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Vierzehnte Familie: Gesellige Gallert-Radiolarien.
(Schalenlose Meerqualster.)
XIV. Familia: Sphaerozoid J. Müller.
Charakter der Familie: Viele Centralkapseln (Einzelthiere) sind in einen gemein-
samen, aus Alveolen zusammengesetzten Gallertstock (Gesellschaftskörper) einge-
bettet und hängen durch ihre netzförmig zwischen den Alveolen anastomosirenden
Pseudopodien unmittelbar zusammen. Skelet fehlt oder besteht aus mehreren ein-
zelnen, zusammenhangslosen, rings um die Centralkapseln zerstreuten Stücken
(Spicula).
J. Müllers Familie der Sphaerozoen oder Sphaerozoiden umfasst die gesellig lebenden Ra-
diolarien, welche „ohne Gehäuse, nackt oder mit Kieselspicula“ sind (Abhandl. p. 17, p. 54). In
Bezug auf diesen wesentlichen Charakter ihres Skeletbaues entspricht ihnen unter den Monozoen voll-
ständig die Familie der Colliden, von denen isolirte oder abgelöste Individuen einer Sphaerozoiden -
Colonie nicht zu unterscheiden sind. Die ersten hierher gehörigen Thiere wurden von Meyen in
der chinesischen See beobachtet und 1834 als Sphaerozoum fuscum beschrieben (vergl. oben p. 3).
Diesem nächstverwandte Arten fand nach ihm erst Huxley in verschiedenen Meeren wieder und be-
schrieb sie 1851, ohne von Meyens Beobachtungen zu wissen, als Thalassicolla punctata (vergl. p. 12).
Doch fasste Huxley unter diesem Namen nicht nur solche Radiolarien-Colonieen zusammen, deren
Cenlralkapseln, wie bei Sphaerozoum fuscum, von einem Hofe von Kiesel-Spicula umlagert waren,
sondern auch ganz nackte, aller Skelettheile entbehrende Formen, und solche, bei denen jede Cen-
tralkapsel statt der Spicula von einer kugeligen Gitterschale umgeben war. Die letzteren trennte dann
später (1856) J. Müller unter dein Namen Collosphaera ab, indem er sie richtig als Colonieen von
Polycystinen auffasste, und für die ersteren, theils nackten, theils mit Spicula versehenen Formen
stellte er den früheren Gattungsnamen Meyens: Sphaerozoum wieder her, indem er den Namen
Thalassicolla auf die diesen entsprechenden, aber isolirt lebenden Formen beschränkte. Ausser
Huxleys Thalassicolla punctata beobachtete Müller im Mittelmeere noch mehrere andere, hierher
gehörige Sphaerozoen, welche theils ebenfalls mit Spicula versehen (S. acuferum, S. spinulosum), theils
nackt waren (<S. inerme, S. bicellulare). Dieselben Arten fand ich auch in Messina wieder, wo ich
ausserdem noch einige ueue Species beobachtete. Ich trenne die ganz nackten, aller Skelettheile ent-
behrenden Radiolarien-Colonieen als besondere Gattung (Collozoum) ab, und beschränke den Gattungs-
namen Sphaerozoum auf diejenigen Arten, bei denen jede Centralkapsel von einem Hofe von Spicula
umgeben ist und bei denen diese Spicula alle von einerlei Gestalt sind. Sphaerozoum acuferum, dadurch
sehr ausgezeichnet, dass zweierlei Formen von Spicula jede Centralkapsel umgeben, erhebe ich zum Re-
präsentanten einer besonderen Gattung: Rhaphidozoum. Diese mit Spicula bewaffneten Radiolarien-Colo-
nieen finden ihre vollkommen entsprechenden Repräsentanten unter den Monozoen in den Gattungen
Physematium, Thalassosphaera und Thalassoplancta, von welcher letzteren es sogar noch zweifelhaft ist,
ob sie nicht selbst hierher gehört. Wie diese drei letztgenannten Gattungen in der Colliden-Familie die
Tribus der Thalassosphaeriden begründen, so kann man auch Rhaphidozoum und Sphaerozoum als Reprä-
sentanten einer besonderen Unterfamilie unter den Sphaerozoiden betrachten, der Rhaphidozoiden. Diesen
spiculosen würden die nackten Sphaerozoiden als andere Subfamilie, als Collozoiden, gegenüber stehen,
deren einzige Gattung, Collozoum, den Gattungen Thalassicolla oder Thalassolampe unter den Colliden
(Unterfamilie der Thalassicolliden) vollkommen entspricht. Da die Organisation und die Lebenser-
scheinungen der schalenloscn Radiolarien-Colonieen bereits oben an verschiedenen Stellen ausführ-
lich erörtert worden sind, so genügt es, hier einfach auf jene allgemeine Darstellung zu verweisen,
in der ich Alles, was mir über die Zusammensetzung, die Fortpflanzung etc. dieser merkwürdigen
Thierstöcke bekannt geworden ist, zusammengefasst habe (p. 25 — 26, p. 116 — 127, p. 141-—150).
HaecLel, Radiolarien. 66
Vierzehnte Familie: Gesellige Gallert-Radiolarien.
(Schalenlose Meerqualster.)
XIV. Familia: Sphaerozoid J. Müller.
Charakter der Familie: Viele Centralkapseln (Einzelthiere) sind in einen gemein-
samen, aus Alveolen zusammengesetzten Gallertstock (Gesellschaftskörper) einge-
bettet und hängen durch ihre netzförmig zwischen den Alveolen anastomosirenden
Pseudopodien unmittelbar zusammen. Skelet fehlt oder besteht aus mehreren ein-
zelnen, zusammenhangslosen, rings um die Centralkapseln zerstreuten Stücken
(Spicula).
J. Müllers Familie der Sphaerozoen oder Sphaerozoiden umfasst die gesellig lebenden Ra-
diolarien, welche „ohne Gehäuse, nackt oder mit Kieselspicula“ sind (Abhandl. p. 17, p. 54). In
Bezug auf diesen wesentlichen Charakter ihres Skeletbaues entspricht ihnen unter den Monozoen voll-
ständig die Familie der Colliden, von denen isolirte oder abgelöste Individuen einer Sphaerozoiden -
Colonie nicht zu unterscheiden sind. Die ersten hierher gehörigen Thiere wurden von Meyen in
der chinesischen See beobachtet und 1834 als Sphaerozoum fuscum beschrieben (vergl. oben p. 3).
Diesem nächstverwandte Arten fand nach ihm erst Huxley in verschiedenen Meeren wieder und be-
schrieb sie 1851, ohne von Meyens Beobachtungen zu wissen, als Thalassicolla punctata (vergl. p. 12).
Doch fasste Huxley unter diesem Namen nicht nur solche Radiolarien-Colonieen zusammen, deren
Cenlralkapseln, wie bei Sphaerozoum fuscum, von einem Hofe von Kiesel-Spicula umlagert waren,
sondern auch ganz nackte, aller Skelettheile entbehrende Formen, und solche, bei denen jede Cen-
tralkapsel statt der Spicula von einer kugeligen Gitterschale umgeben war. Die letzteren trennte dann
später (1856) J. Müller unter dein Namen Collosphaera ab, indem er sie richtig als Colonieen von
Polycystinen auffasste, und für die ersteren, theils nackten, theils mit Spicula versehenen Formen
stellte er den früheren Gattungsnamen Meyens: Sphaerozoum wieder her, indem er den Namen
Thalassicolla auf die diesen entsprechenden, aber isolirt lebenden Formen beschränkte. Ausser
Huxleys Thalassicolla punctata beobachtete Müller im Mittelmeere noch mehrere andere, hierher
gehörige Sphaerozoen, welche theils ebenfalls mit Spicula versehen (S. acuferum, S. spinulosum), theils
nackt waren (<S. inerme, S. bicellulare). Dieselben Arten fand ich auch in Messina wieder, wo ich
ausserdem noch einige ueue Species beobachtete. Ich trenne die ganz nackten, aller Skelettheile ent-
behrenden Radiolarien-Colonieen als besondere Gattung (Collozoum) ab, und beschränke den Gattungs-
namen Sphaerozoum auf diejenigen Arten, bei denen jede Centralkapsel von einem Hofe von Spicula
umgeben ist und bei denen diese Spicula alle von einerlei Gestalt sind. Sphaerozoum acuferum, dadurch
sehr ausgezeichnet, dass zweierlei Formen von Spicula jede Centralkapsel umgeben, erhebe ich zum Re-
präsentanten einer besonderen Gattung: Rhaphidozoum. Diese mit Spicula bewaffneten Radiolarien-Colo-
nieen finden ihre vollkommen entsprechenden Repräsentanten unter den Monozoen in den Gattungen
Physematium, Thalassosphaera und Thalassoplancta, von welcher letzteren es sogar noch zweifelhaft ist,
ob sie nicht selbst hierher gehört. Wie diese drei letztgenannten Gattungen in der Colliden-Familie die
Tribus der Thalassosphaeriden begründen, so kann man auch Rhaphidozoum und Sphaerozoum als Reprä-
sentanten einer besonderen Unterfamilie unter den Sphaerozoiden betrachten, der Rhaphidozoiden. Diesen
spiculosen würden die nackten Sphaerozoiden als andere Subfamilie, als Collozoiden, gegenüber stehen,
deren einzige Gattung, Collozoum, den Gattungen Thalassicolla oder Thalassolampe unter den Colliden
(Unterfamilie der Thalassicolliden) vollkommen entspricht. Da die Organisation und die Lebenser-
scheinungen der schalenloscn Radiolarien-Colonieen bereits oben an verschiedenen Stellen ausführ-
lich erörtert worden sind, so genügt es, hier einfach auf jene allgemeine Darstellung zu verweisen,
in der ich Alles, was mir über die Zusammensetzung, die Fortpflanzung etc. dieser merkwürdigen
Thierstöcke bekannt geworden ist, zusammengefasst habe (p. 25 — 26, p. 116 — 127, p. 141-—150).
HaecLel, Radiolarien. 66