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I. Der Organismus der Acantharien.
„Krystall-Schwärmer"). Die Zahl der schwingenden Geissein, welche äusserst fein und lang sind, scheint
verschieden zu sein, bald ein, bald zwei, bisweilen vielleicht mehr. (Vergi. L. N. 2, p. 502, L. N. 17, p. 208).
Metamorphose. Die Entwicklung der flagellaten Zoospore zu den reifen Acantharien-Formen ist
bisher noch nicht durch Beobachtung erkannt. Es lässt sich jedoch annehmen, dass dieselbe bei allen
Acantharien durch eine Metamorphose erfolgt, welche derjenigen der übrigen Radiolarien ähnlich sein
wird. Wahrscheinlich schwimmt die Geissel-Spore (im Astosia-Zustand) eine Zeitlang frei im Meere um-
her und geht dann durch mehrere Heliozoen-Zustände hindurch (Actinophrys, Sphaerastrum). Dann wird
entweder zunächst die Bildung einer Central-Kapsel (Actissa) erfolgen, oder die Verdichtung von Axen-
fäden (Actinosphaerium) zu Acanthin-Stacheln (Actinelius). Die weitere Entwickelung bleibt im einfachsten
Falle (Actinelius) auf einer Stufe stehen, welche sich von dem AAsa-Stadium wesentlich nur durch die
Verwandlung radialer Axenfäden in Acanthin-Stacheln unterscheidet. In der kleinen Gruppe der Actinelida
bleibt deren Zahl wechselnd und meistens unbestimmt (Ad eia ca nth a), während bei der grossen Mehr-
zahl der Legion (Acanihonida und Acanlhophracta) sich die Zahl 20 constant erhält und diese 20 Radial-
stacheln nach dem Miiu-ER'schen Gesetze sich regelmässig in fünf Parallel-Kreise von je vier kreuz-
ständigen Stacheln vertheilen (Icosacantha). Die einfachste Form unter diesen letzteren ist Acan-
thometron, welches ebenso in ontogenetischem wie in phylogenetischem Sinne als die gemeinsame
Ausgangsform aller Icosacanthen angesehen werden kann. Innerhalb dieser formenreichen Gruppe ent-
wickeln sich dann ähnliche Verschiedenheiten des Wachsthums in den drei Dimensiv-Axen, wie bei den
Spumellarien. Bei den Astrolonchiden und Sphaerophracten bleibt die Central-Kapsel kugelig und dehnt sich
gleichmässig nach allen Richtungen aus; dem entsprechend erhält auch die Gitterschale, welche an der
Oberfläche des kugeligen Calymma ausgeschieden wird, die Kugelgestalt. Bei den Belonaspiden geht
diese (ebenso wie bei den Prunoideen) durch Verlängerung einer Axe in die ellipsoïde Form über; um-
gekehrt bei den Hexalaspiden (wie bei den Discoideen) durch Verkürzung einer Axe in die Scheiben- oder
Linsen-Form. Bei den Diploconiden endlich, bei denen das Wachsthum in den drei Dimensiv-Axen ver-
schieden wird (ebenso wie bei den Larcoideen und einigen Hexalaspiden) nimmt die Central-Kapsel so-
wohl als die Schale die lentelliptische Form an. Die Gitterschale der Acanthophracten entsieht wohl meistens
successiv, indem von jedem der 20 Radial-Stacheln je zwei oder vier tangentiale Apophysen auswachsen,
deren Aeste sich erst nachher berühren und zur Bildung der Gitterschale zusammentreten. Nur bei den eigen-
thümlichen Sphaerocapsiden dürfte die gepflasterte Gitterschale simultan, in einem Lorications-Momente, entstehen.
Ursprung der Acantharien. Das Genus Actinelius (Taf. I, Fig. 1), welches wohl naturgemäss
als gemeinsame Stammform aller Acantharien betrachtet werden kann, besitzt eine kugelige Central-Kapsel,
welche in Folge frühzeitiger Kernspaltung zahlreiche kleine Kerne einschliesst; aus ihrem Mittelpunkt ent-
springen zahlreiche einfache Radial-Stacheln von gleicher Grösse, welche die Central-Kapsel durchbohren.
Von der Sarcomatrix, welche letztere umhüllt, strahlen zwischen den Stacheln sehr zahlreiche radiale Pseu-
dopodien aus. Actinelius kann unmittelbar von Actissa, als der gemeinsamen Stammform aller Radiolarien,
abgeleitet werden, und zwar dadurch, dass sich die Pseudopodien der letzteren in zwei Gruppen differen-
zirten, in weich bleibende Myxopodien und in starr werdende Axopodien. Indem die letzteren sich in
starke Acanthin-Stäbe verwandelten und im Centrum berührten, verdrängten sie den Nucleus aus seiner
ursprünglichen centralen Lage und veranlassten seine frühzeitige Spaltung. Actinelius ist zugleich unter
allen Radiolarien diejenige Form, welche nebst Actissa die nächste Beziehung zu den Heliozoën besitzt.
Denkt man sich die starren Axenfäden von Actinosphaerium theilweise in Acanthin-Stäbe verwandelt und
die kernhaltige Marksubstanz desselben von der alveolaren Rindenschicht durch eine Membran (Central-
Kapsel) getrennt, so entsteht Actinelius.
Astrc
Erst,
Subiti,
Wcanth
I. Der Organismus der Acantharien.
„Krystall-Schwärmer"). Die Zahl der schwingenden Geissein, welche äusserst fein und lang sind, scheint
verschieden zu sein, bald ein, bald zwei, bisweilen vielleicht mehr. (Vergi. L. N. 2, p. 502, L. N. 17, p. 208).
Metamorphose. Die Entwicklung der flagellaten Zoospore zu den reifen Acantharien-Formen ist
bisher noch nicht durch Beobachtung erkannt. Es lässt sich jedoch annehmen, dass dieselbe bei allen
Acantharien durch eine Metamorphose erfolgt, welche derjenigen der übrigen Radiolarien ähnlich sein
wird. Wahrscheinlich schwimmt die Geissel-Spore (im Astosia-Zustand) eine Zeitlang frei im Meere um-
her und geht dann durch mehrere Heliozoen-Zustände hindurch (Actinophrys, Sphaerastrum). Dann wird
entweder zunächst die Bildung einer Central-Kapsel (Actissa) erfolgen, oder die Verdichtung von Axen-
fäden (Actinosphaerium) zu Acanthin-Stacheln (Actinelius). Die weitere Entwickelung bleibt im einfachsten
Falle (Actinelius) auf einer Stufe stehen, welche sich von dem AAsa-Stadium wesentlich nur durch die
Verwandlung radialer Axenfäden in Acanthin-Stacheln unterscheidet. In der kleinen Gruppe der Actinelida
bleibt deren Zahl wechselnd und meistens unbestimmt (Ad eia ca nth a), während bei der grossen Mehr-
zahl der Legion (Acanihonida und Acanlhophracta) sich die Zahl 20 constant erhält und diese 20 Radial-
stacheln nach dem Miiu-ER'schen Gesetze sich regelmässig in fünf Parallel-Kreise von je vier kreuz-
ständigen Stacheln vertheilen (Icosacantha). Die einfachste Form unter diesen letzteren ist Acan-
thometron, welches ebenso in ontogenetischem wie in phylogenetischem Sinne als die gemeinsame
Ausgangsform aller Icosacanthen angesehen werden kann. Innerhalb dieser formenreichen Gruppe ent-
wickeln sich dann ähnliche Verschiedenheiten des Wachsthums in den drei Dimensiv-Axen, wie bei den
Spumellarien. Bei den Astrolonchiden und Sphaerophracten bleibt die Central-Kapsel kugelig und dehnt sich
gleichmässig nach allen Richtungen aus; dem entsprechend erhält auch die Gitterschale, welche an der
Oberfläche des kugeligen Calymma ausgeschieden wird, die Kugelgestalt. Bei den Belonaspiden geht
diese (ebenso wie bei den Prunoideen) durch Verlängerung einer Axe in die ellipsoïde Form über; um-
gekehrt bei den Hexalaspiden (wie bei den Discoideen) durch Verkürzung einer Axe in die Scheiben- oder
Linsen-Form. Bei den Diploconiden endlich, bei denen das Wachsthum in den drei Dimensiv-Axen ver-
schieden wird (ebenso wie bei den Larcoideen und einigen Hexalaspiden) nimmt die Central-Kapsel so-
wohl als die Schale die lentelliptische Form an. Die Gitterschale der Acanthophracten entsieht wohl meistens
successiv, indem von jedem der 20 Radial-Stacheln je zwei oder vier tangentiale Apophysen auswachsen,
deren Aeste sich erst nachher berühren und zur Bildung der Gitterschale zusammentreten. Nur bei den eigen-
thümlichen Sphaerocapsiden dürfte die gepflasterte Gitterschale simultan, in einem Lorications-Momente, entstehen.
Ursprung der Acantharien. Das Genus Actinelius (Taf. I, Fig. 1), welches wohl naturgemäss
als gemeinsame Stammform aller Acantharien betrachtet werden kann, besitzt eine kugelige Central-Kapsel,
welche in Folge frühzeitiger Kernspaltung zahlreiche kleine Kerne einschliesst; aus ihrem Mittelpunkt ent-
springen zahlreiche einfache Radial-Stacheln von gleicher Grösse, welche die Central-Kapsel durchbohren.
Von der Sarcomatrix, welche letztere umhüllt, strahlen zwischen den Stacheln sehr zahlreiche radiale Pseu-
dopodien aus. Actinelius kann unmittelbar von Actissa, als der gemeinsamen Stammform aller Radiolarien,
abgeleitet werden, und zwar dadurch, dass sich die Pseudopodien der letzteren in zwei Gruppen differen-
zirten, in weich bleibende Myxopodien und in starr werdende Axopodien. Indem die letzteren sich in
starke Acanthin-Stäbe verwandelten und im Centrum berührten, verdrängten sie den Nucleus aus seiner
ursprünglichen centralen Lage und veranlassten seine frühzeitige Spaltung. Actinelius ist zugleich unter
allen Radiolarien diejenige Form, welche nebst Actissa die nächste Beziehung zu den Heliozoën besitzt.
Denkt man sich die starren Axenfäden von Actinosphaerium theilweise in Acanthin-Stäbe verwandelt und
die kernhaltige Marksubstanz desselben von der alveolaren Rindenschicht durch eine Membran (Central-
Kapsel) getrennt, so entsteht Actinelius.
Astrc
Erst,
Subiti,
Wcanth