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Hagen, Friedrich Heinrich von der
Über die Gemälde in den Sammlungen der altdeutschen lyrischen Dichter vornämlich in der Manessischen Handschrift, und über andere auf dieselben bezügliche gleichzeitige Bildwerke (Erster Theil) — Berlin, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.3977#0023
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in den Sammlungen der Alldeutschen lyrischen Dichter. 459

so dafs auch dadurch das ganze Ritterbild vielfarbig und lebendig her-
vorspringt. — . •

Zu den obigen ritterlichen Kampfbildern füge ich hier nur noch:
1) das Lanzenrennen {tschost, Franz. jauste-, joute) Walthers von Klin-
gen, dessen Zweikampf, aufweichen beiderseits theilnehmende Frauen
und Fräulein vom Balkone niederschauen, ihn als Sieger zeigt, zwar mit zer-
brochener Lanze, über den mit Ross, Schild und Lanze, zusammenstürzen-
den Ritter.

2) Das Bild zu dem Scharfenberger, welches weder zu seinen Lie-
dern, noch sonst von ihm bekannten Verhältnissen stimmt: ebenfalls ein
Zweikampf, im Angesicht theilnehmend beiderseits herabschauender
Frauen; aber ein Schwertkampf zu Fufs, und beide Fechter im Haus-
kleide, baarhaupt, und ohne alle Rüstung, bis auf den kleinen runden, in
der Mitte stark mit einer Spitze ausgebauchten Schild, ohne Abzeichen:
es scheint ein Ordal, oder Gottesurtheil durch den Zweikampf. Diese kleinen
Schilde sind die Buckeler (Franz. bouclier) genannten, im Gegensatz des gro-
fsen Schirm- und Ritterschildes (Wartburg-Krieg), und das Ganze erinnert
an den Zweikampf des Heldenbuchs, welchen Wolfdietrich, auch nur mit
dem Buckeler gewaffnet, im blofsen Hemde, gegen einen Heiden im Mefser-
werfen bestehen mufs.

Aufser diesen ritterlichen Waffen, finden sich auf vorliegenden Gemäl-
den auch noch mancherlei andere Waffen des kleiner dargestellten Fufsvolkes:
längere, unten in eine Spitze auslaufende Schilde, die in den Boden gesteckt
werden können {pavese, Franz. pavois), zur festen Schildburg, die Arme
frei lafsend; dann auch viereckige Schilde, Panzerhemden ohne Panzerhosen,
Schuppenpanzer, Bickelhauben und Hüte, Bogen und Pfeile, Äxte, Fackeln
— bei Belagerung einer Veste, die auch mit Armbrüsten und Steinen (selbst
in Frauenhand) vertheidigt wird (Düring). Eine andre Burg wird sogar durch
eine Maschine, nach Art der antiken Steinschleuder (balista), bestürmt, die
ein Mahn mit einem schweren Schlegel in Bewegung setzt: während von
oben mit einer Armbrust (arcubalisla) herabgeschossen wird, jedoch nicht
zur Vertheidigung, sondern von weiblicher Hand wird am Bolzen ein Brief-
chen dem unten versteckten Freunde heimlich zugesendet (Trosberg).

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