georges. Aber schon während seiner Arbeit
an Kartons und Teppichen hatte Maillol sich mit Kera-
mik und kunstgewerblichen Holzschnitzereien beschäf-
tigt. Nun setzte in der zweiten Hälfte der neunziger
Jahre intensiv die Entwicklung seiner plastischen Kunst
ein.
Es entstand zunächst eine Reihe von Kleinplastiken,
die „Badenden", die der Kunsthändler Ambroise Vollard
bei Maillol entdeckte, in Bronze gießen ließ und 1902
in einer kleinen ersten Maillol-Ausstellung in seinem
Kellerladen in Paris, Rue Laffitte, zeigte. Die 33 Num-
mern der Schau machten Kenner und Kritiker in ent-
scheidender Weise auf Maillol aufmerksam. Rodin

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