Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Haeser, Heinrich; Haeser, Heinrich [Hrsg.]
Über die Krankheit des verstorbenen Prof. Dr. Fohmann zu Lüttich: u. die Ergebnisse der Leichenuntersuchung; mitgeth. von Dr. A. F. J. Raikem ... u.s.w. — Leipzig: Wigand, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15652#0001
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
380

Miscellen.

aber wurden diese Pulsationen, sobald das Kind
mit äusserer Luft in Berührung kam, wie bei
Einführung der Hand, behufs vorzunehmender
Wendung. Wurde das Kind geboren u. die Cir-
eulation durch den Nabelstrang nicht gehemmt,
während das Atomen noch nicht zu Stande ge-
kommen war, so fand man die Zahl der Herz-
schläge des Kindes meist auf 60 in der Minute
beschränkt.

Ref. ist bemüht gewesen, den Lesern dieser
Zeitschrift eine Uebersicht des vorliegenden Wer-
kes zu geben, bedauert aber, dass eine weitere
Darlegung des reichen Inhalts dieser Schrift ihm
nicht gestattet ist. Wir müssen dem Vf. der-
selben das Zeugniss geben, dass er sorgfältig be-
obachtet u. seine Erfahrungen zu reichlichem
Nachdenken benutzt habe. Darum begegnen wir
in jedem Capitel so manchem Gesichtspunkte,
den wir nicht blos neu, sondern auch gewinnbrin-
gend für die Behandlung nennen dürfen. Was
der Vf. in Betreff der Kur kranker Ovarien mit-
theilt, sichert ihm den Dank seiner Fachgeuossen
in hohem Grade. Nicht weniger verdient es An-
erkennung, dass Hamilton, wenn gleich Brite
u. fast 80 J. alt, dennoch eifert gegen die zum
Uebermaass neigende Unthätigkeit englischer Ge-

burtshelfer bei Abwartung verzögerter Geburten.
Die deutsche Geburtshülfe ist dem Vf. dagegen
völlig fremd geblieben u. er scheint sie nur als
schlechte Copie der französischen zu betrachten.
Nicht ein deutscher Name kommt in dem Buche
vor u. ausser den engl. Schriftstellern über Ge-
burtshülfe kennt er nur noch etliche neuere
Franzosen. Dafür aber fehlen nicht Angaben,
welche Hamilton's Unkenntniss fremder Sitten
u. Grundsätze darthun; dahin muss es gerechnet
werden, wenn er p. 283 angiebt, auf dem Conti-
nent sei es allgemeine Regel, nach geborenein
Kindeskopfe nicht weiter auf eine W ehe zu war-
ten , sondern ohne diese sogleich das Kind aus-
zuziehn! Wo mag der gute Alte diess erfahren
haben'? Dennoch aber ist dieses Buch für jeden
prakt. Geburtshelfer eine wichtige Erscheinung u.
wie es selbst reich ist an Thatsachen für ein
glücklicheres Handeln in unserin Fache, so wirkt
es insbesondere auch anregend zum Nachdenken
u. verständiger Skepsis, welche letztere eine Ei-
genthiiinlichkeit des Vf. zu sein scheint. Möchten
wir recht bald die Fortsetzung des Werkes an-
zuzeigen haben. Druck u. Papier ist englisch.

Schneemann.

C. Miscellen.

Ueber die Krankheit des verstorbenen Prof. Dr. wobei die Bewegung dieser Theile unregelmässig
Fohmann zu Lüttich, u. die Ergebnisse der Leichen- dem Einflüsse des Willens mehr oder weniger entzogen
Untersuchung. Mitgeth. von Dr. A. F. J. Rai kern, war. Der Gang wurde schwierig, wankend u. unbe-
ordentl. Prof. der patholog. Anatomie zu Lüttich u. s.w. stimmt, vorzüglich nach vorhergegangener Ruhe, zu-
Wir entnehmen nachfolgende Mittheilung dem Novbrhefte weilen traten selbst krampfige Zuckungen in den oberen
der Annal. de med. beige vom J. 1837 u. glauben des u. unteren Extremitäten, hauptsächlich in den Muskeln
Interesses der Leser für dieselben gewiss zu sein, der Hände ein; fast beständig litt der Kranke an Kopf-
Jena. Ii. Häser. schmerz u. Schwindel. Ausserdem litt auch das rechte

M. V. Fohmann, ord. Prof. der Anatomie an Auge bei den beständigen u. anhaltenden mikroskop.

der Universität zu Lüttich, gestorben im 43. J. am 25. Untersuchungen, mit denen sich Ko h mann beschäf-

Sptbr. 1837, war von einer die mittlere Grösse etwas tigte, ausserordentlich, es wurde schwachsichtig, die

übertreffenden Statur u. erfreute sich einer kräftigen u. Pupille erweiterte sich u. das obere Augenlid erschien

robusten Constitution, so wie in der Regel eines ihr mehr oder weniger gelähmt. Mehrere Male litt der

entsprechenden Gesundheitszustandes. Vor 4 Jahr, zeig- Kranke an einem katarrhalischen Zustande; von Zeit

ten sich die ersten Spuren einer Kränklichkeit, deren zu Zeit beklagte er sich über Schmerzen in der rcch-

Folgen ihn zuletzt mitten aus einer Bahn hinwegrafften, ten Brust u. über Herzklopfen, wodurch er vorzüglich

auf welcher er schon so viel Ruhm geerndtet hatte. Deu des Nachts belästigt wurde. Am besten befand er sich

vorzüglichsten Einfluss auf die Störung seiner sonst so bei einer hohen Temperatur, dagegen hatte er bei

blühenden Gesundheit hatten besonders die tägliche Be- stürmischer, kalter u. regnerischer Witterung desto

schäftigung dieses rastlosen Forschers mit metallischem mehr zu leiden. Gleichzeitig mit dem Eintritt jener

Quecksilber, behufs seiner meisterhaften Injectionen nervösen Symptome stellte sich zu wiederholten Malen

der Lymphgefässe, welche demselben einen so unver- ein copiöser Speichelfluss ein, welchen Fohmann

gänglichen Ruhm in den Annalen der Wissenschaft, ge- glücklicherweise für ein günstiges Zeichen ansah, so

gründet haben, — ferner sein fast beständiger Aufent- wenig er sich auch weder die Natur, noch die Gefahr

halt in den Sa'len der anatom. Anstalt, endlich leider der Krankheit verhehlte. Er selbst nahm zu einer

auch häufig wiederholte deprimirende Gemüthsbewe- Menge von Hülfsmitteln seine Zuflucht, die indess von

gungen. Durch alle diese Verhältnisse bildete sich zu- keinem dauernden Erfolge waren; so wurden z. B.

letzt ein Krankheitszustand, der sich nur zu deutlich Blutegel an den After u. blutige Schröpfköpfe auf den

als ein Rückenmarksleiden offenbarte u. folgende Sym- untern Theil der Rückenwirbelsäule, ferner 2 Haarseile

ptome zeigte: Der Kranke litt beständig an dumpfen in der Rückengegend applicirt, Autenrietbsche Salbe

u. tiefen Schmerzen in der Rücken- u. Lendengegend, eingerieben, warme Schwefelbäder, kalte Waschungen

an Zittern, Einschlafen, Kriebeln u. Ameisenkriechen des Kopfs, des Halses u. des Rückens, Mixturen mit

in den Gliedern, vorzüglich in den Fingern u. Händen, Nitrum, leichte Purganzen , Schwefel in Verbindung
 
Annotationen