Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Haeckel, Ernst; Haeckel, Ernst [Hrsg.]
Die Radiolarien (Rhizopoda radiaria) ; eine Monographie (Band 4): Die Phaeodarien oder Cannopyleen Radiolarien — Berlin, 1888

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3111#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I, Der Organismus der Phaeodarien.

Phaeodaria, E. Haeckel, 1879. (Lit. Nr. 9, pag. 151).
Tripylea, R. Hertwig, 1879. (Lit. Nr. 8, pag. 87, 107).
Cannopylea, E. Haeckel, 1881. (Lit. Nr. 10, pag. 470).
Pansolenia, E. Haeckel, 1878. (Lit. Nr. 7, pag. 102).

Definition. Die Phaeodarien sind Radiolarien mit doppelter Membran der sphaeroidalen Central-
Kapsel, welche an einem Pole der Hauptaxe die Astropyle besitzt, eine eigenthümliche röhrenförmige
Hauptöffnung, in der Mitte eines kreisrunden Strahlendeckels (Operculum radiatum). Gewöhnlich (aber
nicht immer) liegen zu beiden Seiten des entgegengesetzten Poles der Hauptaxe ein Paar kleine laterale
Nebenöffnungen (oder Parapylen). Das Extracapsulum ist beständig durch den Besitz des excentrischen
Phaeodium ausgezeichnet, eines voluminösen Haufens dunkler Pigment-Körner, welche die Astropyle der
Central-Kapsel bedecken. Das Skelet fehlt nur sehr selten, liegt ausserhalb der Central-Kapsel, besteht
aus Kieselerde oder einem carbonischen Silicat (oft aus hohlen Kieselröhren), und ist von sehr mannig-
faltiger, oft höchst complicirter Gestalt. Die Grundform ist ursprünglich monaxon, oft bilateral.

Historische Bemerkungen. Die Legion der Phaeodarien oder Cannopyleen wurde als selbständige
Hauptgruppe (Ordnung) der Radiolarien-Klasse 1878 in meinem „Protistenreich" (pag. 102) unter dem
Namen Pansolenia aufgestellt. Diese Benennung beruhte auf der Voraussetzung, dass das Skelet dieser
interessanten Radiolarien stets aus hohlen Röhren zusammengesetzt sei, im Gegensatze zu den übrigen
Radiolarien. Indessen überzeugte ich mich bald, dass dies keineswegs immer der Fall ist, vielmehr bei
einem grossen Theile der Pansolenien das Gitter-Skelet aus soliden Balken zusammengesetzt ist. Da-
gegen fand ich, dass eine gemeinsame Eigenthümlichkeit aller Radiolarien dieser Legion in der bestän-
digen Anwesenheit des Phaeodium besteht, eines voluminösen, extracapsularen Pigment-Körpers. Daher
änderte ich 1879 jene Benennung in Phaeodaria, und da ich in der Challenger-Sammlung eine erstaun-
liche Anzahl von neuen und wundervollen Typen dieser Gruppe entdeckt hatte, unterschied ich in einer
vorläufigen Mittheilung vier verschiedene Ordnungen und zehn Familien, mit 38 Gattungen (Lit. Nr. 9).

In demselben Jahre, 1879, veröffentlichte Richard Hertwig in seinem ausgezeichneten Werke über
„Den Organismus der Radiolarien" die erste genaue Beschreibung der feineren Structur ihres Weich-
körpers, insbesondere der Central-Kapsel, und da er bei den wenigen, von ihm untersuchten Formen
von Pansolenien drei Oeffnungen in der Kapsel-Membran gefunden hatte (eine Hauptöffnung und zwei
Nebenöffnungen), schlug er für sie die Bezeichnung Tripylea vor, in der Voraussetzung, dass diese drei
Oeffnungen hier allgemein vorkommen. Aber auch dies ist nicht der Fall. Die zwei Nebenöffnungen
fehlen in einigen Familien, während ihre Zahl in anderen vermehrt ist. Dagegen liegt ein eigenthüm-
licher, beständiger und sehr merkwürdiger Character der Kapsel-Structur in der röhrenförmigen Haupt-
öffnung, welche sich rüsselartig aus der Mitte eines Strahlen deckeis erhebt. Daher schlug ich 1881 vor

^
 
Annotationen